Laute Musik, Graffiti an den Wänden, Billardtisch im Foyer - "Teen Spirit Island" ist wahrlich kein normaler Kliniktrakt im Kinderkrankenhaus auf der Bult. Soeben schlurft Donnie durch die Tür. Der junge Mann ist einer von vier Patien-ten derzeit, die wegen einer "Computersucht" behandelt werden:
"Wir waren beim "Lidl", und dann haben wir vorher halt das Rezept rausge-sucht und alles davon eingekauft. Was haben wir denn alles eingekauft? Toma-ten, Butter, Parmesan, Gemüse, Schinken und die Lasagneblätter oder Nudel-blätter – wie sie heißen – ja ... "
Einmal in der Woche ist Kochen angesagt: Heute gibt es Lasagne mit Gemüse, danach "frittierte Griesklößchen im Kokosmantel mit Erdbeeren". Klinikmitar-beiterin Gunda Lauckner:
"... und sie lernen auch ein soziales Miteinander. Also wie wird ein Tisch ge-deckt? Was für Tischgespräche wird’s geben? Die Erwachsenen fragen dann immer: Oh, wer hat den das gemacht? Und das schmeckt besonders gut oder was auch immer. Ja also, die bekommen darüber auch viel Zuwendung und Lob für die Arbeit."
Soziales Miteinander, Zuwendung und Lob – genau das sind die Dinge, die viele Jugendliche daheim nicht hatten. Zuwendung und Lob holten sie sich aus dem Internet, erklärt Dr. Christoph Möller – Facharzt für Kinder und Jugendpsychiat-rie. Er therapiert die Jugendlichen in Hannover.
"Es gibt Jugendliche, die im sozialen Miteinander nicht zurecht kommen. Die keine Erfolge in der Schule haben. Und diese Jugendlichen erleben manchmal im Internet, dass sie plötzlich in Chatforen Zugang zu anderen Jugendlichen oder Menschen haben. Und somit ist für manche Jugendliche das virtuelle Leben reizvoller als das reale Leben."
Am Ende waren es 14 Stunden täglich, die Jannik vor dem Computer saß. Die Fachoberschule in Uelzen war lange schon "gecancelt". Freunde wimmelte er ab.
"Also, es fängt an - meiner Meinung nach - wenn man anfängt, das reale Le-ben zu meiden, indem man sich an den PC setzt, um nicht in der realen Welt zu sein. Und wenn man anfängt, irgendwelche Verabredungen abzusagen, weil man keine Lust hat, sich nach draußen zu bewegen. Ich würde sagen, dann fängt es an gefährlich zu werden."
Heute kennt er die Gefahr, die vom Computer ausgeht. Durch Gruppengesprä-che. Einzeltherapie. Und er weiß mittlerweile auch das menschliche Miteinander zu schätzen – dass es jenseits des Computers noch eine Welt gibt, die besser ist als die virtuelle. Noch einmal Dr. Christoph Möller:
"Die Jugendlichen gehen morgens joggen, also sie kommen in Bewegung. Es gibt vielfältige Angebote wie zum Beispiel das Werkprojekt, wo man mit den Händen etwas sinnvolles tut und wahrsten Sinne des Wortes begreift, neben vie-len gruppentherapeutischen Angeboten, wo der Jugendliche im Miteinander sich auseinandersetzt, sich mit seiner problematischen Familiengeschichte auseinan-dersetzt, sich aber auch im Miteinander als bedeutungsvoll und wertvoll erleben kann."
Die Chancen für einen erfolgreichen Verlauf der Therapie schätzt der Psycho-therapeut mit 80 Prozent ein. Langzeitdaten gibt es allerdings noch keine. Seit vier Monaten ist Jannik in der Klinik. Zwei Monate noch, dann kann der 18-Jährige "Teen Spirit Island" verlassen. An den Rechner darf er schon. Der Com-puter steht sogar in seinem Zimmer:
"Ich muss Bewerbungen am PC schreiben, ich muss mein Internet-Banking weitermachen, ich muss meine E-Mails kontrollieren, ich bestelle noch Sachen übers Internet. Ganz ohne geht’s halt nicht, und die totale PC-Abstinenz ist auch nicht das Ziel der Therapie, sondern der geregelte Umgang."
