Stephan Dorgerloh: Ja, wir haben insgesamt ja einen kompetenzorientierten Lehrplan für die gymnasiale Oberstufe auf den Weg gebracht, und da ist natürlich dann am Ende auch die vergleichbare Abiturprüfung das Ziel. Das heißt, wir bauen jetzt einen Aufgabenpool auf, in den alle Länder ihre besten Aufgaben einstellen.
Das wird in einer gemeinsamen Kommission auch mit Wissenschaft geprüft, sodass wirklich nur die besten Aufgaben im Endeffekt durchkommen, und am Ende wird es so sein, dass die Länder sich Stück für Stück immer stärker auch aus diesem Pool bedienen. Natürlich gibt es nach wie vor auch regionale, kulturelle Unterschiede, es gibt eine Vielfalt, die aber immer stärker hin auch zu einer Vergleichbarkeit und zu einer stärkeren Gemeinsamkeit führt, und das ist ja Föderalismus in seiner besten Form.
Götzke: Was meinen Kultusminister denn, wenn sie von kulturellen Unterschieden sprechen – unterschiedliche Anforderungsniveaus?
Dorgerloh: Na ja, es ist ja so, dass wir bei den Abituraufgaben ganz unterschiedliche Wege nach wie vor in den Ländern haben. Da gibt es das Zentralabitur generell, ein gewisses Zentralabitur in einigen Fächern, es gibt auch ein Bundesland, wo es gar kein Zentralabitur gibt. Dann gibt es Unterschiede beispielsweise bei der Benutzung der Hilfsmittel: Wie ist das eigentlich mit dem Wörterbuch in den Sprachen oder wie ist der Einsatz des Taschenrechners im Mathematikabitur geregelt? All das ist sehr unterschiedlich, unterschiedlich auch gewachsen in den Jahren. Das wird jetzt mit diesem Verfahren miteinander angeglichen, stärker vergleichbar, und das ist ein großer Schritt nach vorne, hin zu mehr Mobilität, größerer Vergleichbarkeit und dann natürlich auch empirischen Untersuchungen, sodass wir dann als Kultusminister auch gezielter nachsteuern können, wenn wir Qualitätsunterschiede feststellen.
Götzke: Aber warum konnten Sie sich nicht dazu durchringen, dass die Länder gezwungen sind, sich daraus zu bedienen? Sie haben die Aufgaben ja selbst eingebracht.
Dorgerloh: Weil wir, denke ich, jetzt anfangen auf diesem Weg, es ist ja ein längerer Prozess. Es wird ja Jahr für Jahr trotzdem und muss ja auch vernünftig und verlässlich Abitur abgelegt werden. Es kann nur geprüft werden, was vorher unterrichtet wurde. Und diese Umsetzung des kompetenzorientierten Lehrplans, der jetzt zum kommenden Schuljahr in die schulische Phase geht, und das Aufwachsen dieses Pools, all das braucht Zeit und braucht auch Augenmaß. Hier wollen wir nichts überstürzen, das ist, glaube ich, gerade beim Abitur auch wichtig. Aber der Weg ist ganz klar, die Verabredungen sind klar, der Beschluss ist einstimmig gefasst worden, und ich denke, das wird Jahr für Jahr mehr Gemeinsamkeiten bringen.
Götzke: Aber Sie räumen damit ja auch ein, dass momentan die Leistungsunterschiede beim Abitur, ich sage mal, zwischen Bremen und München, zwischen Bremen und Bayern noch sehr, sehr groß sind.
Dorgerloh: Da gibt es eigentlich gar keine verlässlichen, wissenschaftlich wirklich belastbaren Untersuchungen. Das sind alles Vermutungen, wo man sagt: Wie ist das eigentlich? Denn man müsste dann ja auch schauen: Wie ist das eigentlich mit den Erfolgen der Abiturienten aus den Ländern in den Studienjahren? Wie ist das möglicherweise auch mit Studienabbrecherquoten? Und deswegen halten wir uns an dieser Frage auch jetzt nicht auf, sondern gucken nach vorne und sagen: Wir wollen überall da, wo deutsches Abitur draufsteht, auch wirklich vergleichbare Qualitätskriterien anlegen, vergleichbare Schwierigkeitsgrade und eine Verlässlichkeit, dass da eben überall vergleichbares Abitur auch drin ist.
