Ein Bäcker in Calais schenkte heute früh jedem seiner Kunden, der zur Wahl gegangen war, ein Baguette. Die Parteien hatten es, nach der Rekordenthaltung in der vergangenen Woche, mit Appellen versucht.
Um acht Uhr heute früh öffneten die Wahllokale noch einmal in den 6.455 Städten und Gemeinden, in denen in der vergangenen Woche keine ausreichende Mehrheit zustande gekommen war.
"Wir haben die Botschaft der Wähler gehört," hatte der Parteichef der regierenden Sozialisten, Harlem Desir, nach den Niederlagen der Linken in der vergangenen Woche betont.
Vielerorts haben die Sozialisten für diesen zweiten Durchgang ihre Wahllisten mit jenen der Grünen zusammengelegt. Die ökologische Bewegung war mit ihren lokalen Ergebnissen in der vergangenen Woche recht zufrieden und tritt seither entsprechend selbstbewusst auf, auch auf nationaler Ebene.
Der Staatspräsident müsse nun eine sozialere, eine ökologischere Politik machen, sagte etwa die grüne Wohnungs-Ministerin Cecile Duflot.
Paris wird künftig von einer Frau regiert werden
Eine Forderung, die nur indirekt mit diesen Kommunalwahlen zu tun hat. Denn es geht in Paris bereits um mehr: Staatspräsident Francois Hollande wird mit großer Wahrscheinlichkeit sehr bald die Regierung umbilden, vermutlich verkleinern. Ob er auch den Premierminister, Jean-Marc-Ayrault , absetzen wird, hängt - dem Vernehmen nach - von den Ergebnissen des heutigen Tages ab.
Die Linke muss befürchten, heute auch noch Städte wie Straßburg, Toulouse, Reims und Caen zu verlieren. Selbst in Paris liegt die Herausforderin, die Konservative Nathalie Kosciusko-Morizet, leicht vorne, allerdings entscheiden dort die Wahlmänner- und -frauen der einzelnen Stadtbezirke und auf dieser Basis gilt die Sozialistin, Anne Hidalog, als Favoritin, in jedem Fall wird das Rathaus von Paris künftig von einer Frau regiert werden.
Frankreichs äußerste Rechte, der "Front National" hofft heute auf weitere Erfolge, in 21 Städten und Gemeinden schnitt die Partei von Marine Le Pen als stärkste Kraft ab, in 328 Weiteren ist sie heute mit von der Partie. 4,7 Prozent Stimmenanteil auf nationalem Niveau nach dem ersten Wahlgang, das klingt nach wenig, entscheidend aber ist die Tendenz.
"Dieser erste Durchgang hat meine Strategie bestätigt, seit ich an die Spitze der Partei gekommen bin", erklärte Marine Le Pen, die ihre Partei lokal verankern will, um dann bei den Senats- und den Regionalwahlen zu punkten, um schließlich 2017, bei den Präsidentschaftswahlen, ein entscheidendes Wort mitreden zu können.
Die konservative Oppositionspartei UMP hofft an diesem Sonntag, ihre Zugewinne vom vergangenen Wochenende weiter ausbauen zu können und setzt darauf, dass die politische Landkarte nach dieser Kommunalwahl weniger rot gefärbt ist, als nach den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen 2012.