Kommentar Frauenfußball
Der DFB muss mehr investieren, finanziell und personell

Das zuletzt gestiegene Interesse am Frauenfußball sage noch nichts darüber aus, ob dieser wirklich langfristig boome, kommentiert Thomas Wheeler. Dafür müsste der DFB mehr investieren, um den Nachwuchs- und Amateurbereich nachhaltig voranzubringen.

Ein Kommentar von Thomas Wheeler | 03.08.2023
Spielerinnen der deutschen Frauen-Fußballnationalmannschaft stehen auf dem Spielfeld
Die deutsche Frauen-Fußballnationalmannschaft ist nach dem Spiel gegen Südkorea aus der WM ausgeschieden (picture alliance / DeFodi Images / Sajad Imanian)
Das Frauenfußball-Nationalteam ist aktuell beliebter als die Männer-Nationalmannschaft. Aha! So, so, so. Kam bei einer Umfrage raus, die zur Frauen-WM in Neuseeland und Australien durchgeführt wurde. Ergibt auch mächtig Sinn, danach zu fragen, während die männlichen Bundesliga-Profis noch in der Saisonvorbereitung sind. Eine Umfrage, wo man das Ergebnis bereits vorher erahnen kann. Na großartig.

Equal Pay im Frauenfußball

Doch selbst wenn knapp elf Millionen das Spiel Deutschland gegen Kolumbien gesehen haben, war das für viele Fans, weiblich wie männlich, sicherlich nicht mehr als ein Pausenfüller. 
Diese Frauen-WM ist nach Platz 2 des DFB-Teams bei der EM im vergangenen Sommer in England extrem aufgeblasen worden. Von zahlreichen Journalisten hierzulande, genauso wie vom DFB. Ist politisch ja auch opportun. Und passt hervorragend zu den Debatten über Equal Pay im Frauensport, die aus den USA herübergeschwappt sind.
Nicht missverstehen. Es ist absolut nichts einzuwenden gegen eine höhere Bezahlung für Profifußballerinnen, auch bei uns. Nur sollte man dabei nicht vergessen, dass die Strukturen und Bedingungen im US-Profisport in vielerlei Hinsicht gänzlich andere sind und sich vielfach professioneller darstellen als in weiten Teilen Europas und in Deutschland.

Boomt der Frauenfußball langfristig?

Das gute Abschneiden bei der Europameisterschaft 2022 hat zwar das Interesse an fußballspielenden Frauen in der vergangenen Bundesliga-Saison deutlich gesteigert. Dass knapp 2.800 Zuschauerinnen und Zuschauer im Schnitt die Spiele sahen, rund dreimal mehr als in der Spielzeit davor, sagt jedoch gar nichts darüber aus, ob der deutsche Frauenfußball wirklich langfristig boomt.
Ein Boom macht sich ebenfalls nicht daran fest, dass seit einem Jahr wieder mehr Mädchen und Frauen in Vereinen kicken. Das wäre sehr kurzsichtig, um daraus etwas abzuleiten. Hier wird ein Hype um einen Trend gemacht, der aus DFB-Sicht positiv sein mag.

Was braucht die Basis?

Zur Ehrlichkeit gehört dann aber auch, dass die Zahl der Vereinsspielerinnen und der gemeldeten Frauenteams in den Jahren zuvor kontinuierlich gesunken war. Es lässt sich allenfalls über eine steigende Resonanz sprechen. Kurzum: Es passiert etwas. Immerhin!
Aber wenn die Funktionäre im DFB und in den Landesverbänden wirklich an einer Fortschreibung dieser Entwicklung interessiert sind und nicht nur an Lametta fürs eigene Wohlbefinden, müssten sie ihre Ohren und ihr Handeln vielmehr den Wünschen und Bedürfnissen der Basis widmen.
Also mehr investieren, finanziell und personell, um die Strukturen im Nachwuchs- und Amateurbereich bei Mädchen und Frauen nachhaltig voranzubringen. Das würde sicherlich mehr bringen als so mancher Imagefilm.