Jochen Spengler: 29 Jahre also hat man auf diesen Weltmeistertitel warten müssen in einer Sportart, die immerhin in Deutschland erfunden wurde, wenn man das so sagen kann, ursprünglich übrigens für Frauen. 1978 wurde die Handballherrennationalmannschaft unter Trainer Vlado Stenzel Weltmeister. Damals als Spieler dabei der heutige Nationaltrainer Heiner Brand, und damals ebenfalls als Nationalspieler Kurt Klühspies. Sein Verein war der TV Großwallstadt, mit dem er fünfmal Hallemeister wurde, zweimal Pokalsieger, zweimal Europapokalsieger und so weiter.
Kurt Klühspies ist nun am Telefon. Guten Morgen Herr Klühspies!
Kurt Klühspies: Schönen guten Morgen!
Spengler: Haben Sie gut geschlafen?
Klühspies: Ja doch, ganz ruhig und sehr ausgeglichen, und glücklich irgendwie.
Spengler: Aber Sie waren in Köln?
Klühspies: Selbstverständlich. Ich habe von Anfang an die Weltmeisterschaft begleitet, war bis auf zwei Spielen bei allen Spielen dabei und war gestern in Köln. Aber irgendwann war der Stress von der WM bei mir dann auch so groß, dass ich gestern Abend nach dem Spiel so zwei Stunden später abgebrochen habe.
Spengler: Wie haben Sie das Spiel gestern erlebt?
Klühspies: Etwas entspannter als die Spiele vorher, weil das Erreichen des Finales war für mich schon, wenn man das im Vorfeld gesagt hat, eine Sensation. Deshalb konnte das Spiel für mich im Grunde ausgehen, wie es sollte oder wollte. Natürlich wollte ich Deutschland als Weltmeister sehen, endlich mal nach 29 Jahren wir, und deshalb ein bisschen relaxter, mit einer Riesenbegeisterung, Freude und mit dieser Stimmung in der Halle, unbeschreiblich.
Spengler: Ja, es war nicht ganz so spannend wie das Halbfinalspiel, oder?
Klühspies: Richtig. Es war relativ deutlich schon. Dann plötzlich aber kam das Loch, und ich habe schon gedacht, die machen wieder in die Hosen, lösen uns immer noch nicht ab, aber dann zum Glück haben sie sich noch mal gefangen und dann auch sensationell und deutlich gewonnen.
Spengler: Welchen Anteil nicht nur an diesem Sieg hat Heiner Brand, der Trainer, der damals ja Ihr Mannschaftskollege war, was ist sein Geheimnis?
Klühspies: Gut, sein Geheimnis ist: Er hat im Vorfeld erstmal alles schon erlebt, um dahin zu kommen, als Spieler. Dann hat er akribisch sich vorbereitet, hat natürlich nur mit den begrenzten Möglichkeiten der Handballbundesliga, weil ein relativ hoher Ausländeranteil da ist, einen sehr schweren Stand, hat es vorbereitet, hat als Handballtrainer schon weit vor den Fußballern über den Tellerrand hinaus geschaut. Was Klinsmann neu erfunden hat, haben die Handballer und andere Sportarten ja schon länger drauf, dass sie bei anderen Sportarten sich Ideen holen. Er war ein sehr guter Beobachter. Er hat gut analysiert, und dementsprechend hat er von seiner Art, ich kann es nicht beschreiben in Prozent, aber 50 Prozent gehören ihm. Er hat die Mannschaft so motiviert, hat das glückliche Händchen gehabt, also der Kopf, und man hat es ja gesehen bei den Spielern, wie begeistert sie von ihm sind und über ihn sind.
Spengler: Er wirkt so richtig sympathisch wie so ein Kumpeltyp. War er das damals auch schon?
Klühspies: Ja gut, ich sage jetzt mal, von uns Handballern aus gesehen, sind wir die Typen und der Heiner war mein Zimmerkollege schon immer bei der Weltmeisterschaft und bei der Nationalmannschaft. Also er ist der Kumpeltyp, und das ist rübergekommen, und wenn man die Bilder sich heute Nacht noch ein bisschen reingezogen hat, und ich war bei der Mannschaft dabei, die ganze Mannschaft ist so.
Spengler: Was bedeutete der Weltmeistertiteltitel für einen Handballspieler damals Ihnen?
Klühspies: Ja gut, ich habe es in Interviews jetzt gerade auch von den Jungs gehört, jetzt müssen wir erst dreimal darüber schlafen, dann begreift man erst, was los ist. Genauso war es bei uns. Wir sind Weltmeister geworden, das hast du eine Woche später erst realisiert, aber dann bist du doch mit stolzer Brust durch das Land gelaufen und warst glücklich, dass du das einmal geschafft hast. Aber die haben jetzt so eine junge Truppe. Die haben noch viel Zeit. Die können auch noch mal Weltmeister werden.
Spengler: Hat sich das Spiel eigentlich verändert in den letzten fast 30 Jahren?