Götzke: Es bleibt aber bei diesem Appell?
Dorgerloh: Es ist so, dass wir mit der Zustimmung der Länder natürlich auch eine Selbstverpflichtung eingehen, sich daran zu beteiligen und dann nicht am Ende außen vor zu bleiben. Einige Länder gehen ja jetzt schon voran. Es gibt ein paar, die schon jetzt gemeinsame Aufgaben in dem Abitur abprüfen und das sogar am gleichen Tag schreiben. Also da sieht man schon: Der Wille in den Ländern ist da, hier zu mehr Vergleichbarkeit und Gemeinsamkeit zu kommen.
Götzke: Zumindest in einigen Ländern, Sie haben es gesagt. Bayern hat sich bei dem Thema ja zum Beispiel etwas mehr Verbindlichkeit gewünscht und mal einen Staatsvertrag ins Gespräch gebracht. Dann hätten sich ja alle Länder dran halten müssen. Warum wurde dieser Staatsvertrag auf der Konferenz diesmal noch nicht einmal diskutiert?
Dorgerloh: Ja, das ist ein Weg, der im Augenblick gar keine Mehrheit findet. Wenn man sich auch anschaut, dass wir gerade beim Thema Lehrermobilität – wo das ja ein großes Thema auch war, die Frage nach einem Staatsvertrag – dann doch festgestellt haben, dass wir gerade auch für die bayrischen Kollegen die eine oder andere Fußnote zu Recht noch einbringen mussten, weil es eben auch nicht übers Knie zu brechen ist, sondern wir brauchen hier einen ganz pragmatischen Weg, wo wir auf Sicht fahren, dass auch Jahr für Jahr das Abitur in einer guten und verlässlichen Art und Weise abgelegt werden kann. Von daher ist dieser Weg, den wir jetzt verabredet haben, auch tatsächlich der zielführende und einer, wo wir uns wechselseitig nicht überfordern, sondern gemeinsam sehr stringent auf dieses große Ziel zugehen.
Götzke: Ja, vielleicht führt das aber dazu, dass Sie sich momentan nicht überfordern, zu Ungerechtigkeiten. Sie selbst haben mal gesagt, das Abitur ist nur bei einem gleich, bei seinem Namen. Ist es dann gerecht, dass bei der Hochschulbewerbung ein 1,5er-NC aus Bayern genausoviel wert ist wie ein 1,5er-NC aus Bremen?
Dorgerloh: Ja, Sie können im Augenblick nicht verlässlich sagen, dass es tatsächlich da Unterschiede gibt. Dazu gibt es, wie gesagt, keine Untersuchungen, das ist eine reine Vermutung, dass es da Unterschiede gibt. Schon allein zwischen den Schulen kann ja auch unterschiedlich bewertet werden. Und deswegen ist dieser unmittelbare Zusammenhang nicht herzustellen.
Götzke: 2016 gibt es einen unverbindlichen Aufgabenpool. Wann wird es ein verbindliches, bundesweites Zentralabitur geben?
Dorgerloh: Die Vergleichbarkeit der Aufgaben sichert gerade auch in einem föderalen System, dass wir gemeinsam unterwegs sind. Das heißt nicht, es muss überall die gleiche Aufgabe zum gleichen Zeitpunkt geschrieben werden, das hat auch viele technische Probleme, denken wir nur an die unterschiedliche Ferienregelung. Und deswegen ist es ...
Götzke: Das wird also nie kommen?
Dorgerloh: Das will ich nicht völlig ausschließen, aber es ist im Augenblick jetzt nicht der Weg, auf dem wir unterwegs sind, sondern wir haben gesagt: Mit dem Aufgabenpool sichern wir dem Abitur tatsächlich die Vergleichbarkeit zu, und da, wo Abitur drin ist, wird auch künftig vergleichbar überall gleich Abitur drin sein.
