Das Restaurierungs- und Digitalisierungszentrum RDZ im Kölner Stadtteil Porz: In die ehemalige Lagerhalle eines Möbelhändlers sind historische Bücher und Akten eingezogen, Urkunden und Handschriften, die zum Teil mehr als tausend Jahre alt sind, das Meiste aber stammt aus späterer Zeit. Ein Zeitzeuge sei jedes Stück, meint Archivdirektorin Bettina Schmidt-Czaia, deshalb will sie keine Preziosen hervorheben, nicht die erste Kölner Verfassung, den sogenannten Verbundbrief von 1396, nicht die Nachlässe von Größen wie dem Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll oder dem Komponisten Jacques Offenbach.
"Denn der Charme dieses Archivs ist ja die Vielfältigkeit, die fortdauernde Überlieferung, dass es nie einen Brand gab, der Dinge vernichtet hätte oder andere Katastrophen."
"Denn der Charme dieses Archivs ist ja die Vielfältigkeit, die fortdauernde Überlieferung, dass es nie einen Brand gab, der Dinge vernichtet hätte oder andere Katastrophen."
Bis zum 3. März 2009, als das Historische Archiv, das bedeutendste kommunale Archiv nördlich der Alpen, wie Fachleute sagen, einstürzte. 95 Prozent der Archivalien konnten in den folgenden zwei Jahren geborgen werden. Ein großer Teil davon lag wochenlang im Grundwasser der Baugrube, in die das Gebäude gestürzt war.
Kampf gegen Betonstaub und Wasserschäden
Die nassen Dokumente wurden zunächst tiefgefroren und dann in einer Spezialanlage gefriergetrocknet. Nun läuft seit Jahren die Reinigung der Papiere.
Mit verschieden großen Pinseln wird jede einzelne Seite von aggressivem Betonstaub gereinigt. Weil das unter bestimmten Bedingungen gefährlich sein könnte für die Restauratoren, wenn sich um Beispiel Mikroben angesiedelt haben auf dem Papier, sieht es im Restaurierungszentrum aus wie in einem Labor. Die Mitarbeiter sitzen vor großen Schränken, in denen die Luft ständig abgesaugt wird. Die Leiterin der Papierrestaurierung, Nadine Thiel, erklärt warum:
"Das sind Sicherheitswerkbänke, die es uns erlauben, ohne Masken zu arbeiten, das heißt, die haben einen Luftstrom, der den Staub und die Reinigungspartikel abzieht, ohne dass der Mitarbeiter gefährdet ist."
Mit verschieden großen Pinseln wird jede einzelne Seite von aggressivem Betonstaub gereinigt. Weil das unter bestimmten Bedingungen gefährlich sein könnte für die Restauratoren, wenn sich um Beispiel Mikroben angesiedelt haben auf dem Papier, sieht es im Restaurierungszentrum aus wie in einem Labor. Die Mitarbeiter sitzen vor großen Schränken, in denen die Luft ständig abgesaugt wird. Die Leiterin der Papierrestaurierung, Nadine Thiel, erklärt warum:
"Das sind Sicherheitswerkbänke, die es uns erlauben, ohne Masken zu arbeiten, das heißt, die haben einen Luftstrom, der den Staub und die Reinigungspartikel abzieht, ohne dass der Mitarbeiter gefährdet ist."
13 Prozent der geborgenen Archivalien sind inzwischen gereinigt worden und davon können die meisten Stücke auch schon wieder benutzt werden. Immerhin 220.000 sogenannte Bergungseinheiten, Bettina Schmidt-Czaia:
"Das ist das, was wir vorfinden, wenn wir eine Kiste öffnen und den Inhalt herausnehmen, wo wir keine Zusammenhänge mehr haben. Oder wir haben eine halbe Akte und die andere fehlt offensichtlich, dann reden wir von einer Bergungseinheit und suchen an anderer Stelle den zweiten Teil beispielsweise."
"Das ist das, was wir vorfinden, wenn wir eine Kiste öffnen und den Inhalt herausnehmen, wo wir keine Zusammenhänge mehr haben. Oder wir haben eine halbe Akte und die andere fehlt offensichtlich, dann reden wir von einer Bergungseinheit und suchen an anderer Stelle den zweiten Teil beispielsweise."
Vier Monate für ein Dokument
Mittlerweile lagern die beschädigten Bestände nicht mehr in den mehr als 20 Archiven bundesweit, die in der Not mit Platz in den Regalen ausgeholfen haben, das meiste liegt im ehemaligen Staatsarchiv des Landes Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf, einiges auch in der Außenstelle der Kölner Restaurierungswerkstatt im sächsischen Wermsdorf. Mehr als 60 Prozent davon sind inzwischen ausgepackt und erfasst. Aber viel ist noch zu tun.
"Es ist ja eine ganze Abfolge von Workflows, die wir für jedes Stück durchlaufen müssen. Da ist die Fotodokumentation am Anfang: Wie sieht es vor der Bearbeitung aus? Dann kommt die Trockenreinigung, manches muss in die Rekonstruktion, die digitale Rekonstruktion der Fragmente. Von der Trockenreinigung kommt es zur Bestandsindentifizierung. Die müssen viele Phasen durchlaufen bis sie zum Schluss in der Digitalisierung landen, wo wir sie digitalisieren und auf Nutzerplattformen zur Verfügung stellen. Wenn heute jemand kommt und hat einen Nutzungswunsch, dann brauchen wir mindestens vier Monate, damit dieses Stück zur Verfügung gestellt werden kann. Ist es überhaupt aufgefunden? Wo liegt es denn? Es muss durch die Prozesse geschleust werden, dazu brauchen wir im Schnitt vier bis fünf Monate."
"Es ist ja eine ganze Abfolge von Workflows, die wir für jedes Stück durchlaufen müssen. Da ist die Fotodokumentation am Anfang: Wie sieht es vor der Bearbeitung aus? Dann kommt die Trockenreinigung, manches muss in die Rekonstruktion, die digitale Rekonstruktion der Fragmente. Von der Trockenreinigung kommt es zur Bestandsindentifizierung. Die müssen viele Phasen durchlaufen bis sie zum Schluss in der Digitalisierung landen, wo wir sie digitalisieren und auf Nutzerplattformen zur Verfügung stellen. Wenn heute jemand kommt und hat einen Nutzungswunsch, dann brauchen wir mindestens vier Monate, damit dieses Stück zur Verfügung gestellt werden kann. Ist es überhaupt aufgefunden? Wo liegt es denn? Es muss durch die Prozesse geschleust werden, dazu brauchen wir im Schnitt vier bis fünf Monate."
Das neue Archiv: Umzug an einen sicheren Ort
2020 soll das neue Archivgebäude nach Entwürfen des Stuttgarter Büros Waechter und Waechter fertig sein, dann kann das Historische Archiv umziehen in ein Haus, dass so sicher sein soll, dass ein erneuter Schaden ausgeschlossen werden kann. Die 2009 entstandenen Schäden, die Risse und Löcher, wird man den Archivalien auch nach der Restaurierung ansehen. Bis sie alle wieder nutzbar sind, wird es noch Jahrzehnte dauern.