Zwar habe sich im letzten halben Jahrhundert nicht grundlegend etwas verändert im Verhältnis von Politik und Wissenschaft, aber die Wissenschaft äußere sich heute zu deutlich mehr Phänomenen, als früher, so der Soziologe Peter Weingart. "Die Wissenschaft ist komplexer geworden und hat viele Bereiche, die sie erforscht."
Auch die Politik sei schneller und komplexer geworden und habe deutlich mehr Regulierungsgewalt. Weingart beobachtet, dass "die wechselseitige Bindung zwischen Wissenschaft und Politik enger geworden ist". Das könne man auch an der Zahl der Beratungsgremien ablesen, die gebildet wurden und werden und daran, dass die Wissenschaft stärker in politische Prozesse eingebunden sei.
Trotz des Einflusses der Wissenschaft bleibe auch Lobbyismus weiterhin ein großes Thema. Da müsse man zweierlei Entwicklungen unterscheiden. Das eine sei die Instrumentalisierung der Wissenschaft durch Gruppen: "Das geschieht quer durch alle politischen Richtungen hinweg, dass bestimmte Experten eingesetzt werden, um politische Positionen zu legitimieren."
Die andere Entwicklung sei, "dass Wissenschaftler und wissenschaftliche Institutionen von sich aus Politik betreiben, mit dem, was sie an Forschung produzieren". Beide Entwicklungen hätten zugenommen. Die Wissenschaft schade sich selbst aber, "wenn sie sich vor politische Karren spannen lässt", betonte Weingart.