Die als kritisch angesehene Zwei-Grad-Schwelle der Klimaerwärmung könnte schon um das Jahr 2040 herum überschritten werden. Und zwar in weiten Teilen von Europa, Asien, Nordafrika und Kanada. Das gilt für ein Szenario, in dem der Ausstoß von Treibhausgasen unverändert zunimmt, und ist das Ergebnis einer neuen Modellstudie von Klimaforschern aus Großbritannien und Neuseeland, veröffentlicht im Fachmagazin "Nature Climate Change". Unter den Autoren ist der Physiker Manoj Joshi vom Nationalen Zentrum für Atmosphärenforschung an der Universität Reading in England:
"Unser Ansatz bei der Auswertung von Computersimulationen war ein anderer als sonst. Wir haben uns nicht gefragt, wie wahrscheinlich es ist, dass eine kritische Temperaturschwelle überschritten wird. Wir wollten wissen, wann die zwei Grad Celsius übertroffen sein könnten. Es ist ziemlich ernüchternd zu sehen, dass das schon 2040 geschehen kann, noch zu Lebzeiten der heutigen Generation."
Die Forscher starteten keine eigenen Modellläufe. Stattdessen werteten sie Simulationen aus, die schon vorliegen. Sie stammen aus 15 verschiedenen Klimarechenzentren, so auch aus Hamburg.
Solche Klimamodelle berechnen mögliche Szenarien der Zukunft. Physiker Joshi und seine Kollegen wählten drei davon aus. Bei zweien spielt Klimaschutz praktisch keine Rolle; im dritten Szenario gehen die Treibhausgas-Emissionen zwar zurück, aber erst ab der Jahrhundertmitte.
"Im weltweiten Durchschnitt wird die Zwei-Grad-Schwelle höchstwahrscheinlich zwischen 2040 und 2060 überschritten. Das gilt für die Szenarien mit den höheren, anhaltenden Emissionen. Wir wissen aber, dass sich die Polarregionen im Zuge des Klimawandels rascher erwärmen als die Tropen und die Kontinente schneller als die Meere. Das heißt, dass das Zwei-Grad-Limit regional eher erreicht wird als im globalen Mittel. So warm könnten einzelnen Jahre in weiten Teilen Nordeuropas und Nordasiens schon zwischen 2020 und 2040 ausfallen."
Wie es in einer Welt oder auf einem Kontinent aussieht, der zwei Grad wärmer ist als in vorindustrieller Zeit, kann heute niemand vorhersehen. Klimaforscher befürchten aber Folgen, die dann nicht mehr beherrschbar sein könnten – weder für unsere Gesellschaft noch für die Natur. Zeit sei hierbei ein wichtiger Faktor, folgert Manoj Joshi aus seiner Studie:
"Wir sprechen immer von einem 'gefährlichen Klimawandel'. Es gibt aber auch gefährliche Raten der Erwärmung. Wenn das Zwei-Grad-Ziel schon in 30 Jahren überschritten wird, dann ist das für manche Ökosysteme vielleicht zu schnell, um sich daran anzupassen. In unserem Szenario mit späteren Emissions-Rückgängen hat sich die Erde auch 2060 noch nicht um zwei Grad erwärmt. Es könnte sogar sein, dass das erst im kommenden Jahrhundert geschieht. Das verschafft uns mehr Zeit für die Anpassung an den Klimawandel."
Selbst wenn die Welt doch noch beschließt, geschlossen gegen den Klimawandel vorzugehen – das Zwei-Grad-Ziel ist wohl nur noch dann zu erreichen, wenn Kohlendioxid nicht nur vermieden, sondern auch wieder aus der Atmosphäre entfernt wird. Das geht aus einer weiteren Studie in der neuen Ausgabe von "Nature Climate Change" hervor.
Ihre Autoren haben praktisch alle heutigen Szenarien analysiert, in denen ökonomische, technische und gesellschaftliche Entwicklungen mit berücksichtigt werden. Das Ergebnis: Will man das Zwei-Grad-Ziel mit einer hohen Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent erreichen, geht das nicht ohne negative Emissionen, also ohne die Entfernung von CO2 aus der Luft. Der an der Studie beteiligte Klimaforscher Detlev van Vuuren von der Niederländischen Umweltagentur:
"Wir haben kein einziges Szenario gefunden, in dem es gelingt, das Ziel ohne negative Emissionen zu erreichen. Dazu müsste man Biomasse-Kraftwerke mit einer CO2-Abscheidung kombinieren und das Kohlendioxid einlagern. Allerdings ist diese Technologie bisher noch nicht erprobt."
