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Komplizierte Beziehung
Soziologe: "Die Bindung zwischen Wissenschaft und Politik ist enger geworden"

In der Coronakrise seien Wissenschaft und Politik in ständigem Dialog, sagte der Soziologe Peter Weingart im Dlf. Darum gehe es auch im Verhältnis der beiden Bereiche. Es gebe aber auch eine Entwicklung, dass sich die Wissenschaft vor "den politischen Karren" spannen lasse. Damit schade sie sich selbst.

Anja Reinhardt im Gespräch mit Peter Weingart |
Jens Spahn (r, CDU), Bundesgesundheitsminister, Christian Drosten (M), Direktor des Instituts für Virologie an der Charité Berlin, und Lothar H. Wieler (l), Präsident des Robert Koch-Instituts
Ständiger Dialog zwischen Politik und Wissenschaft in der Coronkrise: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (r.) mit dem Virologen Christian Drosten (M.) und dem Leiter des Robert Koch Instituts, Lothar H. Wieler (dpa/Bernd von Jutrczenka)
Zwar habe sich im letzten halben Jahrhundert nicht grundlegend etwas verändert im Verhältnis von Politik und Wissenschaft, aber die Wissenschaft äußere sich heute zu deutlich mehr Phänomenen, als früher, so der Soziologe Peter Weingart. "Die Wissenschaft ist komplexer geworden und hat viele Bereiche, die sie erforscht."
Auch die Politik sei schneller und komplexer geworden und habe deutlich mehr Regulierungsgewalt. Weingart beobachtet, dass "die wechselseitige Bindung zwischen Wissenschaft und Politik enger geworden ist". Das könne man auch an der Zahl der Beratungsgremien ablesen, die gebildet wurden und werden und daran, dass die Wissenschaft stärker in politische Prozesse eingebunden sei.
Wo sich die Wissenschaft angreifbar macht
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Trotz des Einflusses der Wissenschaft bleibe auch Lobbyismus weiterhin ein großes Thema. Da müsse man zweierlei Entwicklungen unterscheiden. Das eine sei die Instrumentalisierung der Wissenschaft durch Gruppen: "Das geschieht quer durch alle politischen Richtungen hinweg, dass bestimmte Experten eingesetzt werden, um politische Positionen zu legitimieren."
Die andere Entwicklung sei, "dass Wissenschaftler und wissenschaftliche Institutionen von sich aus Politik betreiben, mit dem, was sie an Forschung produzieren". Beide Entwicklungen hätten zugenommen. Die Wissenschaft schade sich selbst aber, "wenn sie sich vor politische Karren spannen lässt", betonte Weingart.