Der Kniefall von Willy Brandt vor 50 Jahren hat nach Ansicht des Historikers Gerhard Paul die internationale Anerkennung der Bundesrepublik gefördert. Das Bild des damaligen Bundeskanzlers und SPD-Chefs sei eine "Ikone" und "ein Medienereignis" gewesen, sagte er im Dlf.
Viele Bundesbürger hielten Geste für übertrieben
"Das Charakteristische für Ikonen ist ja, dass sie eine eigene Realität schaffen. Die gesamte Politik, insbesondere die Ostpolitik der Bundesregierung, hat sich später auf dieses Ereignis bezogen. Die Anerkennung der Welt, die die Bundesrepublik nach 1970 weltweit erfahren hat, beruht auf dem Bild dieser besonderen Geste Willy Brandts. Es hat praktisch die Aussöhnung mit dem Osten eingeleitet und es hat ein neues Bild der Bundesrepublik in die Welt hinein vermittelt", sagte Paul.
Die Geste sei damals höchst umstritten gewesen, sagte der Historiker. 48 Prozent der Befragten hätten damals laut Umfragen angegeben, Brandts Geste sei übertrieben. 41 Prozent hielten sie für angemessen. "Die Rechte in der Republik bis weit hinein in die CDU/CSU hat diese Geste kritisiert", sagte Paul.
Am 7. Dezember 1970 hatte Brandt unmittelbar vor der Unterzeichnung des Vertrags, in dem die Bundesrepublik die polnische Westgrenze anerkannte, am Denkmal der Helden des jüdischen Ghettos in Warschau einen Kranz niedergelegt. Nach dem Zurechtrücken der Kranzschleifen fiel der SPD-Politiker auf die Knie. Die Geste fand weltweit Beachtung als Bitte um Vergebung für die Verbrechen der Nationalsozialisten.