Das gehört zum Markenkern der tollen Tage zwischen Weiberfastnacht und Karnevalsdienstag - dass es gerade keine Armeslänge Abstand gibt, die man im Alltag ganz intuitiv einhält. In der fünften Jahreszeit feiert die Stadt sich selbst, ob im Straßenkarneval oder teils sehr deftigen Sitzungen der Karnevalsgesellschaften.
Bedroht ist diese Unbeschwertheit nun von Angst vor Terror und vor sexueller Gewalt, die nicht neu ist, aber in der Silvesternacht in einer vorher nie dagewesenen Dimension eingesetzt wurde. Große Gruppen von Männern, die Frauen gezielt umzingeln, bestehlen und sexuell bedrängen - seit bekannt wurde, dass sich unter den Beschuldigten viele Nordafrikaner befinden, ist die Debatte umgeschwenkt. Die Herkunft der Täter ist in den Fokus gerückt, viele Flüchtlinge, Muslime und Menschen mit Migrationshintergrund fühlen sich unter Generalverdacht. Eine aufgeladene Diskussion, die sich im Karneval, dem nächsten Großevent nach der Silvesternacht, noch einmal zuspitzt.
Um die rund 11.000 Flüchtlinge, die zurzeit in Köln untergebracht sind, auf das laute und exzessive Treiben vorzubereiten, den Kulturschock abzumildern, haben mehrere Organisation die Initiative ergriffen. Mit Broschüren und speziellen Unterrichtsstunden, wollen sie die Menschen integrieren und ihnen außerdem ein paar grundsätzliche Verhaltensregeln mit auf den Weg geben.
Um das Gefühl der Unsicherheit zu bekämpfen, haben Stadt und Polizei in diesem Jahr außerdem aufgerüstet. Ein neues Sicherheitskonzept soll die Fehler der Vergangenheit vermeiden. Das ist ambitioniert und beruhigt viele Karnevalisten, die sich auch in diesem Jahr den Spaß am Feiern nicht verbieten lassen wollen. Auch wenn klar ist: Wirklich sicher ist im Karneval auch in diesem Jahr nur, dass am Aschermittwoch alles vorbei ist.