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Knete für die Studis in Ghana

Wer in Ghana nicht reich ist, kann zu Hause bleiben, denn ohne Studiengebühren läuft dort gar nichts. "Students4students", ein Verein, will begabten Studierenden in Ghana die Studiengebühren bezahlen. Und weil die Vereinsmitglieder selbst Studierende sind, haben sie zum Spendenlauf durch die Ravensburger Altstadt aufgerufen.

Von Thomas Wagner |
    "Ich habe die Startnummer 710. Und ich lauf‘ hier beim Spendenmarathon mit für 'students4students‘. Die Spenden gehen alle an Studenten in Ghana. Und Studenten helfen praktisch anderen Studenten, ihre Studiengebühren zu finanzieren."

    "Nach jeder Runde kann man den Zettel da abstempeln lassen"

    Nur noch wenige Augenblicke vor dem Start: Elena Guschelbauer studiert an der Dualen Hochschule Ravensburg Journalistik und PR - und ist eine von 48 Läuferinnen und Läufern, die die nächsten eineinhalb Stunden Runde um Runde durch die pittoreske Altstadt im oberschwäbischen Ravensburg joggen werden. Mehrere Sponsoren bezahlen pro Runde zwischen fünf und 15 Euro. Die fließen in einen gemeinsamen Topf und dienen einem ungewöhnlichen Ziel: Der Finanzierung von Gebühren, die Studierende aus dem afrikanischen Ghana an ihre Unis überweisen müssen.
    "Ich find das super, dass man natürlich hilft, dass sich andere Studenten auch ihr Studium finanzieren können und nicht nur wir hier in Europa. Und deswegen find‘ ich das natürlich eine klasse Idee."

    "Auf die Plätze - fertig - los!"

    Und dann ist Elena Guschelbauer auch schon auf und davon: Laufen für einen guten Zweck - der erst im März gegründete Verein "students4students" hatte die Idee, mit einem Spendenlauf Geld zu sammeln für Studierende in Ghana.

    "Ich war vor drei Jahren für sechs Wochen in Ghana, war dort auf einem freiwilligen Workcamp, wo ich auch verschiedene Ghanaer selbst kennengelernt habe. Wir haben da in einem kleinen Dorf gewohnt. Da hab‘ ich mich mit einem Studenten sehr gut angefreundet. Und seitdem ist der Kontakt nicht abgebrochen."

    Dennis Papirowski ist Vorsitzender bei "students4students". Während seiner Reise nach Ghana hat er auch die Studienbedingungen in dem afrikanischen Land kennen gelernt.

    "Es gibt ein relativ gut ausgebautes Universitätssystem. Das Problem ist allerdings, dass viele Studenten noch nicht mal in der Lage sind, das Geld aufzubringen, um mit dem Bus, wenn sie in den nördlichen Regionen wohnen, in die Hauptstadt, nach Accra, zur Universität zu fahren. Das heißt, dass man viele intelligente Köpfe hat, die aber in den Dörfern hoffnungslos versauern."

    Diese Eindrücke haben Dennis Papirowski nicht mehr losgelassen. Zurückgekehrt nach Ravensburg, erzählte er seinen Kommilitonen von seinen Eindrücken. Und schnell waren sie sich einig: Wir müssen etwas tun! Zunächst zweigten sie aus ihren eigenen finanziellen Mitteln kleinere Summen ab, um zwei Freunden aus Ghana wenigstens die Studiengebühren zu finanzieren. Die liegen immerhin bei 250 Euro pro Semester. Dann kam die Idee, die Hilfe auf eine breitere Basis zu stellen. Das war die Geburtsstunde von "students4students". Eines ist den Ravensburger Studierenden dabei wichtig: Die Studierenden, die sie unterstützen, müssen sich verpflichten, nach ihrer Ausbildung in Ghana zu bleiben.

    "Das ist sogar der entscheidende Punkt. Wir kennen das ja von Medizinstudenten, die dann abgeworben werden, um in die USA, nach Australien oder nach England zu gehen. Und wir haben als eine unsere Bedingungen für diese Stipendien gestellt: Die Studenten sollen im Land bleiben, sollen motiviert sein, idealistisch sein für ihr Land und es von innen heraus zu unterstützen und sich nicht vom Acker zu machen."

    Mit dieser Idee konnte Dennis Papirowski viele seiner Kommilitonen begeistern. Das zeigt die gute Resonanz auf den Aufruf zum Spendenlauf. Dabei kamen rund 4000 Euro zusammen.
    "Wir wollen in Zukunft mit einem eigenen akademischen Auswahlverfahren vielleicht fünf bis zehn Kandidaten regelmäßig unterstützen. Natürlich sind die akademischen Noten für uns sehr wichtig. Aber für uns ist ebenso wichtig, dass Idealismus da ist. Dass da Menschen da sind, die bereit sind, ihr Land zu unterstützen."

    Während die 48 Läuferinnen und Läufer unentwegt ihre Runden drehen, steht am Zieleinlauf Tibor Rathai, einer der Organisatoren von "student4students". Er macht sich bereits Gedanken über zukünftige Aktivitäten des jungen Vereins. Ein Fernziel könnte darin bestehen, Studierenden aus Ghana ein Gastsemester in Ravensburg zu ermöglichen.
    "Das sind im Moment noch sehr, sehr hohe finanzielle Hürden, weil ein Flug so viel kostet wie ein ganzes Semester in Ghana. Und da muss man überlegen, wie das Geld wirklich sinnvoll investiert werden kann. Aber das ist schon ein Ziel, dass wir mal einige Studenten nach Deutschland holen."

    Erst einmal freuen sich die Organisatoren aber über den erfolgreichen Verlauf des Spendenlaufes - der ersten Veranstaltung, die "students4students" organisiert hat. Vereinsvorsitzender Dennis Papirowski ist sogar selbst:

    "Also echt der Wahnsinn: Die Hälfte der Runden ist nur Steigung. Aber ich hab immer gedacht: ich lauf nicht für mich, ich lauf für einen guten Zweck. Dann hab‘ ich nochmals die letzten fünf, sechs Runden weggebissen und geh jetzt auf dem Zahnfleisch, bin froh, dass ich das hinter mir habe. Aber es fühlt sich verdammt gut an."