- "Ich bin 20 Jahre alt. Ich bin schon bei den FARC geboren und aufgewachsen. Und sobald ich alt genug war, die Ausrüstung und ein Gewehr zu tragen, bin ich auch Guerillero geworden."
- "Wir sind keine Ex-Kämpfer, wir kämpfen weiter. Von jetzt an ohne Waffen. Aber unser Kampf ist noch lange nicht zu Ende, wir kämpfen für ein besseres Land."
Ein tropischer Regenschauer prasselt auf das Rebellenlager von Icononzo ein. Zwischen Zelten und Baracken streunen Hundewelpen herum, Hühner scharren und ab und zu flattert ein Kolibri vorbei - und der Blick schweift über ein weites, grünes Tal. Man könnte den Ort idyllisch nennen – wenn nicht viele hier immer noch die dunkelgrüne Uniform der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens, kurz FARC, tragen würden. Wenn nicht Plakate mit politischen Parolen und dem Logo mit den gekreuzten Maschinengewehren daran erinnern würden, dass man hier bei den FARC ist: Bei der ältesten Guerilla Kolumbiens, die das Land in einen 50 Jahre dauernden blutigen Krieg mit mindestens 220.000 Toten gestürzt hat.
Diesen Krieg haben die Guerilla und die Regierung Kolumbiens zwar mittlerweile für beendet erklärt. Aber versöhnliche Worte oder Reue ist von den FARC-Kämpfern trotzdem nicht zu hören. Guerilleros wie "Tito" und "Carlos" empfangen Besucher höflich und gastfreundlich, von ihrer Kriegsrhetorik haben sich die Untergrundkämpfer allerdings noch nicht verabschiedet.
- "Wir bieten den Opfern eine Entschuldigung an, aber nicht für den bewaffneten Konflikt. Denn damals gab es eben andere Gründe, warum die FARC die Waffen ergriffen haben."
- "Wir haben unsere Fahne nicht eingeholt und kapituliert. Sie haben uns nicht im Krieg besiegt. Deswegen ist unsere Aufgabe noch nicht erfüllt. Wir müssen weiterkämpfen, um ein besseres Land aufzubauen."
Waffen schweigen schon seit Jahren
Mit uns müsst ihr weiter rechnen, sagen die FARC-Rebellen. Dabei schweigen die Waffen schon seit Jahren und Ende September hatten Kolumbiens Regierung und die FARC im Rahmen einer pompösen Zeremonie den Beginn eines neuen Zeitalters verkündet. Mit viel Zuversicht und Pathos unterzeichneten Präsident Santos und der FARC-Kommandant "Timoshenko" damals das erste Friedensabkommen.
"Mit diesem Friedensschluss endet der letzte und älteste bewaffnete Konflikt der westlichen Hemisphäre. Nicht nur die Region, sondern der ganze Planet feiert das. Denn auf der Welt gibt es einen Krieg weniger, und zwar den in Kolumbien. Die schreckliche Nacht ist vorbei, die schreckliche Nacht der Gewalt, die unsere Leben länger als ein halbes Jahrhundert verdunkelt hat. Und es bricht der Tag mit all seinen Versprechungen an."
Doch kurz danach kam der erste herbe Rückschlag: Überraschend lehnte bei einer Volksabstimmung eine knappe Mehrheit der Wähler dieses Abkommen ab. Präsident Santos - zwischenzeitlich zum Träger des Friedensnobelpreises ernannt - verhandelte eilig nach und schaffte es, ein zweites Abkommen nachzuschieben, das dann Anfang Dezember in Kraft trat. Aber es war eine deutliche Warnung. Hoffnung und schöne Worte allein reichen nicht. Kolumbiens Weg zum Frieden ist holpriger und steiniger als erwartet.
Mindestens so steinig und holprig wie der steile Feldweg, der zum Lager der Rebellen bei Icononzo führt, einem abgelegenen Ort in den Bergen, gut vier Stunden Fahrt von Bogotá entfernt. Übergangszonen wie die von Icononzo sind der erste Schritt zur Umsetzung des Friedensabkommens: Die FARC-Kämpfer haben ihre Untergrundstellungen in den Bergen oder in den Urwäldern des Tieflands von Kolumbien aufgeben. Im ganzen Land wurden 26 Übergangszonen eingerichtet. Hier sollen sich die Untergrundkämpfer nach der Entwaffnung auf den Übergang ins zivile Leben vorbereiten.
