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Köln und das Böll-Jubiläum
Ohne Bohei - eher nebenbei

Flächendeckende Plakatierung, fulminante Veranstaltungen, glorreiches Gedenken? Fehlanzeige. Die Aktivitäten der Stadt zu Bölls 100. Geburtstag sind zwar vielfältig - auffällig beworben werden sie aber nicht. Und auch ansonsten fällt die Würdigung eher nüchtern aus. Vielleicht einfach nur vergessen? Wäre in Köln nicht erste Mal.

Von Beatrix Novy |
    Der Schriftsteller Heinrich Böll in seiner Wohnung in Köln, Dezember 1977. Böll gehörte zu den bedeutendsten deutschen Autoren der Nachkriegszeit. Im Jahr 1972 erhielt er den Literatur-Nobelpreis.
    Fulminante Jubiläumsfeiern zu seiner Person hätte Heinrich Böll vermutlich ohnehin nicht geschätzt (picture alliance / dpa / Heinz Wieseler)
    Die Gewöhnung an große Jubiläums-Boheis allerorten hat bei manchen Leuten das Gefühl erzeugt, die Stadt Köln hätte ihr diesjähriges Großjubiläum fulminanter begehen können.
    Wenige Bemühungen um Aufmerksamkeit
    Während in anderen Städten schon Jahre vorab die Namen ihrer Jubilare samt den dazugehörigen Veranstaltungen flächendeckend plakatieren, fiel Köln im Wesentlichen mit einer Ausstellung über Bölls Verhältnis zur Fotografie im Ludwig Museum auf. Danach wurde es schon mühsamer, sich zu den anerkannt vielfältigen Böll-Geburtstags-Aktivitäten der Stadt im Internet durchzuklicken. Auf der schlichten städtischen Homepage sorgt schon das Logo kurz für Verwirrung, weil da "Boll" steht statt Böll, darüber die Zahl 100, deren Nullen die ö-Pünktchen darstellen sollen. Grafisch ambitioniert, leuchtet aber nicht jedem gleich ein.
    Auch ein bisschen schwer taten sich Böll-Sucher damit, eine weitere Ausstellung zu finden, die über Bölls Verhältnis zur bildenden Kunst. Sie steht - in Köln sind Museen öfter problembedingt geschlossen - in der Stadtbibliothek, zweite Etage hinten rechts, gleich hinter den Hörbüchern. Dort ist auch das Arbeitszimmer aus seinem Domizil im Vorgebirge aufgebaut, das dem einen oder anderen Stammbesucher bei dieser Gelegenheit erstmals auffiel.
    Kaum Veranstaltungen, kein Denkmal
    Irgendwie erscheint da manches, gemessen am Nimbus eines Nobelpreises, ein bisschen unsexy. Gibt es für eine prominente Veranstaltung mit früheren Böll-Preisträgern kein eindrucksvolleres Ambiente als die zeitlose Nüchternheit der Volkshochschule? Wirkt ein Spaziergang durch Bölls Kindheitsviertel hier, eine Lesung des Vereins zur Förderung der Städtepartnerschaft Cork und Köln dort nicht etwas mickrig? Überhaupt: Wo steht in Köln ein Denkmal für Heinrich Böll? Willy Millowitsch kriegte seins schon zu Lebzeiten. Immerhin hat der Rat das Thema soeben zwischen Müllgebühren und Wirtschaftsförderung auf die Agenda gesetzt.
    Außerdem gibt es den Heinrich Böll-Platz. Dieser mit internationalen Kunstwerken bestückte Platz liegt teilweise über der benachbarten Philharmonie, ist leider nicht richtig trittschallgedämmt und muss seit Jahrzehnten bei jedem Konzert abgeriegelt und vor lästigen Passanten geschützt werden. Erfreulicherweise ist nicht bekannt, dass bei der feierlichen Eröffnung dieses Platzes die Straßenschilder fehlten, wie das bei einer ähnlichen Gelegenheit passierte.
    Böll hätte es wohl nicht gestört
    In Köln fehlt immer mal etwas: Als zum Beispiel der rückwärtige Bahnhofsplatz nach Äonen kölntypischer Anspruchslosigkeit zu etwas Anspruchsvollerem umgestaltet wurde, fiel erst kurz vor der Fertigstellung auf, dass der geplante Springbrunnen fehlte. Oder: Einem Schwimmbad, das ausnahmsweise nicht ganz geschlossen, sondern jahrelang saniert wurde, fehlte bei der Wiedereröffnung - schwupps - die Sauna. Vor der Renovierung war sie noch da gewesen. Wer das alles gewöhnt ist, weiß zu schätzen, dass in Köln nicht auch noch groß gedacht wird.
    Was Böll betrifft: Der war ohnehin groß darin, das Große gerade nicht zu wollen, jedenfalls nicht für sich selbst.