Köln, früher Abend. Der Breslauer Platz am Hauptbahnhof. Ein Straßenmusiker spielt Klavier, neben einem umgekippten Mannschaftswagen der Kölner Polizei. Ein gespenstisches Bild.
Stunden zuvor war es auf dem Platz zu heftigen Ausschreitungen gekommen, als die Lage am Rande einer Demonstration der rechtsgerichteten Gruppierung "Hooligans gegen Salafisten" eskalierte. Mindestens 13 Polizisten wurden verletzt, einer davon schwer. Sechs Personen wurden vorübergehend festgenommen.
"Ausgesprochen aggressiv und gewaltbereit"
Nach Augenzeugenberichten waren deutlich mehr als 2.500 Hooligans dem Aufruf in Internet gefolgt, um gegen Salafisten zu demonstrieren. Die Gewalt der Teilnehmer richte sich jedoch ausschließlich gegen Polizei-Beamten. Christoph Gilles, Sprecher der Kölner Polizei:
"Wir waren hier konfrontiert mit mehreren tausend Veranstaltungsteilnehmern. Insgesamt haben sich die Personen uns gegenüber ausgesprochen aggressiv und gewaltbereit präsentiert. Wir waren auch vorab davon ausgegangen, dass die Hooligan-Szene hier von rechtsextremistischen Gruppierungen Unterstützung finden wird und dass ist auch geschehen."
Sie warfen Feuerwerkskörper, Flaschen oder Fahrräder
In Köln marschierten eigentlich verfeindete Gruppen auf einmal nebeneinander: Teilnehmer kamen aus Dortmund, Gelsenkirchen, Dresden, München, Nürnberg, aber auch den Niederlanden. Sie brannten Feuerwerkskörper ab, warfen Flaschen oder gar Fahrräder auf die Beamten. Kippten einen Mannschaftswagen um und skandierten immer wieder nationale Parolen wie "Unser Staat, unser Staat, unser Land..."
Die Polizei war mit rund 1.000 Beamten vor Ort zahlenmäßig unterlegen, drohte auch zeitweise die Kontrolle über die Situation zu verlieren, sie setzte Wasserwerfer, Pfefferspray und Schlagstöcke ein. Gegen 16 Uhr löste sie die Veranstaltung auf.
Eine Machtdemonstration der Hooligan-Bewegung
Die Versammlung am Hauptbahnhof war von einem Mitglied der rechtsextremen und verfassungsfeindlichen Pro-NRW-Partei angemeldet worden. Zuvor hatte es bereits Veranstaltungen in Essen und Dortmund gegeben, wo sich rund 350 Hooligans versammelt hatten. Nach Einschätzungen von Experten war der Auftritt in Köln die mit Abstand größte Versammlung von Hooligans, die es in Deutschland bisher gegeben hat. Dies sei eine Machtdemonstration gewesen, die dem Netzwerk Auftrieb geben dürfte. Sogar von einer Renaissance der Hooligan-Bewegung war die Rede. Offenbar plant das Netzwerk eine weitere Veranstaltung im Norden Deutschlands, wahrscheinlich in Hamburg.
Eine Gegendemonstration auf der gegenüberliegenden Seite des Kölner Hauptbahnhofs sei weitestgehend friedlich verlaufen, hieß es. Dort waren rund 2.000 Menschen im Laufe des Tages zusammengekommen. Linksautonome versuchten zwar, eine Polizeikette zu durchbrechen, um zu den Hooligans vorzustoßen, scheiterten aber.
Durch die Demonstrationen kam es am Kölner Hauptbahnhof zu Behinderungen im Reiseverkehr. Reisende, die zum Abschluss des Wochenendes auf dem Weg zu ihrem Zug waren, mussten sich gedulden und konnten den Bahnhof zeitweise nicht betreten. Erst am Abend entspannte sich die Lage wieder.