In 23 Übergangszonen sammeln sich die Kämpfer
Ein FARC-Kämpfer namens "Faber Sanchez" führt durch das Lager. Wobei das nicht sein richtiger Name ist, bis heute verwenden die Guerilleros nur ihre Kriegsnamen. "Die Türen stehen für alle Besucher offen", sagt Faber. Und das ist tatsächlich ein Zeichen der neuen Zeit in Kolumbien. Jahrzehntelang lebten die FARC-Guerilleros im Untergrund, überzogen das ganze Land mit Gewalt und Terror. Heute besuchen Studentengruppen am Wochenende das Rebellenlager. Armeeposten rund um die Übergangszonen winken Besucher zu ihren früheren Feinden durch. Und die Bauern von Icononzo erschrecken nicht mehr, wenn man sie nach dem Weg zur Guerilla fragt. Sie haben sich anscheinend schon an die neuen Nachbarn gewöhnt.
Eigentlich sollten die FARC-Kämpfer hier längst in festen Behausungen leben, zivile Kleidung tragen und die Straße zum Lager sollte auch besser ausgebaut sein. Doch tatsächlich ist nur die Küche in einer Art Blockhaus untergebracht, der Rest des Lagers besteht aus provisorischen Notzelten aus Bambusstangen und grünen Plastikplanen. Ein älterer FARC-Guerillero mit dem Kriegsnamen "Alfredo Jaramillo" sagt.
"Die FARC haben sich in den Übergangszonen wie dieser hier versammelt, um die Abgabe der Waffen einzuleiten. Und um uns direkt in den politischen Prozess Kolumbiens einzugliedern. Auf diesen Moment haben wir gewartet. Aber was hier steht, haben wir selbst mit unseren Reserven aus unserer Kriegskasse gebaut. Der Staat hinkt mit dem Bau der Zonen hinterher. Die FARC halten ihr Versprechen, der Staat nicht. An diesem Punkt sind wir jetzt."
In einer etwas stabileren Baracke wohnen zwei Kämpferinnen mit ihren Säuglingen. Die anderen Unterkünfte sind spartanische Zelte mit Holzpritschen und Wolldecken. Immerhin gibt es hier in Icononzo schon Strom – im Gemeinschaftszelt flimmert eine Telenovela über den Bildschirm und an einer Steckerleiste hängen viele Smartphones. Trotzdem hat die Realität in Icononzo wenig mit dem zu tun, was im Friedensabkommen vereinbart wurde.
Zonen sind noch nicht ausgebaut
Aber Unzufriedenheit herrscht nicht nur in den Zonen selbst. Die Beschwerden über den schleppenden Aufbau der FARC-Lager kommen bei vielen Kolumbianern in den Städten und Dörfern rundum nicht gut an. Dort heißt es, die Kämpfer verlangten Luxusunterkünfte mit WLAN und Vollpension. Die FARC halten dagegen, es gebe klare Vereinbarungen.
Und dass der Aufbau der Übergangszonen so zäh vorankommt, das könnte sich noch zum ernsthaften Stolperstein auf dem Weg zum Frieden auswachsen. Bei den Guerilleros ist jedenfalls zu hören: Wenn die Regierung den Zeitplan nicht einhalte, dann könnten sie sich auch nicht an den Zeitplan zur Abgabe der Waffen halten. Sandro Ávila trägt noch immer die dunkelgrüne Uniform der FARC. Sie ist dem 20-Jährigen viel zu weit.
"Wir warten noch darauf, dass die Regierung ihre Verpflichtungen aus dem Friedensabkommen erfüllt. Wir halten unser Versprechen, dass wir die Waffen von UN-Beobachtern registrieren lassen. Wir halten still und lassen den Krieg hinter uns. Wir haben schon geliefert."
Die FARC haben den Zeitplan eingehalten, das bestätigt auch Konteradmiral Orlando Romero. Der Offizier vertritt die kolumbianische Regierung in der Kommission, die die Entwaffnung und den Friedensprozess überwacht.
