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Krieg in der Ukraine
Sport-Ausschluss wird Putin treffen

Die Internationalen Sportverbände reagieren auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine: Sie entziehen Russland wichtige Sportwettbewerbe und schließen russische und belarussische Athletinnen und Athleten von der Teilnahme aus. Das ist weit mehr als ein symbolischer Akt, kommentiert Andrea Schültke.

Ein Kommentar von Andrea Schültke |
Russlands Präsident Wladimir Putin
Russlands Politik sei schon in den Monaten vor der Invasion sehr polarisierend dargestellt worden, sagte Florian Zollmann (picture alliance/dpa/ Kay Nietfeld)
Schwarzgurtträger Wladimir Putin legt im Judoanzug den Gegner aufs Kreuz oder spielt Eishockey, gemeinsam mit seinem Sportsfreund Alexander Lukashenko, Machthaber von Belarus.
Bilder des russischen Präsidenten beim Sport gibt es einige. Und viele mit den Strippenziehern des Weltsports: Wladimir Putin mit Gianni Infantino, dem Präsidenten des Welt-Fußballverbandes, mit Thomas Bach, dem Chef des Internationalen Olympischen Komitees oder zuletzt mit Xi Jinping, Chinas Staatschef bei der Eröffnung der Olympischen Winterspiele.

Bild "Putin und der Sport" ändert sich

Das Bild „Putin und der Sport“ ändert sich jetzt. Zögerlich zwar, häppchenweise und unter großem öffentlichen Druck. Mehr und mehr wird Russland sportlich isoliert. Zuletzt auch im Weltfußball und den internationalen Verbänden in den Olympischen Sportarten.

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Das wird Putin treffen, denn er benutzt den Sport. Erfolge und Sportgroßveranstaltungen in Russland sind Machtdemonstrationen, nach innen und außen.
Das Bild zeigt die russische Flagge und auf ihr die Schriftzüge UEFA und FIFA.
Das Bild zeigt die russische Flagge und auf ihr die Schriftzüge UEFA und FIFA.
Die Isolierung des russischen Sports
Die Fußballverbände FIFA und UEFA haben Russland aus internationalen Wettbewerben ausgeschlossen. Das IOC empfiehlt seinen Mitgliedsverbänden, russische und belarussische Sportlerinnen und Sportler nicht mehr an internationalen Wettkämpfen teilnehmen zu lassen. Auch in anderen Sportarten wird Russland isoliert.
Dafür ist dem russischen Präsidenten jedes Mittel recht. Selbst staatlich orchestriertes Doping, wie bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotchi.

Sport nach Doping zu feige für konsequentes Handeln

Damals waren nachts im Labor positive Dopingproben russischer Athleten gegen negative ausgetauscht worden. Danach durften russische Sportlerinnen und Sportler bei Olympia zwar nur noch als „neutrale Athleten aus Russland“ antreten, ohne Hymne und Flagge – aber sie waren dabei. Für einen Ausschluss und damit konsequentes Handeln war der Sport zu feige, versteckte sich hinter der unsinnigen Erzählung er sei unpolitisch bzw. neutral.
Auch, weil Putins Russland finanzielle Abhängigkeiten geschaffen hatte. So war der staatliche Energiekonzern Gazprom bis Montag noch Sponsor des Europäischen Fußballverbandes UEFA. Und das ist nur ein Beispiel.

Offensichtlich brauchte es einen Angriffkrieg

Es ist schrecklich: Offensichtlich brauchte es einen Angriffskrieg um die Erzähler des Märchens von einem politisch neutralen Sport verstummen zu lassen.
FIFA-Präsident Gianni Infantino und der russische Präsident Wladimir Putin schütteln sich im Kreml die Hände
FIFA-Präsident Gianni Infantino und der russische Präsident Wladimir Putin schütteln sich im Kreml die Hände
Kempe: "Der Sport war Teil von Putins Maskerade"
Der Weltsport habe jahrelang eine starke Nähe zu Wladimir Putin gesucht und nie habe es Kritik an den Zuständen in Russland vonseiten des Sports gegeben, sagte der Sportpolitik-Experte Robert Kempe im Dlf. Auch Putin habe den Sport gezielt ausgenutzt, um sein Land als harmlos und menschenfreundlich zu präsentieren.
Allen voran die Bosse des Internationalen Olympischen Komitees und des Welt-Fußballverbandes FIFA. Sie haben ihrem Freund Putin über Jahre auf der Sportbühne den großen Auftritt ermöglicht und jetzt wohl endlich begriffen: Der Judoka hat sie aufs Kreuz gelegt.
Zweimal hatte Russland bereits den Olympischen Frieden gebrochen und kam ungestraft davon. Erst jetzt, beim dritten Mal ist es anders.

Sport-Ausschluss mehr als ein symbolischer Akt

Der Weltsport bietet Putin endlich keine Bühne mehr. Entzieht ihm Orden und Ehrenämter. Das ist viel mehr als ein symbolischer Akt und wirkt auch nach innen. Die russische Bevölkerung wird sich fragen, wo ihre Sportstars sind und die Medaillen. Und wo die Sportgrößen der Welt bleiben, die nach Russland kommen und auf Tribünen ihren Präsidenten umarmen. Russland darf nicht mehr mitspielen. Einen Aggressor wie Putin, der sich als Sportsmann inszeniert und die Sportmacht braucht, wird das treffen.