
Russland hat kein Interesse an einer sofortigen Waffenruhe. Während die Delegationen in Saudi-Arabien reden, feuert Russland Raketen auf die ukrainische Stadt Sumy. Mindestens 70 Menschen werden verletzt.
Russland verzögert, stellt Bedingungen. Schon zum Beginn dieser Verhandlungsrunde zwischen Ukrainern und US-Amerikanern in Saudi-Arabien wiederholte Kreml-Sprecher Dmitrij Peskow im russischen Staatsfernsehen Forderungen Wladimir Putins: Vor einem Waffenstillstand gäbe es „Nuancen“ zu klären. Jetzt wird einer der beiden russischen Unterhändler, der Senator Grigorij Karassin, deutlicher – Zitat: „Nicht alle Verhandlungen enden mit Vereinbarungen.“
Charme-Offensive für Trump
Diese Hinhaltetaktik paart Russland mit einer Charme-Offensive: Der Geheimdienstler Putin hat dem selbstverliebten US-Präsidenten ein Porträt geschenkt. Darauf Trump selbst. Und Putin will nach dem Attentat auf Trump im vergangenen Sommer für ihn gebetet haben. Das hat er dessen Gesandten Steve Witkoff wissen lassen. Die Masche scheint zu wirken.
Nach wie vor ist keine Verhandlungsstrategie der Trump-Administration erkennbar. Und Witkoff kennt nicht mal die Namen der von Russland besetzten ukrainischen Gebiete, meint aber zu wissen, eine „erdrückende Mehrheit“ dort wolle zu Russland gehören, das hätten Referenden ergeben.
Wenig Befürworter für einen Anschluss
Das ist gefährlicher Unsinn: Laut Umfragen war in den Gebieten Luhansk und Donetsk im März 2014 nur rund ein Viertel der Bewohner für einen Anschluss an Russland, danach hat es unter russischer Besatzung keine fairen und freien Abstimmungen mehr gegeben. In den Gebieten Cherson und Saporischschja, die Russland erst 2022 besetzte, wählte 2019, bei der Parlamentswahl, nur jeder Fünfte eine prorussische Partei. Auch, weil Russland im Donbas geplündert, gefoltert und gemordet hat und die Menschen gemerkt haben, dass sie in der Ukraine besser und sicherer leben.
Trumps Gesandter wiederholt 1:1 Kreml-Propaganda. Aus Kalkül? So einfach ist es nicht. Witkoff hat auch gesagt, man müsse darüber diskutieren, der Ukraine in der Zukunft Sicherheitsgarantien der USA oder europäischer Staaten nach Artikel 5 des NATO-Vertrags zuzugestehen. Also die Ukraine im Falle eines Angriffs verteidigen, auch wenn sie kein NATO-Mitglied werde. Das gefällt den Ukrainern.
Ukraine notgedrungen am Verhandlungstisch
Die Ukraine macht bei den Gesprächen notgedrungen mit. Für sie geht es ums Überleben. Sie kann es sich nicht leisten, die USA gegen sich aufzubringen, in dem sie sich Verhandlungen verweigert.