Einer Studie zufolge seien rund die Hälfte der rund 60.000 Brücken in kommunaler Hand in keinem guten Zustand. Aus eigener Kraft könnten die Städte und Gemeinden die Lasten nicht tragen, so Berghegger. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie forderte die Politik auf, der Sanierung der Verkehrsinfrastruktur wie Brücken oberste Priorität einzuräumen.
Auch der Präsident des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe, Schubert-Raab, hält laut einer Mitteilung Investitionen für dringend nötig. Den Einsturz in Dresden bezeichnete er als "trauriges Symbol der deutschen Infrastruktur", der den dringenden Handlungsbedarf vor Augen führe.
Der Brückenexperte Martin Mertens von der Hochschule Bochum sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, fast alle Großbrücken, die vor 1980 gebaut wurden, seien "Problempatienten". Die Politik müsse reagieren. Dresden zeige, dass es "fünf nach zwölf" sei, mahnte Mertens.
Wissing weist Verantwortung von sich
Der stellvertretende Unionsfraktionsvorsitzende Lange machte der Bundesregierung schwere Vorwürfe und forderte eine Infrastrukturoffensive. Der CSU-Politiker kritisierte vor allem Bundesverkehrsminister Wissing, der bislang nach Ankündigungen eines Modernisierungsprogramms für Autobahnbrücken "nur heiße Luft" geliefert habe.
Wissing seinerseits wies in der Haushaltsdebatte im Bundestag darauf hin, dass im kommenden Jahr mehr als neun Milliarden Euro für Investitionen in Bundesfernstraßen und Brücken bereitstünden. Mit Blick auf den Einsturz der Carolabrücke in Dresden erläuterte der FDP-Politiker, sie stehe in kommunaler Verantwortung und habe deswegen mit dem Bundeshaushalt nichts zu tun. Man sehe aber daran, wie gefährlich es sei, wenn in Infrastruktur nicht sorgfältig investiert werde.
Der verkehrspolitische Sprecher der grünen Bundestagsfraktion, Gelbhaar, forderte mehr Einsatz für die Instandhaltung von Infrastruktur, auch auf Kosten des Neubaus. Der Schwerpunkt müsse auf Sanierung und Erhalt der bestehenden Infrastrukturen liegen.
Einsturz mitten in der Nacht
In der Nacht zu Mittwoch war in Dresden die teilsanierte Betonbrücke aus DDR-Zeiten aus noch nicht bekannten Gründen eingestürzt. Die Polizei geht derzeit nicht von einer Fremdeinwirkung aus. Eine Anfangsvermutung sei, dass Korrosion einen wesentlichen Beitrag zum Einsturz geleistet habe, sagte etwa Steffen Marx, Professor am Institut für Massivbau an der TU Dresden.
Menschen kamen bei dem Einsturz nicht zu Schaden. Der Schiffsverkehr ist blockiert, der Straßenverkehr weiträumig umgeleitet. Mit Blick auf ein mögliches Hochwasser an der Elbe werden Trümmerteile zunächst gesichert.
Diese Nachricht wurde am 12.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.