Der höchste Sport-Ehrenamtler Deutschlands, Alfons Hörmann, erklärte nun, er sei erleichtert, dass das Kartellverfahren für ihn beendet sei, andererseits gehe ihm die Chance verloren, die damaligen Vorgänge unter seiner Mitwirkung gerichtlich klären zu lassen, was er bedauere. Doch ist Hörmann jetzt wirklich zu bedauern? Hat er als DOSB-Präsident von mehr als 27 Millionen Mitgliedern keine Vorbildfunktion?
Vor seiner Wahl zum DOSB-Chef im Dezember 2013 hatte Hörmann gesagt, er sei einst bei der Creaton AG an keinen illegalen Preisabsprachen beteiligt gewesen. Nun erklärte er plötzlich: Er habe sich wohl im Grenzbereich bewegt und müsse einen Fehler eingestehen. "In die Sportsprache übersetzt", so Hörmann "würde ich sagen, dass ich gegrätscht habe und dann die Gelbe Karte bekam. Ich habe daraus gelernt." Und der deutsche Sport steht wie es zu erwarten war, weiter hinter ihm. Dabei wäre hier nun im DOSB wirklich ein sofortiger Platzverweis, also die Amtsenthebung von Hörmann die angemessene Strafe gewesen.
Foul statt Fairplay
Der Fall resultiere aus der Zeit vor Hörmanns DOSB-Präsidentschaft, solche Vorgänge würden im Geschäftsleben alle Nase lang passieren, meinte allen Ernstes das deutsche IOC-Ehrenmitglied Walther Tröger beschwichtigend dazu. Der Jurist Tröger sieht Hörmann in keiner Weise als DOSB-Chef beschädigt. Willkommen in der Bananenrepublik! Foul statt Fairplay, eine Meinung, die nur allzu typisch ist für die Geisteshaltung vieler Sportfunktionäre, nicht nur in Deutschland. Und mit einem solch beschädigten Spitzenfunktionär wie Hörmann will der DOSB sich nun mit der Stadt Hamburg für die Olympischen Spiele bewerben.
Kritische Stimmen zu Hörmann aus der Politik hingegen, waren kaum zu hören. Die Politik in Deutschland, die sich zwar gern mit dem Sport und dessen Siegern schmückt, geht wie gewohnt auf Tauchstation. Immerhin die Obfrau der Grünen im Bundestags-Sportausschuss Monika Lazar monierte, dass es im Fall Hörmann ausgerechnet um Preisabsprachen, also unlauteren Wettbewerb ginge, dies verleihe der Sache im Sportkontext, einen besonders bitteren Beigeschmack.
Ein Ex-Stasi-Spitzel bleibt weiter im Amt
Welche Auswirkungen die fehlende Transparenz und Glaubwürdigkeit im DOSB und den Verbandsstrukturen hat, konnte man in einem anderen Fall sehen, der in der vergangenen Woche für Kopfschütteln sorgte. Der betraf Rolf Beilschmidt, den Hauptgeschäftsführer des Landessportbundes in Thüringen. Beilschmidt hatte in der DDR viele Jahre als Stasi-Zuträger gewirkt und dabei laut Aktenlage auch über privateste Details von Freunden und Bekannten an die Stasi berichtet. Doch die Stasi-Kommission des DOSB unter Leitung des einstigen Gründungsdirektors der Stasi-Unterlagenbehörde, Hansjörg Geiger, empfahl jetzt nach einer für die Öffentlichkeit völlig intransparenten Prüfung die Weiterbeschäftigung von Beilschmidt. Eine fatale Fehlentscheidung der Kommission und ein moralischer Offenbarungseid des DOSB! Noch dazu eindeutig entgegen den Prämissen des DOSB, dass Ex-Stasi-Spitzel, heute keine Führungsämter einnehmen sollten. Was vor allem Opfer als einen regelrechten Schlag ins Gesicht empfinden.
Völlig zu recht kritisierte der Doping-Opfer-Hilfe-Verein die Entscheidung der sogenannten unabhängigen DOSB-Kommission und forderte den Rücktritt von Beilschmidt.
Der Fall Hörmann, der als DOSB-Präsident seine moralische Integrität und Glaubwürdigkeit genauso verloren hat, wie auch der Thüringer LSB-Chef Beilschmidt, lassen nur einen Schluss zu: Beide sind in ihren Spitzenämtern im Sport absolut nicht mehr tragbar. Von einer Vorbildrolle besonders für Kinder und Jugendliche ganz zu schweigen.