Klühspies: Ja, das hat sich wie alles in 30 Jahren verändert, ganz klar. Das Spiel ist schneller und dynamischer geworden. Die Spieler sind Vollprofis. Wir waren damals Amateure. Wir haben nach Feierabend trainiert, viermal in der Woche, und haben unseren Beruf in der ganzen Zeit durchgezogen. Heutzutage sind es Vollprofis, wie gesagt. Die Geschwindigkeit ist anders. Die Regeln sind anders, und dementsprechend ist die Sportart noch attraktiver als damals geworden.
Spengler: Nirgendwo auf der Welt, Herr Klühspies, lockt der Handball so viele Zuschauer in die Hallen wie in Deutschland. Und trotzdem wirkt es so, als führe er hier doch ein Nischendasein. Also ich will mal sagen, damals hat man im Fernsehen in der Sportschau immer wieder Duelle Gummersbach gegen Großwallstadt gesehen, Sie waren bei Großwallstadt dabei, heute führt der Handball so ein Nischendasein.
Klühspies: Fairerweise muss man sagen, dass es zu der Zeit damals nur zwei Fernsehsender gegeben hat, und dann waren wir halt drauf bei einem Spitzenspiel als Sportart Nummer Zwei hinter Fußball. Heutzutage hat man die Möglichkeit mit 30, 40, 50 Sendern. Also es verteilt sich ein bisschen. Sicher stehen wir hinter dem Fußball, ganz klar, und da wollen wir auch gar nicht ran. Aber es wird sich ab heute was ändern in den deutschen Medien, denn der Letzte hat es begriffen, und auch die Fernsehzeiten werden sich ändern, da bin ich mir sicher und überzeugt davon, weil diese attraktive Sportart vielleicht viele noch gar nicht so gekannt haben und auch die Begeisterung der Bevölkerung, die hinter dem Handball steht.
Jetzt kommt es nämlich so langsam raus, dass gewisse Manager in bestimmten Positionen früher doch mal Handball gespielt haben und jetzt hinter der Sportart mit dieser Begeisterung gar nicht umher kommen, Handball weiter zu puschen. Und wir werden erleben, dass auch im Nachwuchsbereich, im Kinderbereich, man hat ja die Bilder gesehen, viele junge Leute da waren, und es wird einen Boom geben, der größer ist als im Fußball.
Spengler: Sagen Sie einem achtjährigen Kind, das Sport machen will, was ist am Handball schöner als beim Fußball?
Klühspies: Es passiert mehr, ganz einfach. Attraktiver, schöner, es fallen mehr Tore, das Spiel ist noch schneller als Fußball. Man kann genauso feiern wie im Fußball. Wenn ein Kind Sport macht, ist es schon mal gut, aber wenn es dann Handball spielt, ist es noch besser, ist ganz klar.
Spengler: Dankeschön für das Gespräch. Das war Kurt Klühspies, Handballweltmeister von 1978.
Kurt Klühspies ist nun am Telefon. Guten Morgen Herr Klühspies!
Kurt Klühspies: Schönen guten Morgen!
Spengler: Haben Sie gut geschlafen?
Klühspies: Ja doch, ganz ruhig und sehr ausgeglichen, und glücklich irgendwie.
Spengler: Aber Sie waren in Köln?
Klühspies: Selbstverständlich. Ich habe von Anfang an die Weltmeisterschaft begleitet, war bis auf zwei Spielen bei allen Spielen dabei und war gestern in Köln. Aber irgendwann war der Stress von der WM bei mir dann auch so groß, dass ich gestern Abend nach dem Spiel so zwei Stunden später abgebrochen habe.
Spengler: Wie haben Sie das Spiel gestern erlebt?
Klühspies: Etwas entspannter als die Spiele vorher, weil das Erreichen des Finales war für mich schon, wenn man das im Vorfeld gesagt hat, eine Sensation. Deshalb konnte das Spiel für mich im Grunde ausgehen, wie es sollte oder wollte. Natürlich wollte ich Deutschland als Weltmeister sehen, endlich mal nach 29 Jahren wir, und deshalb ein bisschen relaxter, mit einer Riesenbegeisterung, Freude und mit dieser Stimmung in der Halle, unbeschreiblich.
Spengler: Ja, es war nicht ganz so spannend wie das Halbfinalspiel, oder?
Klühspies: Richtig. Es war relativ deutlich schon. Dann plötzlich aber kam das Loch, und ich habe schon gedacht, die machen wieder in die Hosen, lösen uns immer noch nicht ab, aber dann zum Glück haben sie sich noch mal gefangen und dann auch sensationell und deutlich gewonnen.
Spengler: Welchen Anteil nicht nur an diesem Sieg hat Heiner Brand, der Trainer, der damals ja Ihr Mannschaftskollege war, was ist sein Geheimnis?