Götzke: Die Länder haben sich auf ein bisschen mehr Vergleichbarkeit beim Abitur geeinigt: Ab 2016 soll es einen gemeinsamen Abi-Aufgabenpool geben.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Das wird in einer gemeinsamen Kommission auch mit Wissenschaft geprüft, sodass wirklich nur die besten Aufgaben im Endeffekt durchkommen, und am Ende wird es so sein, dass die Länder sich Stück für Stück immer stärker auch aus diesem Pool bedienen. Natürlich gibt es nach wie vor auch regionale, kulturelle Unterschiede, es gibt eine Vielfalt, die aber immer stärker hin auch zu einer Vergleichbarkeit und zu einer stärkeren Gemeinsamkeit führt, und das ist ja Föderalismus in seiner besten Form.
Götzke: Was meinen Kultusminister denn, wenn sie von kulturellen Unterschieden sprechen – unterschiedliche Anforderungsniveaus?
Dorgerloh: Na ja, es ist ja so, dass wir bei den Abituraufgaben ganz unterschiedliche Wege nach wie vor in den Ländern haben. Da gibt es das Zentralabitur generell, ein gewisses Zentralabitur in einigen Fächern, es gibt auch ein Bundesland, wo es gar kein Zentralabitur gibt. Dann gibt es Unterschiede beispielsweise bei der Benutzung der Hilfsmittel: Wie ist das eigentlich mit dem Wörterbuch in den Sprachen oder wie ist der Einsatz des Taschenrechners im Mathematikabitur geregelt? All das ist sehr unterschiedlich, unterschiedlich auch gewachsen in den Jahren. Das wird jetzt mit diesem Verfahren miteinander angeglichen, stärker vergleichbar, und das ist ein großer Schritt nach vorne, hin zu mehr Mobilität, größerer Vergleichbarkeit und dann natürlich auch empirischen Untersuchungen, sodass wir dann als Kultusminister auch gezielter nachsteuern können, wenn wir Qualitätsunterschiede feststellen.
Götzke: Aber warum konnten Sie sich nicht dazu durchringen, dass die Länder gezwungen sind, sich daraus zu bedienen? Sie haben die Aufgaben ja selbst eingebracht.
Dorgerloh: Weil wir, denke ich, jetzt anfangen auf diesem Weg, es ist ja ein längerer Prozess. Es wird ja Jahr für Jahr trotzdem und muss ja auch vernünftig und verlässlich Abitur abgelegt werden. Es kann nur geprüft werden, was vorher unterrichtet wurde. Und diese Umsetzung des kompetenzorientierten Lehrplans, der jetzt zum kommenden Schuljahr in die schulische Phase geht, und das Aufwachsen dieses Pools, all das braucht Zeit und braucht auch Augenmaß. Hier wollen wir nichts überstürzen, das ist, glaube ich, gerade beim Abitur auch wichtig. Aber der Weg ist ganz klar, die Verabredungen sind klar, der Beschluss ist einstimmig gefasst worden, und ich denke, das wird Jahr für Jahr mehr Gemeinsamkeiten bringen.
Götzke: Aber Sie räumen damit ja auch ein, dass momentan die Leistungsunterschiede beim Abitur, ich sage mal, zwischen Bremen und München, zwischen Bremen und Bayern noch sehr, sehr groß sind.
Dorgerloh: Da gibt es eigentlich gar keine verlässlichen, wissenschaftlich wirklich belastbaren Untersuchungen. Das sind alles Vermutungen, wo man sagt: Wie ist das eigentlich? Denn man müsste dann ja auch schauen: Wie ist das eigentlich mit den Erfolgen der Abiturienten aus den Ländern in den Studienjahren? Wie ist das möglicherweise auch mit Studienabbrecherquoten? Und deswegen halten wir uns an dieser Frage auch jetzt nicht auf, sondern gucken nach vorne und sagen: Wir wollen überall da, wo deutsches Abitur draufsteht, auch wirklich vergleichbare Qualitätskriterien anlegen, vergleichbare Schwierigkeitsgrade und eine Verlässlichkeit, dass da eben überall vergleichbares Abitur auch drin ist.
