
Die Kassen sind voll bei der Klinikkette aus Bad Neustadt. Drei Milliarden Euro sind hereingekommen, weil von 54 Kliniken 40 an einen Konkurrenten, die Fresenius-Tochter Helios verkauft wurden. Eine Milliarde will das Unternehmen behalten, vor allem um Schulden zu tilgen. Aber fast zwei Milliarden Euro blieben für die Aktionäre, lockte der Vorstandsvorsitzende Martin Siebert:
"Wir haben Ihnen daher mit der heutigen Tagesordnung vorgeschlagen, einen erheblichen Teil des Erlöses an Sie auszukehren."
Dies nicht in Form einer Sonderdividende. Die hätte bei 12 bis 13 Euro je Aktie liegen, den Aktienkurs halbieren und das Finanzamt an der Ausschüttung beteiligen müssen. So gibt es nur eine normale Dividende von 25 Cent je Aktie. Und das Angebot des Unternehmens, jedem Aktionär seine Aktie bis Jahresende zum Kurs von gut 23,50 Euro abzukaufen. Anschließend will Rhön die aufgekauften Aktien einziehen und vernichten:
"Das Grundkapital wird so gleichzeitig an die durch die Transaktion verringerte Unternehmensgröße angepasst. Alle Aktionäre, die unter den veränderten Umständen nicht mehr bei uns investiert sein wollen, erhalten eine kursschonende Ausstiegsmöglichkeit. Zahlreiche Aktionäre können durch den Rückkauf den Wertzuwachs ihrer Beteiligung realisieren, ohne dass durch die Gesellschaft Kapitalertragsteuer einzubehalten wäre."
Darüber wird in der Jahrhunderthalle in Frankfurt-Hoechst gerade abgestimmt. Zugleich stellt sich natürlich die Frage, was aus einer Krankenhauskette wird, die den größten Teil seiner Krankenhäuser verkauft und nur insgesamt zehn behalten will. Der Gründer und Aufsichtsratsvorsitzende Egon Münch sagte dazu:
"Die Transaktion mit Fresenius/Helios war und ist nicht das Ende der Rhön-Klinikum AG, sondern ein neuer Anfang."
Rhön vor Neuanfang
Die zehn übrig gebliebenen Kliniken sind forschungsintensiv und hoch spezialisiert, namentlich das Universitätsklinikum Gießen-Marburg. Mit dem gab es viel Ärger, aus ideologischen Gründen, weil Unikliniken nicht für jedermann privatisierungsfähig sind. Und vor allem aus therapeutischen Gründen, weil Rhön und sein Zulieferer Siemens die sogenannte Partikeltherapie zur Krebsbehandlung nichts ans Laufen bekamen. Das sei aber nun absehbar, versicherte der Vorstand. Diese und andere Spezialkliniken würden nun in ein Netzwerk mit den Konkurrenten Helios und Asklepios eingebracht. Egon Münch hat sich dazu eine Versicherung ausgedacht, die nur der Arbeitgeber für seine Beschäftigten finanziert, um auch Kassenpatienten hoch spezialisierte Leistungen anbieten zu können. Münch will damit die Sozialpolitik umlenken:
"Die Netzwerkmedizin und die Aufstellung, wie sie heute besteht, ist die unternehmerische Antwort auf die sichtbaren Tendenzen der Politik und der Regulatoren, die Gesundheitswirtschaft in eine Zuteilungswirtschaft zurück zu bauen."
Sein Motto: Rationalisierung statt Rationierung. Das werde er schaffen, meinen die Fans unter Aktionären:
"An Herrn Münch glauben wir. Der hat den Laden hochgefahren 1990. Ich schätze, er schafft' s noch mal."