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Kommentar zum WM-Titel im Basketball
Teamwork braucht Zeit

Die deutschen Basketballer sind zum ersten Mal Weltmeister. Gleichzeitig durchleben die Fußballer eine nie dagewesene Krise. Für Marina Schweizer aus der Dlf-Sportredaktion ist beides symptomatisch für die Entwicklung in den jeweiligen Verbänden.

Ein Kommentar von Marina Schweizer |
Deutsche Basketballspieler liegen sich in den Armen
Die deutschen Basketballer nach dem Sieg gegen Serbien, der ihnen den Weltmeistertitel beschert hat. (AP / Michael Conroy)
Es sind hausgemachte Gefühle: rauschhafte Leichtigkeit im Basketball, bleierne Schwere im Fußball. Und das alles gleichzeitig.
Mit ihrem Erfolg haben die deutschen Basketballer ein uraltes Versprechen des Mannschafts-Sports eingelöst: Schwächen Einzelner können im wahrsten Wort-Sinne überspielt werden. Und wenn es erstmal läuft, dann ist viel mehr möglich, als das, was die bloße Summe der einzelnen Teilchen gekonnt hätte. Gemeinsam sind sie stark - gemeinsam sind sie Weltmeister geworden. Ohne ein einziges Spiel zu verlieren, auch nicht das Halbfinale gegen den größten Gegner USA.

Mutige Entscheidung: Bundesliga-Teams zur Hälfte aus Deutschen

Dieser WM-Erfolg steht am vorläufigen Ende eines langen Weges. Teamwork braucht Zeit und manchmal auch mutige Entscheidungen. Wie etwa die zur sogenannten "6+6-Regel", die seit gut zehn Jahren vorschreibt, dass - verkürzt gesagt - die Hälfte eines Bundesliga-Kaders aus deutschen Spielern bestehen muss, weil das auch die Nachwuchsförderung hierzulande angekurbelt hat.
Und: Der deutsche Basketball hat sich von Dämpfern nicht kleinkriegen lassen. Zum Beispiel, als das junge Team um Dennis Schröder vor vier Jahren bei der WM in China früh scheiterte und der Basketball-Bund zwei Jahre später in der Potenzialanalyse des deutschen Spitzensports auf dem letzten Platz der Sommer-Sportarten landete. Was so viel bedeutet wie: kaum Aussicht auf Medaillen und deshalb weniger Geld vom Bund. Eine Fehleinschätzung. Der Verband hat weitergemacht - das Potenzial dieses Teams weiter gesehen.

Besonnener Trainer hatte Hitzköpfe im Griff

Vor genau zwei Jahren wurde mit Gordon Herbert ein erfahrener Trainer von internationalem Format verpflichtet. Der Kanadier ist mit seiner besonnenen, klaren Art zentral für den WM-Titel und den letzten Schliff gewesen. Er hat es unterwegs verstanden, auch einzelne Hitzköpfe zu beruhigen und in den Dienst des Teams zu stellen. Und das erste Feuer wurde schon mit der Bronze-Medaille bei der Heim-Europameisterschaft im vergangenen Jahr entfacht.
Ganz anders beim DFB, wo eine anstehende Heim-EM eher Feuer unterm Dach macht. Das Team verunsichert, die Einzelteile mit sich beschäftigt, die Probleme offensichtlich: Es fehlt auf entscheidenden Offensiv- und Defensivpositionen an Weltklasse, taktisch hinkt man anderen Nationen hinterher. Dazu kommen ständige Querelen im Verband.

Innovative Ansätze auch im Fußball nötig

Aber der Trainerwechsel in höchster Not bietet neun Monate vor dieser EM auch eine große Chance: Dass sich in der Verzweiflung auch Beharrungs-Kräfte im DFB lösen. Dass Innovationen und mutige Entscheidungen möglich werden und dass im kommenden Jahr zumindest ein Team aufläuft, das weiß, was es tun muss, und daran glaubt. Das Ganze ohne allzu überhöhte Erwartungen. Es ist auch eine einmalige Chance, als Team wieder den Funken überspringen zu lassen.