Klühspies: Gut, sein Geheimnis ist: Er hat im Vorfeld erstmal alles schon erlebt, um dahin zu kommen, als Spieler. Dann hat er akribisch sich vorbereitet, hat natürlich nur mit den begrenzten Möglichkeiten der Handballbundesliga, weil ein relativ hoher Ausländeranteil da ist, einen sehr schweren Stand, hat es vorbereitet, hat als Handballtrainer schon weit vor den Fußballern über den Tellerrand hinaus geschaut. Was Klinsmann neu erfunden hat, haben die Handballer und andere Sportarten ja schon länger drauf, dass sie bei anderen Sportarten sich Ideen holen. Er war ein sehr guter Beobachter. Er hat gut analysiert, und dementsprechend hat er von seiner Art, ich kann es nicht beschreiben in Prozent, aber 50 Prozent gehören ihm. Er hat die Mannschaft so motiviert, hat das glückliche Händchen gehabt, also der Kopf, und man hat es ja gesehen bei den Spielern, wie begeistert sie von ihm sind und über ihn sind.
Spengler: Er wirkt so richtig sympathisch wie so ein Kumpeltyp. War er das damals auch schon?
Klühspies: Ja gut, ich sage jetzt mal, von uns Handballern aus gesehen, sind wir die Typen und der Heiner war mein Zimmerkollege schon immer bei der Weltmeisterschaft und bei der Nationalmannschaft. Also er ist der Kumpeltyp, und das ist rübergekommen, und wenn man die Bilder sich heute Nacht noch ein bisschen reingezogen hat, und ich war bei der Mannschaft dabei, die ganze Mannschaft ist so.
Spengler: Was bedeutete der Weltmeistertiteltitel für einen Handballspieler damals Ihnen?
Klühspies: Ja gut, ich habe es in Interviews jetzt gerade auch von den Jungs gehört, jetzt müssen wir erst dreimal darüber schlafen, dann begreift man erst, was los ist. Genauso war es bei uns. Wir sind Weltmeister geworden, das hast du eine Woche später erst realisiert, aber dann bist du doch mit stolzer Brust durch das Land gelaufen und warst glücklich, dass du das einmal geschafft hast. Aber die haben jetzt so eine junge Truppe. Die haben noch viel Zeit. Die können auch noch mal Weltmeister werden.
Spengler: Hat sich das Spiel eigentlich verändert in den letzten fast 30 Jahren?
Klühspies: Ja, das hat sich wie alles in 30 Jahren verändert, ganz klar. Das Spiel ist schneller und dynamischer geworden. Die Spieler sind Vollprofis. Wir waren damals Amateure. Wir haben nach Feierabend trainiert, viermal in der Woche, und haben unseren Beruf in der ganzen Zeit durchgezogen. Heutzutage sind es Vollprofis, wie gesagt. Die Geschwindigkeit ist anders. Die Regeln sind anders, und dementsprechend ist die Sportart noch attraktiver als damals geworden.
Spengler: Nirgendwo auf der Welt, Herr Klühspies, lockt der Handball so viele Zuschauer in die Hallen wie in Deutschland. Und trotzdem wirkt es so, als führe er hier doch ein Nischendasein. Also ich will mal sagen, damals hat man im Fernsehen in der Sportschau immer wieder Duelle Gummersbach gegen Großwallstadt gesehen, Sie waren bei Großwallstadt dabei, heute führt der Handball so ein Nischendasein.
Klühspies: Fairerweise muss man sagen, dass es zu der Zeit damals nur zwei Fernsehsender gegeben hat, und dann waren wir halt drauf bei einem Spitzenspiel als Sportart Nummer Zwei hinter Fußball. Heutzutage hat man die Möglichkeit mit 30, 40, 50 Sendern. Also es verteilt sich ein bisschen. Sicher stehen wir hinter dem Fußball, ganz klar, und da wollen wir auch gar nicht ran. Aber es wird sich ab heute was ändern in den deutschen Medien, denn der Letzte hat es begriffen, und auch die Fernsehzeiten werden sich ändern, da bin ich mir sicher und überzeugt davon, weil diese attraktive Sportart vielleicht viele noch gar nicht so gekannt haben und auch die Begeisterung der Bevölkerung, die hinter dem Handball steht.
Jetzt kommt es nämlich so langsam raus, dass gewisse Manager in bestimmten Positionen früher doch mal Handball gespielt haben und jetzt hinter der Sportart mit dieser Begeisterung gar nicht umher kommen, Handball weiter zu puschen. Und wir werden erleben, dass auch im Nachwuchsbereich, im Kinderbereich, man hat ja die Bilder gesehen, viele junge Leute da waren, und es wird einen Boom geben, der größer ist als im Fußball.
Spengler: Sagen Sie einem achtjährigen Kind, das Sport machen will, was ist am Handball schöner als beim Fußball?
Klühspies: Es passiert mehr, ganz einfach. Attraktiver, schöner, es fallen mehr Tore, das Spiel ist noch schneller als Fußball. Man kann genauso feiern wie im Fußball. Wenn ein Kind Sport macht, ist es schon mal gut, aber wenn es dann Handball spielt, ist es noch besser, ist ganz klar.
Spengler: Dankeschön für das Gespräch. Das war Kurt Klühspies, Handballweltmeister von 1978.