Kommentar zum Safe Sport Code
Ein Signal für sicheren Sport – und viele Zweifel

Der DOSB hat den Safe Sport Code als Regelwerk gegen Fehlverhalten im Sport verabschiedet. Das ist ein wichtiger Schritte, findet Andreas Schültke. Dennoch bleiben Zweifel an der Wirksamkeit und an der Umsetzung der Rechte von Betroffenen.

Ein Kommentar von Andrea Schültke |
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 21. Mitgliederversammlung des DOSB stehen zu einem Fotoshooting zusammen.
Bei der Mitgliederversammlung des DOSB ging der Safe Sport Code thematisch fast unter. (picture alliance / dpa / Laszlo Pinter)
Da haben sie ja nochmal Glück gehabt. Alles im grünen Bereich.
Das neue digitale Wahlverfahren funktioniert reibungslos. Ein kleines Gerät mit Knöpfen für die Abstimmung löst die guten alten Pappkarten ab. Der Knopf für „Ja“ zaubert ein grünes Kästchen auf den großen Bildschirm an der Wand. Der DOSB - ein Verband auf dem Weg in die Zukunft. Und, ja, die Sportfamilie in Saarbrücken bei ihren  Entscheidungen - vereint im grünen Bereich.
Auch beim Thema Safe Sport Code: ein einheitliches Regelwerk für sicheren Sport in ganz Deutschland. Der Code soll helfen auch die Verhaltensweisen rechtssicher zu behandeln, die vielleicht nicht strafrechtlich relevant sind. Etwa wenn ein Funktionär der Athletin schreibt, wie sexy sie aussieht, oder ein Trainer seinen Spieler anbrüllt mit ‚du fette Sau‘ oder wieder ein anderer der Sportlerin bei der Hilfestellung immer wieder und ganz bewusst in den Genitalbereich greift.

Safe Sport Code soll nochmal überarbeitet werden

Das muss aufhören. Deshalb ist das Regelwerk zwingend notwendig. Wer also kann dazu schon nein sagen? Wer will denn den Sport nicht sicherer machen? Aber so einfach ist es nicht. Der Code sorgt hinter den Kulissen für Diskussionen und Zweifel. Etwa wenn es um die Rechte Betroffener geht.  Oder um die Frage: Wenn ich von einem möglichen Übergriff erfahre - wann genau muss ich das melden, an wen, und wer untersucht das dann?
Vieles am Code soll schon jetzt überarbeitet werden. 200 Eingaben soll es geben – heißt es. Aber auf der Mitgliederversammlung hat nur der Deutsche Schwimmverband Änderungsvorschläge gemacht. Allesamt abgelehnt. Die Delegierten wollten nicht einmal „für den gesamten organisierten Sport ihre Solidarität mit betroffenen Sportlerinnen und Sportlern“ erklären. Selbst dieser Änderungsvorschlag des DSV - abgelehnt. Ein Skandal. Aber der geht komplett unter. Geschichte schreiben, heißt es. Und bitte alles auf Grün für den DOSB Safe Sport Code.

DFB sagt "nein" zum Safe Sport Code

Dennoch schert ein Verband aus: Auf der flächendeckend grün gefärbten Abstimmungs-Tafel sind vier winzige Kästchen rot. Dahinter verbergen sich die Stimmen des Deutschen Fußballbundes. Der DFB mit mehr als siebeneinhalb Millionen Mitgliedschaften der größte und wichtigste Verband im Deutschen Sport sagt „Nein“ zum Safe Sport Code! Fußball-Verbände und -Vereine hätten Probleme, den Code umzusetzen.
Was die DFB-Genrealsekretärin sagt, gilt für alle anderen Verbände auch. Dennoch stimmen die erstmal mit „Ja“ – auch der Deutsche Schwimmverband. Das mit der Umsetzung hat ja noch vier Jahre Zeit. Erst dann sollen alle Spitzenverbände den Safe Sport Code in ihre Satzungen aufgenommen haben und sich damit verpflichten, die Regeln anzuwenden. Dann sollen die Landesverbände nachziehen. Und irgendwann in den 2030er-Jahren auch die Vereine.
Da, an der Basis kommt das nie an, meinen so manche. Aber dennoch haben die Delegierten in Saarbrücken – bis auf den DFB - alles auf Grün gesetzt. Und das ist gut so.  Aber: Das war nur ein einfacher Druck auf die „Ja“ -Taste. Die Arbeit kommt jetzt. Dass die erfolgreich wird, sind alle Grün-Drücker - und auch der DFB - den Betroffenen schuldig.