"Ein Turnier, auf das sich jeder Mensch, jedes Kind, ganz einfach alle, die Fußball lieben, freuen können." Meint FIFA-Boss Gianni Infantino zur neuen Klub-WM, oder sollte man besser sagen: träumt?
Aber so läuft sie eben, die Marketingmaschine des Weltfußballs. Glitzer und Glamour, Stars und Tore, Titel und Pokale - und alle dienen dem einen Zweck: Geld verdienen. Ist der unbedingte Wille dazu Einstellungsvoraussetzung aus FIFA-Präsident? Also: Immer neue Wege finden, um Geld in großen und größten Mengen zu erlösen. Und das schafft Infantino wie kein Zweiter.
Wenig Zuschauerinteresse
Natürlich ist der Wunsch, den besten Verein der Erde zu ermitteln, irgendwo nachvollziehbar. Seit den 60er Jahren schon versuchte man es vor allem mit dem sogenannten Weltpokal, dem Duell der kontinentalen Champions aus Europa und Südamerika.
Seit dem Beginn dieses Jahrtausends wird eine Klub-WM ausgetragen, die aber weder in den Kalender passt, noch sportlich zu überzeugen weiß. Und mehr noch: Es ist ein Turnier, das kaum jemanden hinter dem Ofen hervorlockt. Bei den vergangenen beiden Ausgaben, ausgetragen in den Vereinigten Arabischen Emiraten, kamen nicht einmal 20.000 Zuschauer im Schnitt. Das übertrifft manch ein deutscher Drittligist spielend. Die Turniere in diesem und im nächsten Jahr versprechen auch keinen größeren Andrang, Gastgeber ist dann Katar.
Bühne für FIFA-Sponsoren
Und was macht die FIFA? Bläht das unnötige und unbedeutende Turnier auf, macht aus ihm eine mehrwöchige Veranstaltung in der Sommerpause und wählt als Ausrichter einen autoritären Staat ohne große Fußball-Tradition. Hauptsache der Ball rollt den ganzen Sommer und die FIFA-Sponsoren bekommen ihre Bühne. Denn China ist nicht als Gastgeber bestimmt worden, weil Shanghai oder Peking zu den Mitfavoriten des Turniers gehören werden. Nein, sondern weil einer der neuen FIFA-Großsponsoren dort zu Hause ist.
Diese Klub-WM ist schon jetzt das unnötigste globale Fußball-Turnier überhaupt. Und welcher Fußball-Fan hierzulande freut sich nicht darauf, beim Frühstück Auckland City gegen Al-Ahly Kairo zu sehen? Das sind immerhin die beiden Rekordteilnehmer der bisherigen Club-WM.
Spieler ohne Regenerationspause, übersättigte Fans
Die europäischen Teams, zweifellos die Topfavoriten dieses Turnierformats, stellen acht von 24 Teilnehmern. Mehr Plätze waren angedacht, dann aber war die Kritik aus Europa zu laut. Und so kommen – Stand jetzt – nur die Sieger aus der Champions und Europa League der Jahre 2018 bis 2021 zur WM. Vielleicht freuen sich die Vereine der Bundesliga sogar, dass sie, wenn der Modus so bleibt, keine allzu großen Aussichten haben, dabei zu sein.
An die Topspieler, die einen weiteren Sommer ohne Regenerationspause durchspielen, denkt man offenbar nicht in der FIFA-Zentrale. An die Fans, die mit diesem Turnier weiter übersättigt werden, ebenfalls nicht - und schon gar nicht an die Menschenrechtslage in den Ausrichterländern. Dafür nutzt die FIFA ihre Macht nämlich selten. Und auch jetzt nur die altbekannte Floskel Infantinos, man könne nicht alle Probleme der Welt lösen.
Stimmt, das ist keine Einstellungsvoraussetzung als FIFA-Präsident. Der kümmert sich vor allem ums Geld.