Greenpeace hat die chinesische Energie und vor allem Kohlepolitik analysiert und ist tatsächlich zu dem Schluss gekommen: Der Kohleboom in China geht dem Ende entgegen, was neue Hoffnungen wecke, die Welt könnte den Klimawandel doch noch in den Griff bekommen. Wie das? Grund für die überraschende Analyse ist ein Beschluss der chinesischen Regierung aus dem September vergangenen Jahres, sagt der Ost-Asien-Experte von Greenpeace, Li Shuo. Um die Luftverschmutzung drastisch zu reduzieren, habe China in diesem Plan zwei wichtige Punkte beschlossen.
"Erstens: Die Reduktion des Kohleverbrauchs spielt in diesem Regierungsplan eine ganz zentrale Rolle. Zweitens hat die Regierung die Provinzen ermächtigt, eigene, detaillierte Pläne für bessere Luft zu erstellen."
Einige dieser Pläne lägen jetzt vor. China hat 34 Provinzen, zwölf von Ihnen haben ehrgeizige Ziele für weniger Kohleverbrauch festgelegt, sagt der Asien-Experte von Greenpeace. Einige Provinzen wollten ihren Kohleverbrauch demnach in den nächsten drei Jahren halbieren. Wenn die Provinzen diese Reduktions-Versprechen umsetzten, werde China 2020 1,3 Milliarden Tonnen CO2 weniger ausstoßen als heute.
"1,3 Milliarden Tonnen CO2 – das ist ungefähr so viel Polen und Frankreich jedes Jahr an Treibhausgas produzieren. Im Prinzip wird China mit dieser neuen Kohlepolitik Polen und Frankreich Treibhausgasausstoß ausgeglichen haben."
"Der Druck wird bleiben, bis die Politik etwas getan hat"
Die Frage ist aber natürlich: Wie wahrscheinlich ist es, dass Chinas Provinzen ihre Zusagen in Sachen Kohle auch halten? Li Shuo:
"Dies ist das erste Mal, dass Provinzen sich zu einer echten Reduktion des Kohleverbrauchs verpflichten. Das ist allein ist sehr bedeutend. Das Problem der Luftverschmutzung ist so enorm, dass sie darüber nicht hinwegsehen können. Und wenn sie den Kohleverbrauch nicht runterfahren, werden sie das Problem nicht in den Griff bekommen. Daran wird die Öffentlichkeit die Regierung messen und so ist auch der Druck in den letzten Jahren entstanden, das Problem anzugehen und der Druck wird bleiben, bis die Politik etwas getan hat."
Doch China kürzt nicht nur bei Kohle, es baut auch seine erneuerbaren Energien massiv aus, sagt Sven Teske, Energieberater von Greenpeace und führender Autor des Spezialberichts des Weltklimarats zu erneuerbaren Energien.
"China installiert jedes Jahr rund 15.000 bis 20.000 Megawatt an neuer Windkraftleistung. Das bedeutet: Was Deutschland in zehn Jahren an Windkraft installiert hat, installiert China heute jedes Jahr."
China - Schlüsselland fürs Weltklima
Das habe enorme Bedeutung für das Weltklima. Denn die Hälfte des Wachstums an Treibhausgasen in den letzten zehn Jahren gehe auf Kohleverbrauch in China zurück, sagte Li Shuo. China halte den Schlüssel in der Hand für das Wohlergehen unseres Klimas in der Hand. Dessen Wandel ist ja nach Berechnungen des Weltklimarats nur zu beherrschen, wenn die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius begrenzt wird. Mit dem chinesischen Plan sei das jetzt besser möglich als je zuvor, sagte Li Shuo
"Wird der Plan gegen Luftverschmutzung streng umgesetzt, kommt China bis 2020 sehr nahe an das Zwei-Grad-Reduktionsziel heran, dass der Weltklimarat für China ausgegeben hat. Damit könnte der weltweite Treibhausgasausstoß schon vor 2020 anfangen, zurückzugehen. In internationalen Klimaverhandlungen kann China der 'game changer' sein, also einen Durchbruch herbei führen. Aber dafür muss China seine Verhandlungsstrategie grundlegend ändern. China muss sich aktiver und konstruktiver in die Klimaverhandlungen einbringen."
Martin Kaiser, Klima-Experte von Greenpeace, sieht im Wandel der chinesischen Politik ein ermutigendes Zeichen für die globalen Klimaverhandlungen:
"Wir können die Erderwärmung auf unter zwei Grad begrenzen. Wir sehen die Entwicklungen in China und global. Wir haben die technischen Möglichkeiten und können definitiv unter zwei Grad bleiben."