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Klimawandel verschärft das Artensterben

Im südafrikanischen Durban geht der Klimagipfel in die entscheidende zweite Woche. Die FAO, die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, hat jetzt auf den Zusammenhang von Klimawandel und Artensterben hingewiesen.

Von Georg Ehring |
    Der Tiger ist nur ein Beispiel: Er hat in Mangrovenwäldern an der Küste von Indien und Bangladesh Rückzugsgebiete gefunden, jetzt sorgt der Klimawandel für einen Anstieg des Meeresspiegels. Das könnte das Aussterben des bengalischen Tigers besiegeln - allen Schutzversuchen zum Trotz. Viele Einflüsse gefährden das Überleben dieser Tiere, sagt Eduardo Rojas Briales, stellvertretender Generaldirektor bei der Welternährungsorganisation FAO.

    "In diesen zwei Ländern haben wir eine derartige Bevölkerungsdichte, sogar höher als in Mitteleuropa, die es sehr schwierig macht, solche wandernden Tierarten zu schützen. Die Waldflächen sind in Indien zwar mittlerweile stabil, aber nichtsdestotrotz zu klein, um solche Tiere zu halten. Es gibt viel menschlichen Druck."

    Immer wieder gibt es Unfälle, wenn Tiger aus Nahrungsmangel in Dörfer eindringen und Menschen und Tiere anfallen. 20 bis 30 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten sind durch den Klimawandel in Gefahr, heißt es in einer am Rande des Klimagipfels in Durban vorgelegten Studie. Elefanten, Löwen, Gorillas und viele weniger bekannte Arten werden einem Anpassungsdruck ausgesetzt, dem sie kaum standhalten können. Der Klimawandel ist dabei nur eine von mehreren Gefährdungs-Ursachen, andere Dinge kommen dazu. Eine wichtige Rolle spielt die Verdrängung durch zunehmende menschliche Besiedlung, dazu kommen die Einflüsse neu einwandernder Arten, die Krankheiten übertragen oder einheimischen Tieren die Nahrung streitig machen sowie die direkte Verfolgung durch den Menschen: Besonders gefährdet sind Arten, die in bereits weitgehend zerstörten Ökosystemen leben, die kleine Populationen aufweisen oder auf einen bestimmten Lebensraum angewiesen sind. Auch Mitteleuropa ist betroffen, so die Küstenregionen Deutschlands und der Niederlande mit dem empfindlichen Wattenmeer, vor allem aber die Alpen.

    "Alle Arten, die in den hohen Bergen leben, sei es in Europa, in Asien, in Afrika oder in Lateinamerika, haben ein großes Risiko durch den Klimawandel, weil sie kaum mehr wandern können."

    Anderswo können Tierarten überleben, indem sie zum Beispiel nordwärts wandern, wenn es wärmer wird - aber auch das geht nur in Grenzen: Zunehmender Trockenheit oder häufigeren Unwettern können sie häufig auch durch Wanderung nicht ausweichen. Eduardo Rojas Briales von der Welternährungsorganisation:

    "Das ist vor allem in trockenen Gebieten, wie vielen Gegenden Afrikas sehr kritisch. Dort wird es nach den Voraussagen sogar bis zu vier oder fünf Grad wärmer. Das wird die Vegetation stark verändern und das wird natürlich viele Tierarten stark in Stress bringen."

    Solange die Temperatur nicht allzu stark steigt, lässt sich das Artensterben jedoch in Grenzen halten, sagt die FAO: Schutz und Schaffung natürlicher Landschaften ist das wichtigste Mittel. Sie hofft auch auf Geld aus den Anpassungsfonds gegen den Klimawandel für den Kampf gegen das Artensterben. Es könnte besonders dann mobilisiert werden, wenn die Erhaltung oder Wiederherstellung natürlicher Landschaften auch den Menschen zugutekommt. Ein zusätzlicher Hoffnungsträger ist der Ökotourismus: Hierdurch kann Geld in Regionen mit besonders spektakulärer Artenvielfalt fließen - und das trägt auch dazu bei, dass die Einheimischen ihre Natur zu schätzen und zu schützen wissen.