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Kobaltabbau im Kongo
Saubere Autos, dreckige Batterien

Der Kongo ist ein Krisenland - von dem die deutsche Autoindustrie beim Bau von Elektroautos immer abhängiger wird. Denn der Kongo ist einer der wichtigsten Produzenten von Kobalt, einem Rohstoff für Batteriezellen und Akkus. Kritiker weisen auf Menschenrechtsverletzungen in den Minen des Landes hin.

Von Elisabeth Weydt und Kai Küstner |
    Ein Kind und eine Frau arbeiten in Lubumbashi in der Demokratischen Republik Kongo an Steinen aus einer Kobalt-Mine. Sie sitzen im Staub.
    Die Arbeitsbedingungen in kongolesischen Kobalt-Minen sind häufig schlecht (AFP / Junior Kannah)
    Zum internationalen Tag der Menschenrechte ist Prince Kihangi aus dem Kongo nach Berlin gereist. Der Anwalt und Bergbau-Kenner hofft, hier in Europa mehr Gehör zu finden in seinem Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen als in seinem eigenen Land. Das Problem - so absurd das klinge - sei der Reichtum, sagt er. Der Reichtum an Rohstoffen:
    "Die Bodenschätze in unserem Land sind ein Fluch für die Menschen: Sie sind die Hauptursache für alle Konflikte geworden. Man muss die Frage nach der Verantwortung stellen. Das sind hauptsächlich die, die diese Mineralien abbauen und dabei Menschenrechte verletzen. Aber es sind auch die, die sie kaufen. Und wir, die wir am Ende die Handys kaufen."
    Der Bedarf nach Kobalt steigt rasant
    Werden sich auch Elektro-Auto-Besitzer eines Tages die Frage stellen müssen, ob sie das richtige tun? Klar ist: Die deutschen Autobauer haben es eilig. Um nicht den Anschluss zu verlieren beim Rennen um die vorderen Plätze bei der E-Mobilität, sind VW, BMW, Daimler und Co. auf einen Rohstoff dringend angewiesen: Kobalt. Der wichtigste Produzent: das Krisenland Kongo. Und es wird noch wichtiger, auch für die deutsche Autoindustrie. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Studie der Deutschen Rohstoffagentur hervor, die NDR Info vorliegt. Den Berechnungen zufolge könnte der Kobaltbedarf aller Autobauer weltweit im Jahr 2026 fünf Mal so hoch sein wie heute. Und wer Kobalt will, kommt am Krisenstaat Kongo nicht vorbei, erklärt Siyamend Al Barazi, der Autor der Studie: "Die weltweite E-Mobilität auf Grundlage der aktuellen Lithium-Ionen-Technologie ist ohne den Kongo nicht zu realisieren."
    Lage im Kongo extrem instabil
    Die deutschen Autokonzerne sind also doppelt gefordert: Zum einen würden sie gerne bei den E-Autos die Konkurrenz hinter sich lassen. Zum anderen müssen sie in einem Land wie dem Kongo auf der Hut sein: Präsident Kabila wird - egal wie die kommende Wahl ausgeht - auch weiter seine Hand über dem Rohstoffgeschäft halten. Da sind sich die Experten einig. Vier Millionen Menschen sind innerhalb des Kongo auf der Flucht. In einigen Landesteilen liefern sich bewaffnete Milizen und Regierungstruppen blutige Gefechte.
    Nicht im Süden, wo das Kobalt hauptsächlich abgebaut wird. Doch die Menschen dort wären nun in großer Sorge, sagt Prince Kihangi:
    "In Katanga haben die Menschen Angst, dass dieselben schrecklichen Dinge passieren wie in Kivu, wenn jetzt hier das Kobalt abgebaut wird. Denn der Bedarf wird groß sein. Wir haben eine Führung, die offen für Bestechung ist und korrupt. Es herrscht Straflosigkeit im Land."
    Kampf um Transparenz
    Die deutschen Autokonzerne betreiben deshalb eigenen Angaben zufolge einen erheblichen Aufwand, um sicherzustellen, dass das in ihren Fahrzeugen verbaute Kobalt auch unter menschenwürdigen Bedingungen gefördert werde. Das reiche nicht, sagt Uwe Kekeritz, entwicklungspolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag:
    "Es muss ganz klar sein: Woher kommen die Rohstoffe, aus welchen Minen? Und wie sind die Arbeitsbedingungen und die Sicherheitsbedingungen vor Ort? Das könnte man sehr wohl gesetzlich regeln und über Stichprobenverfahren auch kontrollieren."
    Die EU jedenfalls hat den Druck auf die Konzerne nun noch einmal erhöht, allerdings nicht in Sachen Menschenrechte, sondern in Bezug auf saubere Luft: Die CO2-Grenzwerte sollen bis 2030 erheblich verschärft werden. Damit sind die Autokonzerne dazu gezwungen, den Anteil der Elektro-Fahrzeuge zu erhöhen.