Wäre der Anschlag von Magdeburg zu verhindern gewesen? Diese Frage wird noch zu beantworten sein. Das Sicherheitskonzept für den Weihnachtsmarkt war nach dem Attentat auf den Berliner Breitscheidplatz entwickelt worden. Seit 2016 ist der Magdeburger Weihnachtsmarkt von Betonwürfeln umstellt. Schon am Abend des Anschlags kamen Fragen nach dem Sicherheitskonzept auf. Reflexhaft verteidigten Verantwortliche von Stadt und Land das Konzept. Doch im Laufe der Jahre standen die rund 100 Riesenlegosteine nicht mehr ganz so dicht, waren auch nicht mehr durch Stahlseile miteinander verbunden.
Wo waren die Polizeifahrzeuge?
Weder die Betonquader noch die Stahlseile hätten einen Lkw aufhalten können – das zeigten Tests, die das MDR-Magazin Umschau schon 2017 mit der Dekra absolviert hatte. Doch der Quaderwall war hier weniger das Problem, sondern die Lücken. An mehreren Stellen gab es sie – als Durchfahrt für Rettungs- und Lieferfahrzeuge, für Anwohner. Dort sollten Polizeifahrzeuge als mobile Sperren stehen. Eigentlich.
Am Tattag und wohl auch Tage zuvor waren die fünf bis sechs Meter breiten Durchfahrten ungeschützt. Dort, wo der Täter auf den Weihnachtsmarkt fuhr, stand kein Streifenwagen. Ob die Besatzung überhaupt so schnell hätte reagieren können, mag bezweifelt werden. Warum aber das Fahrzeug nicht am Platz stand, müssen Untersuchungen ergeben.
So sicher wie die unsicherste Stelle
Fakt ist: Der Weihnachtsmarkt war nur so sicher wie die unsicherste Stelle, und die hat der Täter gefunden und genutzt. Fragen werden die Sicherheitsbehörden auch darüber hinaus beantworten müssen.
Wurde die Gefahr, die von Taleb A. ausging, unterschätzt? Wurden Hinweise nicht genügend ernstgenommen? Immerhin, der Täter war vorbestraft – unter anderem wegen der Androhung einer Gewalttat. Warum wurde das Verfahren für eine dritte Gefährderansprache abgebrochen?
Wie dem auch sei: Hundertprozentige Sicherheit, die gibt es nicht. Kann es nicht geben. Wäre der Weihnachtsmarkt hundertprozentig gegen einen Angriff mit einem Auto gesichert gegeben, hätte der Täter ein anderes Tatwerkzeug gewählt. Er wollte morden, und er hat gemordet. Trotzdem werden in den nächsten Wochen Antworten erwartet und Verantwortliche benannt werden müssen. Denn hier wurde es dem Täter leicht gemacht – acht Jahre nach dem Berliner Breitscheidplatz.