Die Pariser Resilienz-Strategie entspringt dem Motto der französischen Hauptstadt, verewigt auf dem historischen Stadtwappen. Das zeigt ein Segelschiff in stürmischer See und die Losung: Fluctuat nec mergitur - es schwankt, aber es geht nicht unter.
Diese Resilienzfähigkeit möchte Bürgermeisterin Anne Hidalgo verstärken.
"Wir müssen uns auf unvorhergesehene Ereignisse vorbereiten, die unsere Gesellschaft spalten können, wenn wir nicht Gegenstrategien entwickeln. Strategien, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu erhalten, um angesichts möglicher Bedrohungen die Bürger wie auch die Institutionen standfester zu machen."
Zu den Bedrohungen zählen das nächste Jahrhunderthochwasser oder neue Terrorakte. Der Umgang mit alltäglichen Stressfaktoren wie der chronischen Luftverschmutzung. Oder mit den drohenden Auswirkungen des Klimawandels.
"Laut den Klimaforschern werden die sommerlichen Temperaturen in einem halben Jahrhundert in Paris eventuell bis auf 50 Grad hochklettern."
Urban Gardening und solidarische Netzwerke
Paris ist europaweit die am dichtesten besiedelte Stadt. Da geht der Kampf gegen den Klimawandel Hand in Hand mit Anpassungsstrategien.
"Unsere Resilienz-Strategie sieht beispielsweise vor, die Pariser Schulhöfe systematisch zu begrünen und sie allen Nachbarn am Wochenende als Freizeitanlage zugänglich zu machen."
Die städtische Infrastruktur soll künftigen Herausforderungen besser angepasst sein. Dazu zählt auch Urban Gardening, also das Gärtnern in der Stadt, und damit auch der lokalen Lebensmittelproduktion Raum zu geben auf den Dächern, in den Katakomben. Zudem setzt Stadtoberhaupt Hidalgo auf ein Netzwerk solidarischer Bürger. Denn seit der Attentatswelle, die Paris im November 2015 erschütterte, engagiert sich mancher Bewohner nun für sein Viertel, seine Stadt, sind Erste-Hilfe-Kurse ausgebucht, erzählt Jean-Claude Gallet, Chef der Pariser Feuerwehrbrigaden.
"Es entstehen solidarische Netzwerke, auf die wir auch bei anderen Anlässen als bei Terrorangriffen zurückgreifen können. Bei der Hitzewelle im letzten Sommer kümmerten sich Anwohner um betagte alleinstehende Nachbarn, gemeinsam haben wir die Krisensituation gut meistern können."
Netzwerk resilienter Städte
Eineinhalb Jahre Arbeit stecken in der Pariser Resilienz-Strategie, die die Stadt widerstandsfähiger machen soll gegen Bedrohungen aller Art. Daran beteiligt waren auch Bürger und Vereine. Manches auf dem 35-Punkte-Plan wirkt noch eher kryptisch, die eigentliche Arbeit beginne erst, heißt es im Rathaus - weiß auch Michael Berkowitz. Berkowitz ist Präsident des Netzwerks 100 RC. Das steht für 100 resiliente Städte: ein Netzwerk, gegründet von der amerikanischen Rockefeller-Stiftung, dem aktuell 67 Metropolen auf allen Kontinenten angehören: New York und Rio de Janeiro, Kopenhagen, Seoul, Melbourne. Eine deutsche Stadt jedoch fehlt noch auf der Netzwerk-Weltkarte. Paris stieß im November 2015 dazu. Denn gleich nach den damaligen Attentaten hatte Berkowitz der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo Unterstützung angeboten, mittels der Erfahrungen anderer Großstädte mit Resilienz-Strategien. Der Pariser Ansatz könne sich nun sehen lassen, meint Michael Berkowitz.
"Paris kann Exportmeister werden mit seinen Maßnahmen betreffs klimabedingter Herausforderungen, mit den Vorgaben, die auf die soziale Integration armer und schwacher Bevölkerungsgruppen abzielen. Die Pariser Strategie verfolgt einen sehr globalen Ansatz, sie reflektiert die Vielzahl der Stimmen und Bevölkerungsgruppen in Paris, sie ist inklusiv."
Im Rathaus ist eine eigene Stelle mit der konkreten Umsetzung der Resilienz-Strategie befasst. Auf gutes Gelingen hoffen alle politischen Fraktionen.