Kommentar zum Bahnstreik
Weselskys Streik torpediert die Verkehrswende

Der erneute Lokführer-Streik bei der Deutschen Bahn ist destruktiv - er schade nicht nur dem Unternehmen, sondern auch der Verkehrswende, meint Claudia van Laak. GDL-Chef Claus Weselsky gehe es in erster Linie um einen persönlichen Triumph.

Ein Kommentar von Claudia van Laak |
Während des Bahnstreiks läuft ein Passagier im Hauptbahnhof München auf dem Bahnsteig auf sein Handy blickend zwischen zwei Loks hindurch.
Stillstand am Hauptbahnhof in München: Auswirkung des GDL-Streiks. (Imago/Sven Simon/Frank Hoermann)
„Die Eisenbahn ist kein zuverlässiges Verkehrsmittel mehr“: Verbunden mit dieser Drohung kündigte Claus Weselsky die derzeitigen Streiks seiner Gewerkschaft GDL an - Streiks in Wellen, kurzfristig durchgeführt, damit die Deutsche Bahn keinen verlässlichen Notfahrplan aufstellen kann. Ein exzessiver Streik, um der Deutschen Bahn den größtmöglichen Schaden zuzufügen und so den klimafreundlichen Umstieg vom Auto auf die Bahn zu torpedieren.  
Destruktiver geht es eigentlich nicht mehr. Das oberste Ziel eines Bahn-Gewerkschaftschefs müsste eine langfristig stabile Deutsche Bahn sein, die pünktlich und regelmäßig fährt, deshalb attraktiv für die Fahrgäste ist, dadurch hohe Einnahmen erzielt und nur so als fairer Arbeitgeber auftreten kann. Nur eine für Fahrgäste attraktive Bahn kann einen nennenswerten Beitrag zum Klimaschutz und der dafür nötigen Verkehrswende leisten.

Die Deutschen sind zur Verkehrswende bereit

Weniger Autoverkehr muss das Ziel sein. Weniger Verbrenner, die dem Klima schaden, die Großstädte verstopfen und im letzten Jahr 2830 Menschen das Leben gekostet haben. Mehr Menschen, die ihr Auto stehenlassen und auf die Bahn umsteigen – das ist dringend geboten.
Und die Voraussetzungen dafür sind da. Selbst eine von der Autolobby in Auftrag gegebene Befragung kommt zum Ergebnis, dass fast jeder vierte Deutsche auch ohne Kfz klarkommt. So sagen es jedenfalls 22 Prozent der vom Meinungsforschungsinstitut Allensbach Befragten.

Für viele hat das Auto an Bedeutung verloren

18 Prozent ziehen die Bilanz, für sie persönlich habe das Auto in den letzten Jahren an Bedeutung verloren. Und jeder Zweite wäre bereit, das eigene Verhalten zugunsten des Klimaschutzes zu verändern. Wäre nicht das bequeme Auto, mit dem man praktisch und schnell ans Ziel kommt – so sehen es zwei Drittel der Befragten.
Um Menschen zum Umsteigen zu bewegen, braucht es eine preiswerte, pünktliche und zuverlässige Alternative. Die Bahn selber – respektive die rein Auto-fokussierte Politik der letzten CSU- und FDP-Bundesverkehrsminister – ist mit dafür verantwortlich, dass der Umstieg nicht so gelingt, wie er sollte.

Weselsky geht es nur um seinen persönlichen Triumph

Wer als Berufspendler immer einen Zug früher nehmen muss, um pünktlich zu sein, wer als Managerin aus Klimaschutzgründen auf den Inlandsflug verzichtet, um am Ende den wichtigen Termin doch absagen zu müssen, weil der Zug ausgefallen ist, der verzichtet das nächste Mal auf die umweltfreundliche Bahn. Ganz abgesehen von den derzeit unberechenbaren Streiks eines Claus Weselsky – da steigen selbst die Gutwilligsten wieder ins Auto oder nehmen das Flugzeug.
Weselsky geht es lediglich um seinen persönlichen Triumph, mit dem er anschließend in Rente gehen will – der Schaden für die nötige Verkehrswende könnte größer nicht sein.