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Kommt ein Domino-Effekt?

Nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes rückt eine Liberalisierung des deutschen Wettmarkts immer näher. Während der Deutsche Olympische Sport-Bund und der organisierte Profi-Fußball einen solchen Schritt begrüßen würden, regt sich bei den Landessportbünden Widerstand.

Von Moritz Küpper |
    Der Deutsche Olympische Sport-Bund (DOSB) hat in einem Rundbrief auf die Bedenken nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs reagiert: "Es wäre kontraproduktiv, jetzt bereits die Gefährdung oder gar die Aufhebung des Lottorie-Monopols in Deutschland zu beklagen", hieß es in einem Schreiben, das von DOSB-Präsident Thomas Bach und Generaldirektor Michael Vesper unterschrieben war.

    Die DOSB-Führung versucht damit, die 16 Landessportbünde in Deutschland zu beruhigen. Denn die Lotto-Gesellschaften sind der größte Geldgeber der Landessportbünde. Sie befürchten, dass nach dem Sportwetten-Monopol, dessen Ende sich nach dem EuGH-Urteil andeutet, auch das Lotto-Monopol fällt. Rolf Müller, Präsident des Landessportbundes Hessen sagt dem Deutschlandfunk:

    "Man kann davon ausgehen, es gibt dort einen Domino-Effekt: Fällt das eine Monopol, wird am Ende auch das andere nicht zu halten sein. Und das ist unsere Befürchtung und ich glaube, dafür sprechen auch gute Gründe."

    Beim DOSB sieht man dies anders: Der Automatismus, mit dem Sportwettenmonopol müsse ausdrücklich auch das Lotteriemonopol fallen, existiere nicht, hieß es in dem dreiseitigen Schreiben des DOSB: "Von daher tun wir alle gut daran, diesen Automatismus ausdrücklich nicht zu vertreten."

    Müller hält das Schreiben nur für einen taktischen Schachzug - und sieht sich mit seinen Bedenken nicht alleine:

    "Es gab einige Anrufe von meinen Kollegen aus den Landessportbünden, die haben gesagt: Wir haben nicht den Mut, dass so zu fordern, aber wir sehen die Folgen genauso wie Du."

    Deswegen hält Müller auch den Rücktrittsforderung gegenüber DOSB-Präsident Bach, da dieser im Fall der Sportwetten zu sehr die Interessen der Deutschen Fußball-Liga und des Deutschen Fußball-Bundes vertrete:

    "Das wird er wahrscheinlich alleine nicht tun, aber ich habe nur mal angeregt, zu überlegen, ob er es vielleicht nicht tun sollte - und dabei bleibe ich auch."