Kommentar zur Grönland-Debatte
Grönland braucht Unabhängigkeit bevor Trump kommt

Der künftige US-Präsident Donald Trump spricht erneut davon, Grönland kaufen zu wollen. Grönland sollte schnell seine Unabhängigkeit vom Königreich Dänemark erklären - bevor überhaupt ein Deal mit den USA zustande kommt.

Ein Kommentar von Gunnar Köhne |
    Bunte Häuser in einem kleinen, isolierten Dorf der Inuit in Aappilattoq im Süden Grönlands.
    Noch bevor der wieder gewählte US-Präsident Donald Trump sein Amt antritt, will dieser erneut Grönland für sich beanspruchen. Trumps Aussagen lösen international Empörung aus. (IMAGO / VWPics / IMAGO / Sergi Reboredo / VWPics)
    Er werde sie „gut behandeln“, versprach Donald Trump den Grönländern. Spätestens nach dieser paternalistischen Bemerkung muss den meisten Grönländern klar geworden sein, dass sie nach einem wie auch immer gearteten Anschluss ihrer Insel an die USA vom Regen in die Traufe kämen.
    Nach jahrhundertelangen Auseinandersetzungen mit der Kolonialmacht Dänemark haben sie sich eine weitgehende Autonomie erkämpft und sind nur noch außen- und sicherheitspolitisch an Kopenhagen gebunden. In Trumps Amerika wären die Grönländer, also die Inuit, nicht mehr als eine ethnische Minderheit.

    Blinken kritisiert Trumps Expansionsfantasien

    Wahrscheinlich hat Noch-US-Außenminister Blinken recht, wenn er sagt, dass es Zeitverschwendung sei, sich mit Trumps Expansionsfantasien zu beschäftigen. Für ein Volk von nur 56000 Menschen sind solche Drohungen aber ernster als etwa für den Nachbarn Kanada. Und ob ernst gemeint oder nicht: Trumps Gerede wird den Unabhängigkeitskampf Grönlands anfachen.
    Die dänische Regierung hat in den vergangenen Tagen betont, dass allein die Grönländer über Grönland bestimmen. Wenn sie in einem Referendum dafür stimmen, das Königreich Dänemark, zu verlassen, dann kann Kopenhagen sie nicht aufhalten. So steht es im grönländischen Selbstverwaltungsgesetz von 2009.
    Und es könnte jetzt schnell gehen: Schon in seiner Neujahrsansprache hat der grönländische Ministerpräsident Egede ein Unabhängigkeitsreferendum in Aussicht gestellt. Im April finden Parlamentswahlen statt, aus denen nationalistische Parteien gestärkt hervorgehen könnten.

    Trump will Grönlands Bodenschätze

    Für die Grönländer muss es jetzt also heißen: die Unabhängigkeit erklären, bevor man Opfer irgendeines Trumpschen „Deals“ wird. Denn sie wissen, dass das Sicherheitsinteresse der USA nur vorgeschoben ist, schließlich gibt es längst einen US-Stützpunkt auf der Insel. Es geht Trump um die riesigen Bodenschätze Grönlands. Und nicht nur ihm: In Grönlands Hauptstadt Nuuk geben sich auch Chinesen und Europäer die Klinke in die Hand.
    In Umfragen gibt es eine knappe Mehrheit für ein unabhängiges Grönland. Doch wie soll dieses kleine Volk auf dieser riesigen, kaum bewohnbaren Insel ohne fremde Hilfe ein Staatswesen aufbauen? Und wie vor allem die Bodenschätze heben, wo es doch weder Straßen noch Geld gibt?
    Grönland gehört nicht nur geographisch zum nordamerikanischen Kontinent. Die Grönländer sehen sich den Inuit in Alaska und Kanada zugehörig. Als Europäer haben sie sich nie gefühlt. Gut möglich also, dass sich die Grönländer tatsächlich in Nordamerika einen neuen starken Partner suchen. Aber dann selbstbestimmt - als stolze Einwohner einer „Republik Grönland“.