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Klimt-Porträt in New York
Die Frau in Gold

Eine Ausstellung in New York thematisiert ein Porträt, welches Gustav Klimt 1907 von Adele Bloch-Bauer fertigstellte. Das Gemälde ist zum Superlativ geworden. Nicht nur wegen der goldenen Üppigkeit - sondern auch wegen des bezahlten Preises.

Von Sacha Verna |
    Das im Jahr 1907 von Gustav Klimt gemalte Porträt "Adele Bloch-Bauer": Das Porträt des österreichischen Malers Gustav Klimt (1862 - 1918) würde für 135 Millionen Dollar gekauft.
    Das im Jahr 1907 von Gustav Klimt gemalte Porträt "Adele Bloch-Bauer": Das Porträt des österreichischen Malers Gustav Klimt (1862 - 1918) würde für 135 Millionen Dollar gekauft. (picture alliance / dpa / epa apa Pfarrhofer)
    Als sie sich kennenlernten, war Gustav Klimt der Prinz unter Österreichs Künstlern und Adele Bloch-Bauer die Königin der Wiener Salons. Adele Bauer hatte 1899 mit 18 Jahren den erheblich älteren Ferdinand Bauer geheiratet und ihr Haus für die kulturelle und politische Elite ihrer Zeit geöffnet. Gustav Klimt war weitherum geschätzt, aber immer wieder in Skandale verwickelt. Gerade machte ihm eine Kontroverse um die Deckenfresken zu schaffen, die er für die Wiener Universität entworfen hatte. Diese waren bei der Akademie und bei der Aristokratie gleichermassen auf heftige Ablehnung gestossen. Von öffentlichen Aufträgen hatte Klimt daraufhin genug, private nahm er jedoch gerne an. So auch den von Ferdinand Bloch-Bauer für zwei Porträts von dessen Gattin Adele. Mit den Studien für das erste dieser Porträts begann Klimt 1903:
    "Er begann diese Studien um die Zeit, als er die Kirche San Vitale in Ravenna besuchte. Dort sah er die byzantinischen Mosaikporträts von Kaiserin Theodora und Kaiser Justinian, deren Exotik und ornamentale Pracht ihn sehr beeindruckte."
    Janis Staggs ist Kuratorin an der Neuen Galerie in New York, wo das Porträt von Adele Bloch-Bauer Nummer 1 heute hängt.
    Das 1907 fertiggestellte Bild ist zu einem Werk der Superlative geworden. Nicht nur, weil es in seiner goldenen Üppigkeit blendet wie ein Heiligenschein. Sondern auch und vor allem, weil der Besitzer der Neuen Galerie Ronald S. Lauder dafür 2006 den damaligen Rekordpreis von 135 Millionen Dollar bezahlt hat.
    Dem Kauf war ein langer Rechtsstreit zwischen den Erben der Bloch-Bauers und der Republik Österreich vorausgegangen, der nun Gegenstand eines Hollywoodfilms ist. Dessen Kinostart in den Vereinigten Staaten wiederum bildet den Anlass einer Ausstellung über die Entstehung des Bildes in der Neuen Galerie.
    Gustav Klimt habe beobachtet, wie sich in Wien eine neue Klasse herausbildete, sagt Janis Staggs, nämlich eine Schicht aus reichen, mächtigen und oft jüdischen Bankiers- und Industriellenfamilien:
    "Mit diesem Werk versuchte er, eine moderne Ikone zu schaffen, die den Status der Bloch-Bauers in der Donaumonarchie widerspiegelt. Es war seine Entsprechung zu den Ikonen der byzantinischen Herrscher, die er in Ravenna gesehen hatte. Er sagte damit: Diese Klasse ist zwar nicht aristokratisch, aber sehr wichtig für die heutige Gesellschaft."
    Die äusserst bescheidene Schau besteht aus ein paar Fotografien, einigen Zeichnungen und ein bisschen Schmuck. Im Zentrum glänzt die Goldene Adele selber, die seit ihrem Erwerb ohnehin als Goldene Gans der Neuen Galerie fungiert.
    Für die Dauer der Ausstellung bietet das Museumscafé Sabarksy eine Klimt-Torte an, eine Spezialkreation aus Nussnugat mit Blattgold-Dekoration. Am besten genehmigt man sich davon ein großes Stück und sucht dann anderswo nach substanziellen Informationen über Klimt, Bloch-Bauer, dieses Werk und seine Geschichte.
    Ausstellungsinfos:
    Neue Galerie, New York: "Gustav Klimt and Adele Bloch-Bauer: The Woman in Gold", bis 07. September