Bäume blühen zwei bis drei Wochen früher, und manche Insekten sind auch eher unterwegs; die jedenfalls, die auf Temperaturreize reagieren. Wer auf Signale angewiesen ist, die mit der Tageslänge zusammenhängen, kommt aber nicht mit. Deswegen trifft die Blütezeit von Pflanzen manchmal nicht mehr mit dem Flug bestäubungswilliger Insekten zusammen.
Seit einiger Zeit gibt es mehr sehr warme, trockene Tage und kürzere Kälteperioden.
Mit dem Klimawandel haben wir Pflanzen auf Wanderschaft geschickt, sagt die Biologin Ulrike Aufderheide, die naturnahe Gärten und andere Freiflächen plant. Was hier nicht mehr zurecht kommt, wandert Richtung Nordosten, dafür ziehen wärmeliebende Arten aus dem Südwesten nach.
"Pflanzen, die von Natur aus an solche trockenen Standworte angepasst sind, die haben natürlich einen Vorteil, auch für Gärten und Parks, weil sie nicht gewässert werden müssen.
Das sind ganz viele ganz beliebte Gewürzpflanzen, Gewürzsalbei, Thymian, der Lavendel, Ysop, Currykraut.
Das ist eine besondere Chance für naturnahe Gärten, weil wir jetzt schon beobachten, dass diese Pflanzen bei Insekten zum Beispiel sehr beliebt sind."
Das ist eine besondere Chance für naturnahe Gärten, weil wir jetzt schon beobachten, dass diese Pflanzen bei Insekten zum Beispiel sehr beliebt sind."
Insekten auf Wanderschaft
Insekten profitieren zurzeit noch vom Klimawandel, erläutert Martin Klatt vom Naturschutzbund NABU in Baden-Württemberg. Holzbiene, Feuerlibelle und sogar die Gottesanbeterin haben es bereits bis nach Skandinavien geschafft. Andere Arten kommen mit Containerschiffen aus Asien nach Deutschland und siedeln sich hier an, was aber nicht unbedingt ein Grund zur Freude ist.
"Da geht es zum Beispiel um den Asiatischen Laubholzbockkäfer, der über Transportholz, möglicherweise auch über Bonsaipflanzen zu uns gekommen ist. Dieser Käfer hat ein enormes Potenzial, sehr viele unserer Laubbäume zu schädigen."
Baum mit Potenzial
Bei Waldbäumen, aber auch Straßenbäumen haben Schadinsekten leichtes Spiel, weil viele etablierte Arten von Linde, Eiche oder Ahorn auf ihren viel trockener gewordenen Standorten schwach und anfällig werden.
Dr. Philipp Schönfeld von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau arbeitet an einem Versuch mit 20 Baumarten, die in drei Städten mit ganz unterschiedlichen klimatischen Randbedingungen getestet werden.
Dr. Philipp Schönfeld von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau arbeitet an einem Versuch mit 20 Baumarten, die in drei Städten mit ganz unterschiedlichen klimatischen Randbedingungen getestet werden.
"Gewählt haben wir die drei Standorte, weil abzusehen war, es wird nicht die eine Baumart geben, die überall gleich erfolgreich ist. Interessant ist zum Beispiel, dass manche Baumarten deutlich frosthärter sind, die man sonst eher der südeuropäischen Flora zurechnet. Zum Beispiel die Blumenesche ist in unserem Versuch deutlich frosthärter als in der Literatur bisher angegeben.
Bäume, die eigentlich von Hause aus von Auenstandorten kommen, bewähren sich im trockenen Klima sehr gut, haben offenbar da ein Potenzial, was man ihnen bisher nicht zugetraut hat und noch nicht ausgeschöpft hat."
Die können das, sagt der Naturgarten-Planer Reinhard Witt und meint die Wildpflanzen, die auf dem Dach seines Hauses während einer Dürreperiode völlig vertrocknet waren, deren Sämlinge aber nach dem nächsten Regen auskeimten.
Pflanzen mit Gepäck
Später versanken die neuen Pflanzen in Dauerregen und gingen ebenfalls ein. Und wieder begrünten einige Zeit später Sämlinge das Dach neu.
"Das ist so, als ob ich einen Rucksack hätte mit ganz vielen Sachen. Ich habe da drin was gegen Überschwemmung, ich habe einen Hitzeschutz dabei. Ich habe auch viel zu trinken dabei und vor allem viel zu essen. Alles haben die Pflanzen mit in ihrem Gepäck und können sozusagen überleben, je nach Witterung, je nach Verlauf des Klimawandels. Das ist das, worauf es ankommt."
In diesem Rucksack der genetischen Bandbreite vieler Pflanzen steckt offenbar noch manche Überraschung, wie auch der beschriebene bayerische Versuch mit Straßenbäumen zeigt. Und das ist angesichts des Klimawandels eine gute Nachricht, denn naturnahe Gärten, Parks und Grünflächen werden schließlich dringend gebraucht, nicht zuletzt für frische Luft und schattige Plätze in den Städten.