"Alle Waffen der Guerilleros in den Übergangszonen wurden mittlerweile registriert. Aber sie liegen in 945 verschiedenen Waffenverstecken. In 500 dieser Waffenlager liegen Munition und Sprengstoff."
Eigentlich endet in diesen Tagen die vereinbarte Frist zur Abgabe aller Waffen. Aber schon seit Wochen ist allen Seiten klar, dass die Entwaffnung schon logistisch nicht innerhalb der vorgesehenen Zeit zu schaffen ist. Zu viele Waffen liegen an abgelegenen Orten. Das FARC-Kommando hat deswegen eine Verlängerung der Frist beantragt. Und der kolumbianische Offizier äußert dafür sogar Verständnis.
"Alle Waffen sollten bis Anfang Juni übergeben werden. Jetzt schlagen die FARC vor, die Frist zu verlängern, damit sie all dieses Material aus den Waffenlagern holen können. Auf der ganzen Welt hat es noch nie einen Friedensprozess gegeben, bei dem der Zeitplan immer zu 100 Prozent eingehalten wurde. Und es gab auch noch nie einen Friedensprozess, bei dem eine Entwaffnung in nur sechs Monaten durchgeführt wurde. Man wird den Zeitplan irgendwie anpassen."
Abgabe der Waffen könnte sich verzögern
"Es könnte noch weitere drei Monate dauern, bis alle Waffen übergeben sind", schätzt Jesus Santrich, neben "Timoshenko" einer der bekanntesten Kommandanten der FARC. Er war bei den Friedensverhandlungen auf Kuba mit dabei. Jetzt hat er in einer kleinen Pension in der Einflugschneise des Flughafens von Bogotá Quartier bezogen. Der Guerillaführer ist fast blind, bemüht sich aber, sich das nicht anmerken zu lassen.
Und wie die Kämpfer in Icononzo betont er, die Regierung habe ihren Teil der Vereinbarungen nicht erfüllt. Als die Kämpfer der FARC Ende Januar in die Übergangszonen einrückten, sei dort überhaupt nichts vorbereitet gewesen. Und heute sehe es in manchen Zonen kaum besser aus.
"Da war gar nichts. Einige der besseren Übergangszonen sind mittlerweile zu 70 oder 80 Prozent fertig, aber in anderen haben die Bauarbeiten noch gar nicht angefangen, aus verschiedenen Gründen. Schlechter Planung, einige der Firmen, die das erledigen sollten, waren unfähig oder unwillig. Die meisten Firmen hatten überhaupt keine Ahnung von solchen Bauaufträgen."
Immerhin unterstellt der Guerilla-Kommandant der Regierung keine böse Absicht – die Probleme sieht er auf den unteren Verwaltungsebenen. Die Regierung gibt offen zu, dass der Weg zum Frieden holpriger ist, als gedacht. Roy Barreras saß ebenfalls mit am Verhandlungstisch in Havanna. Der einflussreiche Senator war früher Chef der Regierungspartei und Senatspräsident und gilt als einer der Kandidaten für die Nachfolge von Präsident Santos. Er empfängt Gesprächspartner in einem Café im schicken Norden von Bogotá. Im Wesentlichen laufe der Friedensprozess gut, findet der Senator:
"Nach einem halben Jahrhundert gibt es diese großartigen Bilder: Die größte und älteste Guerilla Lateinamerikas hat sich in Zonen unter UN-Kontrolle versammelt und beginnt jetzt die Waffen abzugeben."
Er räumt zwar ein, dass in den Übergangszonen vieles nicht rund läuft, dass Lieferungen nicht ankommen und Versprechen nicht oder nicht ganz eingehalten wurden. Aber all diese Probleme seien doch lösbar.
"Die Kritik ist überzogen. Natürlich gibt es Verzögerungen. Und natürlich gibt es viele kleine logistische Probleme, die das Leben der Menschen in den Übergangszonen erschweren. Aber das sind doch Kleinigkeiten, wenn man es mit dem vergleicht, was Kolumbien durchgemacht hat. Mit den Massakern, Attentaten gegen die Bevölkerung, Entführungen – da sind das doch Kleinigkeiten. Wie schön, dass wir uns jetzt mit Wasserleitungen und Straßen auseinandersetzen müssen und nicht mehr mit toten Kolumbianern."
