Viele hatten in Köln mit einer zweiten Runde und einem knapperen Ergebnis gerechnet, aber schon eine Dreiviertelstunde nach Schließung der Wahllokale stand fest: Henriette Reker hat gewonnen. Sie hat mit mehr als 52 Prozent die absolute Mehrheit der Stimmen geholt. Es gibt damit auch keine zweite Runde, und sie dürfte nun neue Oberbürgermeisterin der Domstadt werden, übrigens das erste Mal, dass in Köln eine Frau ganz oben steht.
Insgesamt sieben Bewerber waren angetreten, aber außer Reker wurden von vornherein nur Jochen Ott, SPD, wirkliche Chancen eingeräumt. Doch für ihn endet der Wahltag mit einer Enttäuschung: Er holt etwa 32 Prozent und gratulierte Reker umgehend zu ihrem Sieg. Auf Platz drei landet mit rund sieben Prozent der Kandidat Mark Benecke, der für "Die Partei" angetreten war. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 40 Prozent.
Die Bundesvorsitzende der Grünen, Simone Peter, war eine der ersten Gratulantinnen:
Überschattet wurde die Wahl vom Angriff auf Henriette Reker. Die von CDU, Grünen und FDP unterstützte parteilose Kandidatin war am Vortag im Wahlkampf von einem 44-Jährigen mit einem Messer attackiert und schwer verletzt worden. Reker wurde noch am selben Tag operiert. Heute teilten die Ärzte mit, ihr Zustand entwickle sich positiv, aber sie werde noch einige Zeit im Krankenhaus bleiben müssen.
Gegen den Attentäter wurde Haftbefehl erlassen. Ein psychologisches Gutachten hatte ihm bescheinigt, voll schuldfähig zu sein. In ihren Ermittlungen gegen den seit Jahren arbeitslosen und von Hartz IV lebenden Mann verfolgt die Polizei nach eigenen Angaben vor allem Hinweise auf die von ihm selbst angegebene Gesinnung.
Offenbar fremdenfeindliche Motive
Der Mann nannte für seine Tat fremdenfeindliche Motive. Nach einem unbestätigten Bericht von "Spiegel online" soll er in den 1990er-Jahren bei einer später verbotenen Neonazi-Gruppe, der Freiheitlichen Deutschen Arbeitspartei (FAP), mitgemacht haben. Laut dem Blog "Ruhrbarone" saß er damals zwischenzeitlich in Haft. Zuletzt sei der Mann mit ausländerfeindlichen Kommentaren im Internet aufgefallen, so "Spiegel Online".
Reker ist als Kölner Sozialdezernentin für die Unterbringung von Flüchtlingen in der Domstadt zuständig. Sie hatte sich im Wahlkampf wiederholt für die Integration von Asylbewerbern ausgesprochen. Neben der 58-Jährigen wurden auch eine Kölner CDU-Politikerin, eine FDP-Ratsfrau und zwei Bürger verletzt.
Politiker verurteilten die Tat. Die Gifhorner SPD-Bundestagsabgeordnete Kerstin Tack sprach von einer "Nazikrise" Deutschlands. "Politiker sind Objekte des Hasses geworden", sagte der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse im Deutschlandfunk. Der noch amtierende Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters rief zu einem Schulterschluss gegen Rechtsextremismus auf. Nun gehe es darum, "Flagge zu zeigen", sagte der SPD-Politiker im Deutschlandfunk.
(bor/