Lammert betont in dem Beitrag, der Krieg der deutschen Truppen sei ein "Rassekrieg" gewesen. "Nicht nur den Kampfhandlungen, sondern auch Krankheiten und dem gezielten Morden durch Verdursten- und Verhungernlassen fielen Zehntausende Herero und Nama zum Opfer, andere starben in Konzentrationslagern oder bei der Zwangsarbeit."
Der Bundestagspräsident schreibt weiter, wer vom Genozid an den Armeniern 1915 im Osmanischen Reich spreche, müsse auch die Verbrechen des deutschen Militärs im Jahrzehnt davor in Namibia beim Namen nennen. Lammert hatte im April anlässlich der Vertreibung und Vernichtung der Armenier vor 100 Jahren im Osmanischen Reich ebenfalls von einem Völkermord gesprochen.
Die türkische Regierung lehnt den Begriff Völkermord" entschieden ab. Angesichts der Debatte über die Bewertung des Massakers betont Lammert, dass "die heutige türkische Regierung nicht verantwortlich für das ist, was vor 100 Jahren geschehen ist". So sei es zwar auch im Falle Deutschlands. "Aber wie die Türken tragen auch wir Verantwortung dafür, wie wir mit dieser Geschichte umgehen."
Zehntausende Menschen getötet
Deutschland zählte das heutige Namibia mehr als 30 Jahre lang unter dem Namen Deutsch-Südwestafrika zu seinen Kolonien. Am 9. Juli 1915 endete die Herrschaft der Deutschen. Zu den dunkelsten Kapiteln in der Geschichte der Kolonie Deutsch-Südwestafrika gehört das Massaker an Zehntausenden Herero und Nama zwischen 1904 und 1908. Als die Herero einen Aufstand begannen und mehr als hundert Deutsche getötet wurden, ordnete General Lothar von Trotha die Vernichtung des Stammes an. Die Herero-Bevölkerung vor dem Massaker wurde auf 50.000 bis 80.000 geschätzt, es überlebten nur rund 15.000 Menschen.
Bisher bekennt sich die Bundesrepublik nicht offiziell zu einem Völkermord in Namibia. Seit einiger Zeit fordern Politiker und Aktivisten von der Bundesregierung, das Massaker als Genozid anzuerkennen. Am Montag hatte das Bündnis "Völkermord verjährt nicht!" einen entsprechenden Appell im Bundespräsidialamt abgegeben. Der Linken-Bundestagsabgeordnete Niema Movassat mahnte, Bundespräsident Joachim Gauck und die Bundesregierung müssten "diesen Völkermord endlich anerkennen und in aller Form Namibia und die Nachfahren der Opfer um Entschuldigung bitten."
(hba/ach)