Friedensprozess hakt in der Innenpolitik
Für ihn hakt der Friedensprozess an ganz anderer Stelle: in der kolumbianischen Innenpolitik. Konservative Kräfte um den nach wie vor populären Ex-Präsidenten Uribe bekämpfen den Friedensprozess mit allen Mitteln. Uribe hatte sich für das "Nein" beim Referendum über den Friedensprozess starkgemacht. Barreras selbst und Präsident Santos waren früher die engsten Parteifreunde und Zuarbeiter Uribes – mittlerweile trennt sie allerdings ein tiefer politischer Graben. Barreras nennt seinen früheren politischen Ziehvater Uribe mittlerweile einen Rechtsradikalen.
"Mittelfristig besteht eine politische Gefahr. Die extreme Rechte, die Partei von Uribe, sagt öffentlich, dass sie den Friedensprozess rückgängig macht, falls sie nächstes Jahr an die Macht kommt. Deswegen müssen wir jetzt unsere Kräfte bündeln, auch mit den linken Oppositionsparteien: Damit 2018 kein Präsident gewählt wird, der den Friedensprozess an die Wand fährt."
Ein weiteres Problem: Mit dem Abzug der FARC aus ihren früheren Einflusszonen ist ein gefährliches Machtvakuum entstanden. In weiten Teilen des Landes hatte die Guerilla den Staat praktisch ersetzt. Und dort kämpfen jetzt neue Gruppen um die Macht – und natürlich um die Kontrolle über den Drogenhandel. Teilweise ist die ELN, die zweite, ähnlich radikale linke Guerilla in früheren FARC-Gebieten aufgetaucht. In anderen Regionen verbreiten abtrünnige FARC-Kämpfer Angst. Sie setzen weiter auf das Geschäft mit Entführungen, Erpressung und Drogenhandel. Aber vor allem in den alten FARC-Gebieten im Westen und Südwesten Kolumbiens macht sich der Golf-Clan breit, das derzeit mächtigste Drogenkartell des Landes.
"Der kolumbianische Staat trägt die Verantwortung, diese Menschen zu schützen und die Gebiete zu übernehmen, die die FARC verlassen hat. Da muss die Regierung jetzt Gas geben und besser werden."
Der Frieden ist jedenfalls längst nicht so stabil, wie die ländliche Idylle in Icononzo es scheinen lässt. Die Rebellen hier machen sich aber nicht nur um ihre Sicherheit Gedanken, sondern sie wissen auch, wie schlecht ihr Ruf bei der Bevölkerung ist.
"Für uns ist das kein Problem, so zu leben. Wir machen das schon lange so. Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass die Leute uns kennenlernen und sehen, dass wir nicht so schlimm sind, wie die Medien uns immer dargestellt haben. Sie haben uns immer verteufelt, aber so sind wir gar nicht."
Besucher werden freundlich begrüßt
Eine Besucherin aus Bogotá wird deswegen sehr freundlich begrüßt. Juana Oberländer versucht, einen Briefwechsel zwischen den Rebellen und der Zivilgesellschaft auf die Beine zu stellen. Sie ist Mitbegründerin der Initiative "Una carta para la Paz" – ein Brief für den Frieden.
"Es ist wichtig, dass wir Kolumbianer uns endlich gegenseitig kennenlernen. Genau darum geht es uns. Wer sind diese Landsleute, die so lange auf dem Land leben und beschlossen haben, diesen Kampf zu führen?"
Direkt nach dem Referendum haben Juana und einige Mitstreiter angefangen, Post an die Rebellen zu sammeln. Sie riefen in den sozialen Netzwerken auf, Briefe zu schicken. Briefe, in denen von Versöhnung, Hoffnung, Vergebung und Ermunterung die Rede war. Hunderte Briefe wurden damals an die Rebellen geschickt. Zur großen Überraschung der Absender kamen Monate später dann die ersten Antworten auf diese Briefe. Und jetzt versucht Juana, diese ersten Kontakte zwischen Rebellen und Zivilgesellschaft zu einer regelmäßigen Einrichtung zu machen. Auch diesmal, bei ihrem zweiten Besuch im Rebellenlager hat sie wieder Post dabei.
