Das Endergebnis fiel noch deutlicher aus als erwartet und der Jubel bei der rechtskonservativen Partei Centro Democrático war entsprechend laut. Der konservative Jurist und Banker Iván Duque kann den erwarteten Wahlsieg feiern. Damit zieht ein Politiker in den Präsidentenpalast, der den weltweit beachteten Friedensprozess in Kolumbien kritisch sieht. In seiner Rede nach dem Wahlsieg betonte Duque zwar, alle Kolumbianer wollten den Frieden, es gebe überhaupt keine Gegner des Friedens, aber: "Der Frieden, den wir uns wünschen, verlangt nach Korrekturen und wir werden ihn korrigieren, damit endlich die Opfer im Mittelpunkt stehen. Wir werden für Wahrheit, Gerechtigkeit und Entschädigungen sorgen und dafür, dass sich das nicht wiederholt."
Der erst 41-jährige Duque war der Wunschkandidat und politische Ziehsohn des immer noch populären Ex-Präsidenten Uribe, der den Friedensprozess bekämpft hatte. Er wolle den Friedensvertrag also ändern, aber nicht rückgängig machen, betonte er. "Wir haben gesagt, dass wir den Vertrag nicht in Stücke reißen werden, aber wir werden dafür sorgen, dass alle Kolumbianer vom Frieden etwas haben und das heißt zunächst, dass Sicherheit und Gerechtigkeit Hand in Hand gehen müssen."
Wahlverlierer spricht von Lügenkampagne
Knapp 54 Prozent der Wähler haben ihre Stimme für Iván Duque abgegeben. Die genauen Zahlen werden erst in einigen Tagen vorliegen, aber das Ergebnis ist auch so eindeutig. Größere Unregelmäßigkeiten hat es offenbar nicht gegeben. "Diese Wahl hat uns ein klares und sehr starkes Mandat erteilt, weil wir im Wahlkampf auf Lösungen und nicht auf Angriffe gesetzt haben."
Was der Wahlverlierer, der Linkskandidat Gustavo Petro, ganz anders sieht. Er sagte, sein linkes Wahlbündnis habe gegen eine regelrechte Lügenkampagne ankämpfen müssen: "Mit wie vielen Lügen haben sie uns überzogen, sie haben gewonnen, indem sie behaupteten, wir seien Atheisten und Mörder und dass wir Kolumbien in ein zweites Venezuela verwandeln wollen. Lügen über Lügen."
Friedensprozess wird mit Spannung beobachtet
Petro, früher selbst Mitglied einer Stadtguerilla, sagte, er werte das Ergebnis nicht als Niederlage, sondern als Achtungserfolg. Immerhin habe es erstmals ein linker Kandidat überhaupt in die Stichwahl geschafft und die acht Millionen Stimmen für ihn seien auch ein Mandat. "Sie sollen nur versuchen, die Friedensverträge in Stücke zu reißen oder die Gerichte, vor allem die Sondergerichte für den Frieden anzutasten. Die ganze Jugend Kolumbiens hat sich in diesem Wahlkampf politisiert und wir werden nicht zulassen, dass diese Jugend wieder zurück in Krieg und Gewalt geführt wird."
Jetzt warten alle gespannt, wie der neue Präsident den Friedensprozess angeht. Die mittlerweile entwaffneten FARC-Rebellen haben deutlich gemacht, dass sie auf keinen Fall zurück in den Untergrund gehen werden. Doch die Zahl der Dissidenten aus ihren Reihen hat in letzter Zeit zugenommen - und die Verhandlungen mit den ELN-Rebellen, der zweiten Guerilla Kolumbiens, stehen noch am Anfang. Doch auch der scheidende Präsident Santos hatte einst als Hardliner und Ziehsohn Uribes angefangen und sich dann doch mit den FARC an einen Tisch gesetzt.