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Kommentar zur Krönung
König Charles III. macht vieles richtig

Rund acht Monate nach Thronbesteigung ist Charles III. nun gekrönt worden. Ein König zum Anfassen, der die nötige Erneuerung bringen könne, um das Königshaus fit für die Zukunft zu machen und dessen Überleben zu sichern, kommentiert Christine Heuer.

Von Christine Heuer |
König Charles III. und Königin Camilla nach der Krönung auf dem Balkon des Buckingham Palasts in London
König Charles III. und Königin Camilla: Schon vor dem Tod seiner Mutter habe Charles damit begonnen, die Monarchie zu verschlanken, meint Christine Heuer. (picture alliance / AP / Marc Aspland)
50 Jahre hat Charles auf den Thron gewartet. Jetzt hat er ihn bestiegen, und die Briten können zufrieden sein mit ihrem neuen König. Der Mann wirkt menschlich, modern und nachdenklich. Eigenschaften wie diese wird er gut brauchen können bei seiner Aufgabe, die britische Monarchie zu erneuern und fit für die Zukunft zu machen.

Die Anti-Royalisten haben Zulauf

Das ist dringend nötig, wenn das Königshaus überleben möchte. Die Queen war sakrosankt. Doch seit ihrem Tod haben die Anti-Royalisten im Königreich Zulauf. Immer mehr Britinnen und Briten rufen „Not my King!“. Gut ein Drittel der Jüngeren will das Königshaus abschaffen. Weil es den Steuerzahler viel Geld kostet. Weil es von Kolonialismus und Sklaverei profitiert hat. Weil es undemokratisch ist, ein geborenes Staatsoberhaupt zu haben und kein gewähltes.
Die Republikaner haben gute Argumente. Um die Monarchie wieder populärer zu machen, braucht es jemanden, der darauf eingeht. Und genau so jemand ist Charles III.
Von Anfang an ist er auffallend offen auf die Menschen zugegangen. Ein König zum Anfassen, auch einer, der seine Gefühle zeigt. Seit Jahrzehnten engagiert er sich für Klima- und Naturschutz. Anfangs wurde er dafür als „Spinner“ verspottet, jetzt liegt er voll im Trend. Kürzlich hat er zugestimmt, die Verstrickung des Königshauses in den Sklavenhandel wissenschaftlich untersuchen zu lassen.

Bescheidenheit bei der Krönungszeremonie

Es wird gemunkelt, dass er sich vielleicht öffentlich entschuldigen möchte. Schon vor dem Tod der Queen hat Charles damit begonnen, die Monarchie zu verschlanken. Heute stehen nur noch wenige Royals im Rampenlicht, und seine Krönungszeremonie ist viel bescheidener ausgefallen als die seiner Mutter.
Der neue König macht vieles richtig. Mitunter könnte man meinen, dass er im Herzen gar nicht so weit weg ist von den Kritikern der Monarchie. Der Mann hat sich seinen Job nicht ausgesucht.
In der Westminster Abbey saß er nach heiligem Eid und Salbung in einem goldenen Umhang auf einem hölzernen Thron und sah gar nicht glücklich aus dabei. Eher wie jemand, der in die Falle getappt ist und nun eine schwere Verantwortung zu tragen hat. Niedergedrückt vom Gewicht der massiv goldenen Krone auf seinem Kopf. Buchstäblich und auch im übertragenen Sinne.

Die Eseleien begehen andere

Bei allem Pomp und Circumstance einer Krönung, die in republikanischen Augen seltsam anmuten muss, passt Charles ganz gut in seine Zeit. Die Eseleien rund um seine Thronbesteigung haben andere begangen. Die Polizei, die in London Anti-Monarchisten festnahm. Noch vor jedem Protest und – nach allem, was bekannt ist – ohne Grund.
Die Regierung, die das ermöglicht hat, als sie pünktlich zur Krönung das Demonstrationsrecht verschärfte. Und der Erzbischof von Canterbury, der die Menschen auffordern wollte, einen Treueeid zum König abzulegen. Diese völlig aus der Zeit gefallene Idee wurde in letzter Minute verworfen.
Wer da interveniert hat, wissen wir nicht. Man möchte wünschen, dass es der König selbst war.