Israel ist grundsätzlich gespalten über den innen- und außenpolitischen Kurs des Landes. Eine Abwahl von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu beim Urnengang am Dienstag würde an der grundsätzlich nationalistischen Ausrichtung der Politik nichts ändern, sagt der Historiker Moshe Zimmermann von der hebräischen Universität Jerusalem.
"In der Überlegung der meisten Israelis steht nicht Netanjahu im Vordergrund, sondern die Denkrichtung: Rechts oder Links? Und der rechte Flügel ist viel stärker als der linke Flügel." Es werde weiter eine nationalistische Regierung geben - mit oder oder ohne Netanjahu.
Zusammenschluss mit arabischer Partei nicht denkbar
Die Chance, eine linksorientierte Regierung zu gründen, sei gleich null. "Das würde einen Zusammenschluss mit der arabischen Partei bedeuten", sagt Zimmermann. Für diese könne man zehn Prozent der Stimmen erwarten. "Keine Regierung in Israel kann Entscheidungen vor allem über die Sicherheit treffen, die auf die Stimmen der Araber gestützt ist." Das sei Teil einer rassistischen antipalästinensischen Einstellung in Israel. "Die Mehrheit der Juden lässt nicht zu, dass die wichtigen Entscheidung nicht von einer jüdischen Mehrheit getroffen wird."
Daher sei auch bei einem relativen Erfolg der Arbeitspartei von einer großen Koalition mit Netanjahus Likud-Partei auszugehen. "Das heißt, dass die nationalistische Tendenz in Israel in der Regierung bleibt und sie dirigiert."