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Kölner Opern-Elend

Kölns Opernintendant Uwe Eric Laufenberg kritisierte die Stadt öffentlich heftig wegen des unsicheren Etats der städtischen Bühnen - und wurde gestern dann gefeuert. Ist das nur eine theatralische Eskalation in der Domstadt oder ein Zeichen für die neue Konfrontationslinie zwischen Kultur und Politik in den Kommunen?

Von Christoph Schmitz |
    Köln kann es nicht. Die Stadt blamiert sich weiter. Jetzt hat sie Uwe Eric Laufenberg gefeuert, seit Jahrzehnten der erfolgreichste Opernintendant Kölns. Lebendiges, kreatives, zeitgenössisches Musiktheater auf hohem Niveau hat Laufenberg geboten und das in einer maroden Opernimmobilie und zahlreichen Ausweichspielstätten. Anerkennung und Lob dafür erhielt Laufenberg deutschlandweit. Als er sich darüber aufregte, dass die Stadt ihm die dafür vertraglich zugesicherten und notwendigen Finanzmittel kürzte, obwohl er schon mit einem Minimum zurechtkommen musste, warf man ihm mangelnde Diplomatie vor. Aber ein Opernintendant ist nun mal kein Diplomat, sondern einer, der mit künstlerischer Fantasie Kultur zum Blühen bringt, wie Laufenberg es getan hat. Hinter den Kulissen der Stadtpolitik billigt man ihm diesen Erfolg sogar zu. Er sei genial, heißt es in den Fraktionen von SPD und Grünen, aber politisch sei die Entscheidung gefallen: Die Kölner Oper soll kleiner, bescheidener, schlichter werden.

    Die Kultur hat im kulturreichen Köln einen zunehmend schweren Stand. Ideologisch borniert wird das Soziale gegen Theater, Musik, Tanz und Kunst ausgespielt. Die aktuelle Regierung versteht nicht, dass das zusammengehört. Bei ihr droht in Vergessenheit zu geraten, dass Bühnen und Museen zum Kern unserer Kultur gehören. Statt diejenigen, die damit fremdeln, an die Bühne und die Bilder heranzuführen, soll alles lieber abgebaut werden.

    Andererseits ist der Besucherandrang riesig, die Oper ist zu über 90 Prozent ausgelastet. Für Karin Beiers Theateraufführungen bekommt man kaum Karten. Sie werden ihr von der Bevölkerung wie warme Semmeln aus den Händen gerissen. Aber sogar die diplomatische und in der öffentlichen Auseinandersetzung ruhige Theaterchefin hat den Kulturdilettantismus der Stadt satt und wird sich nach Hamburg davonmachen. Heute meldet auch der Dirigent des Gürzenich-Orchester Markus Stenz seinen Abgang in zwei Jahren. Das Operndesaster habe sein Nachdenken über den Fortgang befördert, lässt er wissen. Die Stadt juckt es nicht.

    Seit Jahren juckt sie nichts mehr. Rheinische Gelassenheit nennt sie das. Hauptsache der Karneval brummt. Die Gebäude von Opern und Theater hat der Rat verkommen lassen. Jetzt muss für hunderte Millionen saniert werden. Das Museum Ludwig sieht aus wie eine Bruchbude. Die Museumsetats reichen kaum fürs Fensterputzen. Mäzene, die dem Stadtmuseum einen Anbau schenken wollten, werden vergrault. Die archäologische Zone im Stadtzentrum mit dem kostbaren Erbe des mittelalterlichen Judentums macht Schlagzeilen mit Rückschlägen. Die Aberkennung des Weltkulturerbestatus für den Kölner Dom wegen prahlerischer Hochhausplanungen am gegenüberliegenden Rheinufer hat man nur mit Mühe in letzter Sekunde abwenden können. Dem allgemeinen städtebaulichen Murks sollte Stararchitekt Albert Speer entgegenwirken, aber sein Masterplan wird kaum und wenn nur schleppend und lustlos umgesetzt.

    Der Einsturz des Historischen Stadtarchivs durch Schlampereien beim Bau der U-Bahn vor drei Jahren ist zum Symbol des Zustands der Rheinmetropole geworden.

    Eigentlich müsste ein Ruck durch Köln gehen. Aber die Stadt wirkt träge und selbstzufrieden. Energien verpuffen im kleinlichen Gezänk. Wer etwas zu gut macht, wie Laufenberg, stört das Mittelmaß. Die Krise ist perfekt. Aber nichts wird sich ändern.