Bei der Konferenz "Burning Issues" gehe es um Geschlechtergerechtigkeit, aber nicht ums Jammern, sagte die Veranstalterin und ehemalige Bonner Schauspiel-Chefin Nicola Bramkamp. Die Zustände sollten aber nicht nur beklagt, sondern durch positive und lösungsorientierte Arbeit verändert werden.
Mehr Frauen auf die Bühne
Themen gebe es genug, zum Beispiel die begrenzten Frauenrollen in der Theaterliteratur, das Sichtbarmachen von Diversität auf der Bühne: Nicht alle seien ja "europäisch und männlich". Die Stücke aus vergangenen Jahrhunderten, die den Theaterkanon bildeten, müssten um moderne Positionen und andere Geschichten ergänzt werden.
Auch an der Vereinbarkeit von Familie und Arbeit könne einiges verbessert werden, wenn es gelinge, auch im künstlerischen Arbeiten Verlässlichkeit einzuführen. Proben, die nicht pünktlich beendet würden, seien ein Problem, wenn zuhause der Babysitter warte. Am Theater in Bonn, das die Nicola Bramkamp geleitet hat, wurde Kinderbetreuung am Abend angeboten, in Bonn und Hamburg unterstützt die Stadt Eltern, die abends auf der Bühne stehen, mit Tagesmüttern. Aber immer und vor allem gehe es ums Geld, was, wie Nicola Bramkamp meint, eigentlich die leichteste Übung sein sollte. Wer ein Theater leite, könne den Gender Pay Gap abschaffen.
"Es gibt ein allgemeines Kopfnicken"
Ein weiteres Thema bei der Konferenz ist der strukturelle Sexismus. Den gebe es, auch wenn sich nicht immer alle darüber immer im Klaren seien. Ein Beispiel sei der Theaterintendant, der sich wundere, dass er von problematischen Begebenheiten nichts mitbekomme und nur aus zweiter Hand von ihnen höre. Keine der betroffenen Frauen habe sich an ihn gewandt. Offen redeten Frauen nur dann über ihre Erfahrungen, wenn sie unter sich seien. Da gebe es dann "ein allgemeines Kopfnicken, wenn es um strukturellen Machtmissbrauch geht". Darüber müsse gesprochen werden, sagte Nicola Bramkamp im Deutschlandfunk, "und man muss sich auch mal mit seiner Geschichte in die Öffentlichkeit trauen".