Götzke: Es bleibt aber bei diesem Appell?
Dorgerloh: Es ist so, dass wir mit der Zustimmung der Länder natürlich auch eine Selbstverpflichtung eingehen, sich daran zu beteiligen und dann nicht am Ende außen vor zu bleiben. Einige Länder gehen ja jetzt schon voran. Es gibt ein paar, die schon jetzt gemeinsame Aufgaben in dem Abitur abprüfen und das sogar am gleichen Tag schreiben. Also da sieht man schon: Der Wille in den Ländern ist da, hier zu mehr Vergleichbarkeit und Gemeinsamkeit zu kommen.
Götzke: Zumindest in einigen Ländern, Sie haben es gesagt. Bayern hat sich bei dem Thema ja zum Beispiel etwas mehr Verbindlichkeit gewünscht und mal einen Staatsvertrag ins Gespräch gebracht. Dann hätten sich ja alle Länder dran halten müssen. Warum wurde dieser Staatsvertrag auf der Konferenz diesmal noch nicht einmal diskutiert?
Dorgerloh: Ja, das ist ein Weg, der im Augenblick gar keine Mehrheit findet. Wenn man sich auch anschaut, dass wir gerade beim Thema Lehrermobilität – wo das ja ein großes Thema auch war, die Frage nach einem Staatsvertrag – dann doch festgestellt haben, dass wir gerade auch für die bayrischen Kollegen die eine oder andere Fußnote zu Recht noch einbringen mussten, weil es eben auch nicht übers Knie zu brechen ist, sondern wir brauchen hier einen ganz pragmatischen Weg, wo wir auf Sicht fahren, dass auch Jahr für Jahr das Abitur in einer guten und verlässlichen Art und Weise abgelegt werden kann. Von daher ist dieser Weg, den wir jetzt verabredet haben, auch tatsächlich der zielführende und einer, wo wir uns wechselseitig nicht überfordern, sondern gemeinsam sehr stringent auf dieses große Ziel zugehen.
Götzke: Ja, vielleicht führt das aber dazu, dass Sie sich momentan nicht überfordern, zu Ungerechtigkeiten. Sie selbst haben mal gesagt, das Abitur ist nur bei einem gleich, bei seinem Namen. Ist es dann gerecht, dass bei der Hochschulbewerbung ein 1,5er-NC aus Bayern genausoviel wert ist wie ein 1,5er-NC aus Bremen?
Dorgerloh: Ja, Sie können im Augenblick nicht verlässlich sagen, dass es tatsächlich da Unterschiede gibt. Dazu gibt es, wie gesagt, keine Untersuchungen, das ist eine reine Vermutung, dass es da Unterschiede gibt. Schon allein zwischen den Schulen kann ja auch unterschiedlich bewertet werden. Und deswegen ist dieser unmittelbare Zusammenhang nicht herzustellen.
Götzke: 2016 gibt es einen unverbindlichen Aufgabenpool. Wann wird es ein verbindliches, bundesweites Zentralabitur geben?
Dorgerloh: Die Vergleichbarkeit der Aufgaben sichert gerade auch in einem föderalen System, dass wir gemeinsam unterwegs sind. Das heißt nicht, es muss überall die gleiche Aufgabe zum gleichen Zeitpunkt geschrieben werden, das hat auch viele technische Probleme, denken wir nur an die unterschiedliche Ferienregelung. Und deswegen ist es ...
Götzke: Das wird also nie kommen?
Dorgerloh: Das will ich nicht völlig ausschließen, aber es ist im Augenblick jetzt nicht der Weg, auf dem wir unterwegs sind, sondern wir haben gesagt: Mit dem Aufgabenpool sichern wir dem Abitur tatsächlich die Vergleichbarkeit zu, und da, wo Abitur drin ist, wird auch künftig vergleichbar überall gleich Abitur drin sein.
Götzke: Die Länder haben sich auf ein bisschen mehr Vergleichbarkeit beim Abitur geeinigt: Ab 2016 soll es einen gemeinsamen Abi-Aufgabenpool geben.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.