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Kampfsportevent in Leipzig
Anschluss ans männerbündische Gewaltmilieu

Ein großes Kampfsportevent in Leipzig versammelt Teilnehmer aus dem männerbündischen Gewaltmilieu und wirbt zum Teil mit rechtsextremen Parolen. Die Behörden, die Politik und der Sport in Sachsen sollten genau hinsehen, meint Robert Claus.

Ein Kommentar von Robert Claus | 05.02.2023
Teilnehmer einer Demo im rechtsextremen Milieu
Bei "Ostdeutschland kämpft" treffen sich am Wochenende in einer Diskothek bei Leipzig einschlägig bekannte Neonazis. (dpa / picture alliance)
Muskulöse, grimmig dreinschauende Männer prägen das Plakat der Veranstaltung "Ostdeutschland kämpft", die am Abend des 05. Februar im Sax Dölzig bei Leipzig stattfindet. Es werden "Barenuckle"-Kämpfe ohne schützende Handschuhe angekündigt. Einige Athleten recken ihre Fäuste, ein Großteil ist tätowiert. In der Mitte brüllt ein Kämpfer in die Kamera. Er trägt den Leitspruch der Waffen-SS "Ruhm und Ehre" groß auf seinem Schlüsselbein und macht aus seiner Zugehörigkeit zur Neonaziszene keinen Hehl.

Gyms mit rechtsextremer Klientel

Rechtsextremismus hat gewissermaßen Tradition im sächsischen Kampfsport. Schon die militante Gruppierung "Hooligans Nazis Rassisten" - kurz HooNaRa - trainierte ihre Kampffähigkeiten zwischen Chemnitz und Zwickau in den 1990er und 2000er Jahren. Aus der extrem rechten Leipziger Hooliganszene wiederum entstand das Kampfsportstudio "Imperium Fight Team", welches bis 2016 eine eigene Eventreihe betrieb. Für die Messestadt listet das Portal "Chronik.LE" ganze sechs Gyms auf, die von extrem rechten Kämpfern frequentiert werden.
Die Security-Firma Black Rainbow, zu deren 30-jährigem Bestehen nun "Ostdeutschland kämpft" stattfindet, entstammt genau diesen Kreisen. Schon auf dem Plakat zum ersten Event 2013 waren jener Träger des Tattoos "Ruhm und Ehre" und weitere Kämpfer aus dem Milieu abgelichtet.

Kampfsport im demokratiefeindlichen Milieu

Zweifellos besitzt Kampfsport auch gesellschaftliche Potenziale - wenn er von ausgebildeten Personen mit pädagogischem Anspruch im richtigen Umfeld ausgeübt wird. Das intensive körperliche Lernen, die Erfahrung von Sieg und Niederlage sowie der Respekt vor körperlichen Grenzen bietet dieser Sport wie kaum ein anderer.
Allerdings ist dies lediglich die eine Seite der viel zitierten Medaille. Denn auf der anderen finden sich bedeutende Risiken, wenn Kampfsport in menschen- und demokratiefeindlichen Milieus trainiert wird. Hier dient er dazu, sich für gewalttätige Straftaten aufzurüsten.

Kampfsportstudios verheimlichen kaum ihre Gesinnung

Wenig überraschend waren auch einige der auf dem Plakat abgebildeten Kämpfer an gewalttätigen Vorfällen beteiligt - unter anderem am Angriff auf Leipzig-Connewitz im Januar 2016, als über 200 Neonazis und Hooligans durch den Stadtteil randalierten.
Obendrein verheimlichen an dem Event "Ostdeutschland kämpft" beteiligte Kampfsportstudios kaum ihre Gesinnung: Das Bushido Sportcenter beispielsweise betreibt seine Räume in dem Leipziger Shoppingtempel Paunsdorf-Center und bewarb sein Angebot mit dem Slogan "Die einen nennen es Mobbing, wir nennen es Training!" Sollen derlei Worte für einen pädagogischen Anspruch stehen? Oder stellen sie nicht vielmehr eine Variante des extrem rechten Grundsatzes "Leben ist Kampf" dar?

Neonazis, Hooligans und rockernahe Securityfirmen

Auf dem Event "Ostdeutschland kämpft" trifft sich ein Milieu aus Neonazis, Hooligans und rockernahen Securityfirmen, für das Männlichkeit, Rassismus und Gewalt untrennbar zusammen gehören. Es ist kein Zufall, dass sich nicht eine einzige Frau oder Kämpfer of Colour auf dem Plakat findet. Sächsische Behörden und Politik, Zivilgesellschaft und Sport sollten sehr genau hinsehen, welche Rolle derlei Kampfsportevents für das männerbündische Gewaltmilieu im Freistaat spielen.