Welle auf Welle rollt an den Strand von Saarema. Das klare Wasser plätschert gegen die Küstenlinie der größten Insel vor der Westküste Estlands. Jetzt im Sommer ist die Ostsee friedlich. Im Januar war das ganz anders, erinnert sich Hannes Tõnisson von der Universität von Tallinn.
"Wir waren diesen Winter zwei, drei Tage dort während der extremen Stürme. Einmal Anfang Januar und einmal Ende November. Während die Stürme tobten, haben wir die ganze Zeit am Strand die Veränderungen gemessen. Allein der sandige Steilhang wurde jede Stunde um 60 Zentimeter erodiert. Im Laufe des Sturms hat er sich um insgesamt vier Meter zurückgezogen."
Die Stürme nagen an Estlands Küsten und das stärker als jemals zuvor. Allein in den vergangenen 20 Jahren haben sich die Erosionsprozesse um das vier- bis fünffache beschleunigt, erzählt der Geoökologe. Verantwortlich dafür sei der Klimawandel. An der Grenze zwischen warmen und kalten Luftmassen entstehen traditionell schwere Stürme. Durch die zunehmende Erwärmung wandert diese Grenze nach Norden.
"Das bedeutet auch, dass die Gegend der stärksten Stürme nach Norden wandert. Alle Tiefdruckgebiete auf der Nordhalbkugel drehen sich gegen den Uhrzeigersinn. Dadurch treten die heftigsten Winde immer im Südosten des Zentrums auf und treffen jetzt auf Estland."
Diese Sturmtiefs bringen gerade im Winter und Frühling immer mehr warme Luft vom Atlantik nach Estland. Und damit verursachen sie noch ein ganz anderes Problem.
"Das Meer friert im Winter nicht mehr völlig zu. Dadurch fehlt die geschlossene Eisdecke, die normalerweise die Küsten vor der Kraft der Wellen und der Erosion schützen würde. Stattdessen können die Wellen fast das ganze Jahr über den Strand erreichen. Der Winter setzt immer später ein, die Küsten bleiben immer länger ungeschützt und die Erosion kann länger wirken."
Trotz der enormen Veränderungen ist Hannes Tõnisson weniger beunruhigt als fasziniert. Denn in Estland leben kaum Menschen direkt an der Küste. Während der sowjetischen Besatzung war ein mehrere Kilometer breiter Streifen entlang der Küste des gesamten Landes Sperrzone. Bis heute gibt es in diesem Bereich nur wenige Siedlungen und kaum Infrastruktur.
"Wir können diesen Küstenprozessen einfach ihren Lauf lassen. Aus wissenschaftlicher Sicht ist das sehr interessant, denn es gibt nicht viele Orte auf der Welt, an denen Sie das machen können, ohne Menschen oder Infrastruktur zu gefährden. Aber wir können einfach zuschauen, wie die Küstenprozesse auf den Klimawandel reagieren."
An einigen Stellen zieht sich die Küste Estlands allerdings heute schon um zehn Meter pro Jahr zurück. Sollte die Erosion dieses Tempo beibehalten, werden auch die Esten in wenigen Jahren nicht mehr nur zuschauen können, wie die Ostsee ihr Land auffrisst.
"Wir waren diesen Winter zwei, drei Tage dort während der extremen Stürme. Einmal Anfang Januar und einmal Ende November. Während die Stürme tobten, haben wir die ganze Zeit am Strand die Veränderungen gemessen. Allein der sandige Steilhang wurde jede Stunde um 60 Zentimeter erodiert. Im Laufe des Sturms hat er sich um insgesamt vier Meter zurückgezogen."
Die Stürme nagen an Estlands Küsten und das stärker als jemals zuvor. Allein in den vergangenen 20 Jahren haben sich die Erosionsprozesse um das vier- bis fünffache beschleunigt, erzählt der Geoökologe. Verantwortlich dafür sei der Klimawandel. An der Grenze zwischen warmen und kalten Luftmassen entstehen traditionell schwere Stürme. Durch die zunehmende Erwärmung wandert diese Grenze nach Norden.
"Das bedeutet auch, dass die Gegend der stärksten Stürme nach Norden wandert. Alle Tiefdruckgebiete auf der Nordhalbkugel drehen sich gegen den Uhrzeigersinn. Dadurch treten die heftigsten Winde immer im Südosten des Zentrums auf und treffen jetzt auf Estland."
Diese Sturmtiefs bringen gerade im Winter und Frühling immer mehr warme Luft vom Atlantik nach Estland. Und damit verursachen sie noch ein ganz anderes Problem.
"Das Meer friert im Winter nicht mehr völlig zu. Dadurch fehlt die geschlossene Eisdecke, die normalerweise die Küsten vor der Kraft der Wellen und der Erosion schützen würde. Stattdessen können die Wellen fast das ganze Jahr über den Strand erreichen. Der Winter setzt immer später ein, die Küsten bleiben immer länger ungeschützt und die Erosion kann länger wirken."
Trotz der enormen Veränderungen ist Hannes Tõnisson weniger beunruhigt als fasziniert. Denn in Estland leben kaum Menschen direkt an der Küste. Während der sowjetischen Besatzung war ein mehrere Kilometer breiter Streifen entlang der Küste des gesamten Landes Sperrzone. Bis heute gibt es in diesem Bereich nur wenige Siedlungen und kaum Infrastruktur.
"Wir können diesen Küstenprozessen einfach ihren Lauf lassen. Aus wissenschaftlicher Sicht ist das sehr interessant, denn es gibt nicht viele Orte auf der Welt, an denen Sie das machen können, ohne Menschen oder Infrastruktur zu gefährden. Aber wir können einfach zuschauen, wie die Küstenprozesse auf den Klimawandel reagieren."
An einigen Stellen zieht sich die Küste Estlands allerdings heute schon um zehn Meter pro Jahr zurück. Sollte die Erosion dieses Tempo beibehalten, werden auch die Esten in wenigen Jahren nicht mehr nur zuschauen können, wie die Ostsee ihr Land auffrisst.