"Wir waren beim "Lidl", und dann haben wir vorher halt das Rezept rausge-sucht und alles davon eingekauft. Was haben wir denn alles eingekauft? Toma-ten, Butter, Parmesan, Gemüse, Schinken und die Lasagneblätter oder Nudel-blätter – wie sie heißen – ja ... "
Einmal in der Woche ist Kochen angesagt: Heute gibt es Lasagne mit Gemüse, danach "frittierte Griesklößchen im Kokosmantel mit Erdbeeren". Klinikmitar-beiterin Gunda Lauckner:
"... und sie lernen auch ein soziales Miteinander. Also wie wird ein Tisch ge-deckt? Was für Tischgespräche wird’s geben? Die Erwachsenen fragen dann immer: Oh, wer hat den das gemacht? Und das schmeckt besonders gut oder was auch immer. Ja also, die bekommen darüber auch viel Zuwendung und Lob für die Arbeit."
Soziales Miteinander, Zuwendung und Lob – genau das sind die Dinge, die viele Jugendliche daheim nicht hatten. Zuwendung und Lob holten sie sich aus dem Internet, erklärt Dr. Christoph Möller – Facharzt für Kinder und Jugendpsychiat-rie. Er therapiert die Jugendlichen in Hannover.
"Es gibt Jugendliche, die im sozialen Miteinander nicht zurecht kommen. Die keine Erfolge in der Schule haben. Und diese Jugendlichen erleben manchmal im Internet, dass sie plötzlich in Chatforen Zugang zu anderen Jugendlichen oder Menschen haben. Und somit ist für manche Jugendliche das virtuelle Leben reizvoller als das reale Leben."
Am Ende waren es 14 Stunden täglich, die Jannik vor dem Computer saß. Die Fachoberschule in Uelzen war lange schon "gecancelt". Freunde wimmelte er ab.
"Also, es fängt an - meiner Meinung nach - wenn man anfängt, das reale Le-ben zu meiden, indem man sich an den PC setzt, um nicht in der realen Welt zu sein. Und wenn man anfängt, irgendwelche Verabredungen abzusagen, weil man keine Lust hat, sich nach draußen zu bewegen. Ich würde sagen, dann fängt es an gefährlich zu werden."
Heute kennt er die Gefahr, die vom Computer ausgeht. Durch Gruppengesprä-che. Einzeltherapie. Und er weiß mittlerweile auch das menschliche Miteinander zu schätzen – dass es jenseits des Computers noch eine Welt gibt, die besser ist als die virtuelle. Noch einmal Dr. Christoph Möller:
"Die Jugendlichen gehen morgens joggen, also sie kommen in Bewegung. Es gibt vielfältige Angebote wie zum Beispiel das Werkprojekt, wo man mit den Händen etwas sinnvolles tut und wahrsten Sinne des Wortes begreift, neben vie-len gruppentherapeutischen Angeboten, wo der Jugendliche im Miteinander sich auseinandersetzt, sich mit seiner problematischen Familiengeschichte auseinan-dersetzt, sich aber auch im Miteinander als bedeutungsvoll und wertvoll erleben kann."
Die Chancen für einen erfolgreichen Verlauf der Therapie schätzt der Psycho-therapeut mit 80 Prozent ein. Langzeitdaten gibt es allerdings noch keine. Seit vier Monaten ist Jannik in der Klinik. Zwei Monate noch, dann kann der 18-Jährige "Teen Spirit Island" verlassen. An den Rechner darf er schon. Der Com-puter steht sogar in seinem Zimmer:
"Ich muss Bewerbungen am PC schreiben, ich muss mein Internet-Banking weitermachen, ich muss meine E-Mails kontrollieren, ich bestelle noch Sachen übers Internet. Ganz ohne geht’s halt nicht, und die totale PC-Abstinenz ist auch nicht das Ziel der Therapie, sondern der geregelte Umgang."