"Off it goes". Los geht's. So klingt es, wenn die Raumschiffe der kommerziellen Anbieter abheben. Unspektakulär. Kein Countdown, kein Raketenlärm. Es klingt nach einem startenden Flugzeug. Und um das handelt es sich genau genommen auch, an jenem 21. Juni des Jahres 2004 in der kalifornischen Mojave-Wüste. Das Trägerflugzeug WhiteKnight befördert das erste privat finanzierte Raumschiff der Welt auf eine Höhe von 15 Kilometern. Dort klinkt sich SpaceShipOne aus, steigt von einem Raketenmotor beschleunigt senkrecht nach oben und fliegt in die Schwerelosigkeit.
Raumschiff gelandet – Mission geglückt. Und: Preisgeld gewonnen. Burt Rutan hatte SpaceShipOne mit seiner Firma Scaled Composites gebaut und damit die Bedingungen des X-Preises erfüllt: erstmals ein privat gebautes und bezahltes Raumschiff ins All zu schicken, und das insgesamt dreimal hintereinander. Der finanzielle Anreiz durch den X-Preis hat auch andere Firmen beflügelt, Raumschiffe zu entwickeln. In Kürze sollen sie zahlende Weltraumtouristen auf eine Parabelbahn befördern – hoch auf 100 Kilometer, der offiziellen Grenze zum Weltraum, und auch gleich wieder runter. Auch das Spaceship steht wieder in den Startlöchern - allerdings in einer generalüberholten Variante, erklärt Alex Tai, der Vizepräsident von Virgin Galactic, die zwischenzeitlich die Firma Scaled Composites aufgekauft hat.
"Unser Raumschiff von 2004 war ein Prototyp. Die Firma Scaled Composites hat 25 Millionen Dollar investiert und mit SpaceShipOne dreimal den Weltraum erreicht. Wir haben jetzt weitere 150 Millionen verwendet, um die Systeme redundant und zuverlässig zu machen. Denn wir wollen ein sicheres Fluggerät auf den Markt bringen."
Das mit der Sicherheit scheint ganz so einfach aber doch nicht zu sein, denn der Premierenflug von SpaceShipTwo wird seit langem verschoben, Jahr um Jahr. Der Weltraumtourismus auf Parabelflügen ins All ist mittlerweile von anderen Unternehmen mit höher fliegenden Zielen überholt worden: Die beiden amerikanischen Firmen SpaceX und Orbital fliegen mittlerweile schon routinemäßig die Internationale Raumstation (ISS) mit ihren Dragon- und Cygnus-Versorgungskapseln an. Vergangenen Monat hat SpaceX gar eine weiterentwickelte Version der Dragon-Kapsel vorgestellt, die in drei Jahren Astronauten transportieren soll – ein Konzept, an dem derzeit auch der Luft- und Raumfahrtkonzern Boeing arbeitet.
"Es ist offensichtlich, dass wir uns die Apollo-Kapseln aus dem Mondlandeprogramm der 60er- und 70er-Jahre zum Vorbild genommen haben. Sie verfügen nach wie vor über das effizienteste Design, was Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit angeht."
John Mulholland ist der Manager des Programms für kommerziellen Crew-Transport bei Boeing. Auch Sierra Nevada will demnächst mit dem Personentransport zur ISS Geld verdienen. Das Unternehmen aus dem US-Bundesstaat Colorado ist die einzige Firma, die dazu keine Kapsel konstruiert hat, sondern auf einen kleinen Gleiter mit Flügeln setzt, ähnlich den Space Shuttles. Zacharoy Krevor ist der Chef-Systemingenieur der Sierra Nevada Corporation.
"Die Astronauten an Bord werden wesentlich weniger Beschleunigung beim Landeanflug zurück auf die Erde ausgesetzt sein. Außerdem können wir mit dem Gleiter auf fast jeder gewöhnlichen Landebahn aufsetzen, wie es herkömmliche Flugzeuge tun."
Seit acht Jahren umkreist bereits ein privates, unbemanntes Modul die Erde, das sich erst im All selbständig aufgeblasen hat: Genesis 1, der Prototyp einer privaten Raumstation, finanziert und konzipiert vom amerikanischen Multimillionär Robert Bigelow aus Las Vegas. Seine Firma Bigelow Aerospace strebt nach Höherem und will mehrere solcher Module zu einer eigenen privaten Raumstation verbinden.
"Alle Module werden unbemannt gestartet, ohne Menschen an Bord. Nachdem jedoch das erste Element aufgeblasen ist, möchten wir möglichst bald eine Besatzung hinterherschicken. Sie könnte dann das Andocken der übrigen Bauteile überwachen, falls damit etwas schiefgeht."
Mike Gold ist Chef des Büros von Bigelow Aerospace in Washington, DC. 2017 will Bigelow Aerospace das nächste Modul starten, das aufgeblasen größer sein wird als jedes einzelne Labor der ISS. Schon im kommenden Jahr will auch die Firma Planetary Resources die erste Stufe ihres Programms starten: Das privat finanzierte Weltraumteleskop Arkyd 100 soll einen Asteroiden ausfindig machen, von dem es sich lohnt, Bodenschätze abzubauen. Die Shackleton Energy Company will dies auf dem Mond in Angriff nehmen, dass amerikanisch-russische Joint-Venture Space Adventures Touristen einmal um den Mond herum schießen und Mars One im nächsten Jahrzehnt mit der ersten bemannten Mission zum Roten Planeten Geld verdienen. Die meisten all dieser hochfliegenden Ideen befinden sich jedoch noch im Anfangsstadium – auf der Erde.