Beide Studien dürften den Politikern kurz vor dem Weltklimagipfel in Südafrika noch einmal in Erinnerung rufen, wie dringend Lösungen des Problems in den Augen von Wissenschaftlern sind.
"Unser Ansatz bei der Auswertung von Computersimulationen war ein anderer als sonst. Wir haben uns nicht gefragt, wie wahrscheinlich es ist, dass eine kritische Temperaturschwelle überschritten wird. Wir wollten wissen, wann die zwei Grad Celsius übertroffen sein könnten. Es ist ziemlich ernüchternd zu sehen, dass das schon 2040 geschehen kann, noch zu Lebzeiten der heutigen Generation."
Die Forscher starteten keine eigenen Modellläufe. Stattdessen werteten sie Simulationen aus, die schon vorliegen. Sie stammen aus 15 verschiedenen Klimarechenzentren, so auch aus Hamburg.
Solche Klimamodelle berechnen mögliche Szenarien der Zukunft. Physiker Joshi und seine Kollegen wählten drei davon aus. Bei zweien spielt Klimaschutz praktisch keine Rolle; im dritten Szenario gehen die Treibhausgas-Emissionen zwar zurück, aber erst ab der Jahrhundertmitte.
"Im weltweiten Durchschnitt wird die Zwei-Grad-Schwelle höchstwahrscheinlich zwischen 2040 und 2060 überschritten. Das gilt für die Szenarien mit den höheren, anhaltenden Emissionen. Wir wissen aber, dass sich die Polarregionen im Zuge des Klimawandels rascher erwärmen als die Tropen und die Kontinente schneller als die Meere. Das heißt, dass das Zwei-Grad-Limit regional eher erreicht wird als im globalen Mittel. So warm könnten einzelnen Jahre in weiten Teilen Nordeuropas und Nordasiens schon zwischen 2020 und 2040 ausfallen."
Wie es in einer Welt oder auf einem Kontinent aussieht, der zwei Grad wärmer ist als in vorindustrieller Zeit, kann heute niemand vorhersehen. Klimaforscher befürchten aber Folgen, die dann nicht mehr beherrschbar sein könnten – weder für unsere Gesellschaft noch für die Natur. Zeit sei hierbei ein wichtiger Faktor, folgert Manoj Joshi aus seiner Studie:
"Wir sprechen immer von einem 'gefährlichen Klimawandel'. Es gibt aber auch gefährliche Raten der Erwärmung. Wenn das Zwei-Grad-Ziel schon in 30 Jahren überschritten wird, dann ist das für manche Ökosysteme vielleicht zu schnell, um sich daran anzupassen. In unserem Szenario mit späteren Emissions-Rückgängen hat sich die Erde auch 2060 noch nicht um zwei Grad erwärmt. Es könnte sogar sein, dass das erst im kommenden Jahrhundert geschieht. Das verschafft uns mehr Zeit für die Anpassung an den Klimawandel."
Selbst wenn die Welt doch noch beschließt, geschlossen gegen den Klimawandel vorzugehen – das Zwei-Grad-Ziel ist wohl nur noch dann zu erreichen, wenn Kohlendioxid nicht nur vermieden, sondern auch wieder aus der Atmosphäre entfernt wird. Das geht aus einer weiteren Studie in der neuen Ausgabe von "Nature Climate Change" hervor.
Ihre Autoren haben praktisch alle heutigen Szenarien analysiert, in denen ökonomische, technische und gesellschaftliche Entwicklungen mit berücksichtigt werden. Das Ergebnis: Will man das Zwei-Grad-Ziel mit einer hohen Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent erreichen, geht das nicht ohne negative Emissionen, also ohne die Entfernung von CO2 aus der Luft. Der an der Studie beteiligte Klimaforscher Detlev van Vuuren von der Niederländischen Umweltagentur:
"Wir haben kein einziges Szenario gefunden, in dem es gelingt, das Ziel ohne negative Emissionen zu erreichen. Dazu müsste man Biomasse-Kraftwerke mit einer CO2-Abscheidung kombinieren und das Kohlendioxid einlagern. Allerdings ist diese Technologie bisher noch nicht erprobt."
Beide Studien dürften den Politikern kurz vor dem Weltklimagipfel in Südafrika noch einmal in Erinnerung rufen, wie dringend Lösungen des Problems in den Augen von Wissenschaftlern sind.