Die Großkoalitionäre in spe verhandeln heute erst mal in getrennten Beratungen, später dann gemeinsam. Es geht weiterhin um das Abarbeiten von Sachthemen. Und sie haben immer noch das Ziel, heute fertig zu werden. Doch wie kann die SPD von der politischen Kleinarbeit profitieren? Kommunikationswissenschaftler Jöran Klatt vom Göttinger Institut für Demokratieforschung plädiert für einen Neuanfang der SPD.
Die Partei habe in den vergangenen Jahren nicht sehr von ihrer politischen Sacharbeit profitiert. "Ein Neuanfang bedeutet, dass man sich auch mit der politischen Kultur beschäftigt - also nach innen guckt. Und da ist mir aufgefallen, dass diese noch sehr stark von der Generation der Aufsteiger, der Generation 1968, mitgeprägt wird", sagte er im Dlf. "Vielleicht wäre es nötig, einen weiteren Generationenwechsel zu vollziehen - eben auch einen kulturellen."
Zurückgelassene schauen auf die Sozialdemokratie
Ein Kulturwechsel bedeute nicht, so Klatt, nur Personen auszutauschen. Vielmehr müsse man sich mit den Haltungsfragen beschäftigen. Die Kultur der Aufsteiger habe in den letzten Jahren in der Sozialdemokratie ein Gefühl des Angekommenseins bestimmt. Die Kommunikation zur Basis habe daher nicht funktioniert. Immer mehr Leute hätten das Gefühl, es gebe einen Bruch zwischen den Etablierten und der Basis. Dort müsste eine neue Generation ansetzen. Die Basis sei "unheimlich heterogen" geworden. Besonders die Menschen, die sich zurückgelassen fühlten, schauten auf die Sozialdemokratie.