Das bemerkenswerteste Ergebnis der Forschungsfahrt auf der Nord- und Ostsee im Jahr 2014 fasst Monika Breuch-Moritz, die Präsidentin des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrografie so zusammen:
"Wir hatten in der Nordsee noch nie so hohe Temperaturen wie im vergangenen Jahr. Seit Beginn der Aufzeichnungen. Und das entspricht einem Trend, den wir uns angeschaut haben von anderen Stationen, dass es seit etwa hundert Jahren wärmer wird. Das ist aus unserer Sicht sehr ein Zeichen des Klimawandels beziehungsweise der Erwärmung. Und zwar ist das der Trend! Nicht das einzelne Jahr. Das ist ganz wichtig."
Die Nordsee ist insgesamt 1,5 Grad wärmer als der langjährige Mittelwert. In der Deutschen Bucht liegen die Temperaturen sogar 2,1 Grad über dem bisherigen Mittelwert. Referenzzeitraum für diesen Mittelwert ist die Messperiode 1970 bis 1990. Und natürlich wird die Erwärmung der Nordsee Folgen haben, so Monika Breuch-Moritz:
"Für die Flora und Fauna bedeutet die wärmere Nordsee, dass sich andere Fische, andere Flora und Fauna ansiedeln kann als es vorher gewesen ist. Ein interessanter Effekt beim Einbringen fremder Arten durch Schiffe ist, dass sich Arten jetzt vermehren können oder Lebensbedingungen finden, mit denen sie klarkommen, die vor 30, 40 Jahren wegen des kalten Wassers noch eingegangen werden."
Keine gravierenden Folgen
Untersucht werden die Veränderungen für Flora und Fauna in der Nordsee unter anderem durch das Alfred-Wegener-Institut. Dr. Christian Buschbaum arbeitet für das Institut am Standort Sylt und beurteilt die möglichen Auswirkungen des Temperaturanstiegs vorsichtig. Der Forscher bestätigt zwar den Trend, verweist aber auch auf den außergewöhnlich heißen Sommer 2014:
"Viele Arten, die wir jetzt in der Nordsee finden, stammen aus dem Pazifik-Raum. Aus wärmeren Küsten-Ökosystemen. Und die fühlen sich hier sehr wohl. Das ist einmal die Pazifische Auster, die ja in der Nordsee schon sehr, sehr großflächig vorkommt. Dazu gehört aber auch eine australische Seepocken-Art oder eine amerikanische Pantoffelschnecke. Das sind alles Arten, die quasi von diesen höheren Temperaturen profitieren."
Gravierende Folgen wird der Temperaturanstieg der Nordsee wohl nicht haben, so Christian Buschbaum:
"Ein Tier, was beispielsweise im Wattenmeer lebt, ist so hohen natürlichen Schwankungen der Temperatur zum Beispiel unterworfen, an die es sehr gut angepasst ist. Das heißt also, dass so ein Organismus auch mit Veränderungen der äußeren Bedingungen, die langfristig sind, irgendwie klar kommen."
Erfolge beim Ausbau der Hochsee-Windparks
Gute Nachrichten gibt es für die Ostsee. Dort gab es einen massiven sogenannten Salzwasser-Einbruch aus der Nordsee. Und dieses kältere und salzhaltigere Nordseewasser könnte sich positiv auf die Meeresbewohner der Ostsee auswirken, so Monika Breuch-Moritz vom BSH:
"Wenn wirklich sehr große Wassermassen von der Nordsee in die Ostsee vordringen können, dann kann auch dieses sauerstoffreiche Salzwasser bis in die hinteren Ecken der Ostsee weiterziehen. Und damit wird ermöglicht, dass diese sogenannten "Todeszonen", die sauerstoffarmen Zonen am Grund der Ostsee nach und nach verbessert werden, durchlüftet werden mit sauerstoffhaltigem Wasser und eben mit salzhaltigem Wasser angereichert werden."
Erfolge vermeldet das BSH beim Aufbau der Hochsee-Windparks in der deutschen Nord- und Ostsee: Inzwischen seien gut 1.000 Windenergieanlagen aufgebaut, so Monika Breuch-Moritz vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie. Nicht alle davon liefern schon Strom an die Küste. Denn noch immer fehlten bei einigen Windparks die Leitungen an Land, um ihren Strom ins Netz zu speisen. Aber schon im Sommer soll die Verkabelung fertig sein. Die Windparks Meerwind und Nordsee-Ost werden dann - wenn der Wind weht - mit ihrer Leistung rund 660.000 Haushalte mit Strom versorgen können.