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Kommentar
EuGH zur Super League: Großes Urteil mit wohl kleiner Wirkung

Der Europäische Gerichtshof hat UEFA und FIFA für ihre Monopolstellung abgestraft. Wettbewerbe wie die Super League dürfen sie nicht einfach verbieten. Ein großes Urteil, dessen Wirkung aber klein bleiben könnte, kommentiert Christian von Stülpnagel.

Von Christian von Stülpnagel |
    Der EuGH hat mit seinem Urteil den Weg für die Super League im europäischen Fußball geebnet. FOTOMONTAGE UEFA-Logo, Super League Schriftzug, UEFA-Präsident Aleksander Ceferin mit dem Champions-League-Pokal
    Im Streit um die Gründung einer Superliga haben deren Befürworter einen Teilerfolg errungen. Die UEFA könne einen solchen Wettbewerb nicht verbieten, entschied der EuGH. (picture alliance / SvenSimon / SVEN SIMON)
    Das Urteil des Europäische Gerichtshofs (EuGH) liest sich wie ein Frontalangriff auf das Geschäftsmodell von Uefa und Fifa: Die Verbände nutzten ihre marktbeherrschende Stellung aus, um Wettbewerber wie eine Super League zu verhindern, schreiben die Richter. Als wären die Verbände ein Käfig, die den Vogel Fußball gefangen halten. „Der Fußball ist frei“, jubeln deshalb die Initiatoren der Super League, allen voran Florentino Perez, Präsident von Real Madrid. Er ist die treibende Kraft hinter dem neuen Wettbewerb. Die Tür vom Vogelkäfig ist also offen. Die Frage ist nur, ob der Vogel auch fliegen will.

    Nationalen Ligen verkommen durch das Super-League-Konzept

    Denn, dass die Super League in absehbarer Zeit kommt, ist nicht zu erwarten. Das Konzept, das die Initiatoren heute prompt nach der Urteilsverkündung vorgestellt haben, ist ein Schlag ins Gesicht der nationalen Ligen, wie die englische Premier League oder eben die Bundesliga. In diesem Modell soll auf europäischer Ebene in drei Ligen gespielt werden, die großen Vereine wie die Bayern oder Madrid sind de fcato immer dabei. Und die nationalen Ligen? Verkommen zu einer Art vierten Liga. Warum also sollten die derart Degradierten dem Vorhaben zustimmen? Sie könnten in ihren Regeln festhalten: Wer in der Super League spielt, wird von der Meisterschaft ausgeschlossen.

    Kostenlose Spiele sollen die Fans anlocken

    Und dann sind da noch die Fans. Auch dank ihres Widerstands ist das erste Konzept der Super League vor zweieinhalb Jahren gescheitert. Vor den Stadien in Manchester oder Liverpool haben sie klar gemacht: Einen Wettbewerb, in dem es nur um Geld und nicht um Leistung geht, wollen sie nicht. Die Super-League-Initiatoren möchten sie dennoch locken – und ihren Wettbewerb versüßen: Die Spiele sollen kostenlos empfangbar sein – per Streaming, finanziert durch Werbung.
    Die Fans haben den Zucker aber satt. In der Bundesliga werfen sie schon jetzt Schoko-Geld auf den Stadionrasen. Aus Protest gegen Investoren und diejenigen, die zum Ausverkauf des Fußballs beitragen. Wenn ihre Vereine in Zukunft quer durch Europa jetten, um in der Super League Spiele zu spielen, deren Ausgang für die nächsten Saisons quasi irrelevant ist, könnte das zu einer weiteren Entfremdung führen.

    Kein Interesse an Super League: Manchester und Bayern winke ab

    Auch den Vereinen scheint das Vorhaben zu riskant. Manchester United hat schon dankend abgewunken, der FC Bayern ebenfalls. Die britische Regierung hat Widerstand angekündigt, so wie auch die Deutsche Fußball Liga. Und dementsprechend gelassen bleibt die Uefa. Die Tür ihres Vogelkäfigs steht jetzt zwar offen. Nur hat der Fußball augenscheinlich keine Lust zu fliegen.