Kommentar
Verkauf von DB Schenker ist ein Paradigmenwechsel

Die Bahn verkauft ihre profitabelste Sparte DB Schenker an den dänischen Logistiker DSV. Sinnvoll: Mit 14 Milliarden Euro lassen sich Schulden tilgen. Aus dem aufgeblähten Konzern kann mittelfristig wieder ein verlässliches Bahnunternehmen werden.

Von Dieter Nürnberger |
Mehrere Container mit der Aufschrift DB Schenker stapeln sich neben anderen Containern.
Für gut 14 Milliarden Euro verkauft die Deutsche Bahn ihre Logistik-Tochter DB Schenker an das dänische Unternehmen DSV. Sie will damit Schulden tilgen. (imago / Presse-Photo Horst Schnase )
Seit Jahren fordert die Regierungspolitik vom bundeseigenen Bahnkonzern, sich mehr auf die eigene Kernkompetenz zu konzentrieren. Sprich: einen verlässlichen Personen- und auch Güterverkehr hierzulande anzubieten. Und die Kundschaft macht inzwischen fast alltäglich die Erfahrung, dass dies kaum noch gelingt – was mit der Struktur des Konzerns und den Fehlern der Vergangenheit zusammenhängt.
Weshalb der Schenker-Verkauf auch für einen wirklichen Paradigmenwechsel bei der Bahn steht: Es ist die konsequente Abkehr von der falschen Idee eines geplanten Börsengangs, der rund um die Jahrtausendwende lauthals propagiert wurde. Ein internationaler Logistik- und Mobilitätskonzern sollte entstehen, weshalb vieles, was mit dem Schienenverkehr kaum etwas zu tun hatte, irgendwo dazugekauft wurde, während im eigenen Land ohne Rücksicht auf Verluste börsengerecht gespart und gestrichen werden musste. Erst 2008 wurde dieses Abenteuer in Folge der Finanzmarktkrise im ersten Schritt beerdigt. Der Verkauf der Logistiktochter kommt für die Bahn nun dem finalen Abschied gleich.

Hoffnung auf eine bessere Bahnpolitik

Ein Logistik-Riese, der Güter überwiegend per LKW-Flotte auf der Straße transportiert: Diese Geschäftsidee machte Schenker zumindest in den vergangenen Jahren zu einem der wenigen profitablen Bereiche im Bahn-Konzern. So fehlen nun zwar jährlich wiederkehrende Gewinne, doch mit dem einmaligen Verkaufserlös lässt sich hoffentlich eine bessere Bahnpolitik gestalten.
So dürfte ein Großteil der rund 14 Milliarden Euro Verkaufserlös in die Tilgung des Konzern-Schuldenbergs von deutlich über 30 Milliarden gehen. Weniger Zinsen zu zahlen, das macht finanzpolitisch Sinn. Genauso wichtig ist es aber auch, dass der Konzern wieder schlanker, effizienter und somit auch kontrollierbarer für die Politik wird. Denn die Deutsche Bahn AG ist ein bundeseigener Konzern, mit dem die Politik noch viel vor hat – Stichwort: Mobilitätswende. Die muss gelingen, weil sonst die Umsetzung der Pariser Klimaschutzziele im Verkehrsbereich nicht realistisch ist.
Der somit sinnvolle Verkauf von Schenker wird zwar die allgegenwärtige Krise bei der Deutschen Bahn AG nicht von heute auf morgen verbessern, aber mittelfristig dem Unternehmen und auch der Verkehrspolitik mehr Spielraum geben, Prioritäten richtig zu setzen: Ein verlässliches Bahnunternehmen zu sein und kein träger und aufgeblähter Konzern.