"Ihr solltet hoffen und ehrlich sein und Euch in diesen Prozess einbringen. Ein anderes Leben erwartet Euch. Grüße, Daniel."
Die Rebellen antworten so, wie sie es gelernt haben: Mit marxistischen Durchhalteparolen, die nach Kaltem Krieg und kommunistischer Doktrin klingen. Juana und ihre Briefschreiber sprechen von Versöhnung und Frieden, in den Antworten ist viel von Klassenkampf und Revolutionsromantik zu lesen. Juana sagt bei der Rückfahrt in die Hauptstadt, diese Briefe hätten ihr die Augen geöffnet, dass der Frieden noch nicht gewonnen ist. Und dass ihrem Land noch einiges bevorsteht.
"Das führt einem erst vor Augen, wie schwierig die Aussöhnung noch wird. Da merkt man erst, wie beide Seiten in ihrer Blase nebeneinander her leben. Ich weiß noch nicht, wann und wie wir das aufbrechen können."
FARC-Kämpfer leben in ihrer Klassenkampfwelt
Und dass die FARC-Kämpfer noch immer in ihrer Klassenkampfwelt leben, das dürfte ihnen die Anpassung an das moderne Kolumbien auch nicht gerade erleichtern. Schon jetzt, während der Entwaffnung, sollen die FARC sich auf das Zivilleben vorbereiten. Schwerter zu Pflugscharen: Menschen, die jahrzehntelang im Untergrund gelebt haben und kein anderes Leben kennen als das des Guerilleros, sollen sich in die Zivilgesellschaft integrieren. Kein einfacher Weg. Wer die Rebellen nach ihrer Zukunft fragt, merkt schnell, dass sie noch immer in ihrer Welt voll revolutionärer Romantik und politischer Doktrin gefangen sind. Fast alle wollen sich für die Partei engagieren, die nach der Entwaffnung aus der Guerilla-Bewegung entstehen soll. Diese Partei wird zunächst einige Sitze ohne Stimmrecht im Parlament bekommen – vom nächsten Jahr an soll sie dann ganz normal an Wahlen teilnehmen.
- "Ich will zur Schule gehen, Abitur machen, Wirtschaft studieren. Außerdem will ich lernen, Gitarre zu spielen. Vielleicht ein Kind bekommen und einen Sohn großziehen. Aber mein größter Wunsch ist, einen Beitrag zur Partei zu leisten, die wir gründen werden."
- "Ich sehe meine Zukunft im politischen Kampf, in der politischen Arena. Ich will mit den Genossen an den Alternativen arbeiten, um unser Land besser zu machen."
Nicht all diese Wünsche werden sich erfüllen. Die kolumbianische Zivilgesellschaft wartet nicht mit offenen Armen auf die knapp 7.000 Kämpfer, die das Land jahrzehntelang mit Gewalt überzogen haben. In Kolumbien glauben nur wenige den FARC, dass sie aus hehren Zielen für die arme Landbevölkerung gekämpft haben. Die meisten sehen die Guerilleros nur als Kriminelle und Terroristen. Genau deswegen konnten sich die Gegner des ersten Friedensabkommens auch beim Referendum durchsetzen.
Ihr Argument war, Santos mache den FARC viel zu viele Zugeständnisse. Praktisch alle Kämpfer blieben straffrei, hieß es. Und dass diejenigen, die für Gewalt verantwortlich waren, mit Sitzen im Parlament belohnt werden. Juana Oberländer, selbst von Beruf Politikberaterin, versteht diese Argumente, findet aber, man müsse jetzt pragmatisch nach vorne schauen. Aber sie sagt auch, über viele Ideen der FARC-Kämpfer könne sie nur den Kopf schütteln.
"In der realen Welt, in der Welt da draußen kannst du so politisch sein, wie du willst – aber von irgendetwas musst du leben."
Aber trotz aller Unsicherheiten, Enttäuschungen und Verzögerungen: Zurück zum Krieg, zurück in den Untergrund will keiner. FARC-Kommandant Santrich stellt klar: Die FARC stehen zum Friedensprozess.
"Es wäre doch unseriös, jetzt zurückzuweichen, sobald die ersten Hindernisse auftauchen. Das würde ja bedeuten, dass wir uns das nicht gut überlegt haben."