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Kommentar zu UNO-Wasserkonferenz
Der nachlässige Umgang mit der Ressource Wasser

Die Menschheit muss Wasser sparen, um zu überleben. Das zeigt ein Bericht der Vereinten Nationen. Aber auch beim Kampf gegen den Klimawandel ist unser Umgang mit dem wertvollen Nass entscheidend, kommentiert Dagmar Röhrlich.

Ein Kommentar von Dagmar Röhrlich | 22.03.2023
Ausgetrockneter Neusiedlersee. Schiffe liegen auf dem Seeboden auf.
Extremes Niedrigwasser am Neusiedlersee (hier im Sommer 2022): Auch in Europa ist die Dürre angekommen. (picture alliance / picturedesk / Franz Neumayr)
Die Wasserkrise ist längst da. Die Menschheit hat nicht nur das Klima aus seiner Bahn geworfen, sondern auch den Wasserkreislauf durcheinandergebracht. Im vergangenen Jahr kam eine Forschergruppe zu dem Ergebnis: Wir verbrauchen mehr Wasser, als wir dürfen, wenn wir unser Überleben nicht gefährden wollen. Wir haben also noch eine globale Grenze gerissen: die der Süßwasservorräte.
Seit der Jahrtausendwende haben weltweit Dürren und Starkregen extrem zugenommen – parallel zu den steigenden globalen Oberflächentemperaturen. Wasserkrise und Klimawandel verstärken sich gegenseitig. Langanhaltende Dürren treffen inzwischen nicht mehr nur den globalen Süden, wo wir sie trefflich ignorieren, sondern auch Mittel- und Nord-Europa: also auch Skandinavien und Großbritannien, ebenso Deutschland.

Missmanagement von Wasser

Die Menschheit steht vor einer systemischen und sich verschärfenden Wasserkrise. Zu diesem Schluss kam der kürzlich veröffentlichte Weltwasserbericht der Global Comamission on the Economy of Water. Als Ursache betont der Bericht das Missmanagement von Wasser – überall auf der Welt und über Jahrzehnte hinweg.
Auch Deutschland geht mit dieser Ressource gleichgültig oder besser nachlässig um. Wir haben beispielsweise keine Ahnung, wieviel Wasser die Landwirtschaft wirklich verbraucht. Nur 2,2 Prozent werden nach Brüssel gemeldet – in den Ländern um uns herum sind es 15. Der Grund für die Diskrepanz: Die Messungen hierzulande sind freiwillig. Offenbar war es niemandem eine politische Entscheidung wert, dies zu ändern. Ob ein, zwei, drei oder 15 Prozent, so groß ist der Unterschied doch nicht. 

Wasser beim Thema Klimawandel entscheidend

Wasser ist ein Menschenrecht – und wir vergessen gerne, dass die Natur ein ebenso großes Recht darauf hat. Wir zerstören uns selbst, wenn wir den Ökosystemen das Wasser nehmen, das sie brauchen. Ohne funktionierende Wasserkreisläufe werden wir den Klimawandel nicht bewältigen. Ob Wälder oder Sümpfe das Kohlendioxid speichern sollen oder der Untergrund über technische Lösungen zum Speicher wird: Das alles braucht viel Wasser.

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Ebenso die Dekarbonisierung der Wirtschaft. In den sonnenreichen trockenen Regionen, wo wir so gerne den Strom und den Wasserstoff für uns herstellen lassen wollen, können Solarkraftwerke große Auswirkungen auf die Ressourcen haben: Denn oft werden sie mit Wasser gekühlt, und ihre Spiegel müssen regelmäßig gesäubert werden. Wird nur auf den Bedarf der Anlage geschaut, sind in einer sich erwärmenden Welt Konflikte programmiert.
Erkennen wir die entscheidende Rolle des Wassers bei Strategien zur Abschwächung des Klimawandels nicht an, werden wir versagen. Es ist höchste Zeit, in Systemen zu denken. Es reicht nicht, auf das CO2 zu starren und „Elektrifizierung“ zu rufen. Auch beim Wasser gibt es keine einfachen Lösungen