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Königin der Porträtmalerei

In der National Portrait Gallery in London hängen sie, in der Ausstellung "The Queen: Art & Image": 60 Bilder der Queen aus 60 Jahren Regentschaft. Dabei sind die Bilder nur ein winziger Teil der zahlreichen Porträts, für die die Queen Modell gesessen hat. Jedes Porträt reflektiert, wie das Könighaus sich über die Jahre verändert hat.

Von Louise Brown |
    Im Studio von James Lloyd im Süden Londons liegen überall Malutensilien. Und: Postkarten der Queen. Genauer: Postkarten des offiziellen Queen-Porträts, das der Künstler letztes Jahr gemalt hat. Ein Bild der Queen im langen weißen Kleid, vor einer opulenten chinesischen Tapete, mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht.

    "Ich wusste, dass viele sich das Bild anschauen würden; dass sie eine Meinung haben würden, wie sie aussehen sollte."

    Tatsächlich gehört die Queen zu den am meisten porträtierten Personen unserer Zeit. Lucien Freud, Annie Leibowitz, aber auch jungen Künstlern wie dem Briten Darren Baker hat Queen Elizabeth II. bereits Porträt gestanden. Die meisten Aufträge stammen von Organisationen wie der Royal British Legion, einer beliebten Kriegsveteranenorganisation, oder wie im Falle von James Lloyd, vom Queens College an der Universität Cambridge.

    "Die Queen lehnt nicht nur selten einen Auftrag ab, sie zensiert und kommentiert auch nie ein Bild. Sie hat einen großen Sinn für Verpflichtung, was zeigt, dass sie es als Teil ihrer Rolle ansieht, porträtiert zu werden."

    So Paul Moorhouse, Kurator an Londons National Portrait Gallery.

    Tatsächlich kommt die Veröffentlichung eines neuen Porträts nicht selten einem kleinen nationalen Ereignis gleich. Vor allem dann, wenn die Darstellung skandalträchtig ist. "Off with her head!" schrieben die Boulevardzeitungen entrüstet, als Justin Mortimer 1998 die Königin mit einem Kopf malte, der sich vom Körper zu lösen schien. Die Queen hingegen nahm's gelassen.

    "In dem Gemälde ist ein Auge größer als das andere, als würde sie Einen anschauen. Sie sieht warmherzig aus, aber auch bestimmt und mächtig."

    James Lloyd über sein Königinnen-Bild, in dem sich auf einer Tapete im Hintergrund Blumen ranken und Vögel um den Kopf der Queen schwirren.

    "Ich wollte beides festhalten: dass sie warm und freundlich ist, aber offenbar steckt auch mehr dahinter."

    Einst diente das königliche Porträt, ob auf Leinwand, Münzen oder Siegel der Vermittlung von Autorität. In Großbritannien sorgte Elizabeth II. selbst für eine zeitgemäßere Repräsentation des Königshauses.

    Und dennoch: Königliche Porträts haben bis heute immer noch etwas Formelles, etwas Traditionelles.

    "Heute, in einer unsicheren Welt, stellt die Queen eine Verbindung zur Vergangenheit dar, und das hat für viele etwas Beruhigendes. Die formellen Porträts sind eine Erinnerung an ihren besonderen Status."

    Für unkonventionellere Darstellungen ihrer selbst ist die Queen dennoch immer wieder zu haben. Für einen angesehenen Porträtmaler wie James Lloyd heißt es – nach der Aufregung um sein Bild der Königin - wieder business as usual. Derzeit steht auf seiner Staffelei eine große Leinwand mit einer anderen Queen: Dame Maggie Smith.

    "Ich bin zufrieden mit meinem Queen-Porträt aber es war noch nicht der Höhepunkt meiner Karriere, hoffe ich!"

    Die Ausstellung anlässlich des 60. Thronjubiläums:

    National Portrait Gallery: Queen Elizabeth II.