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Konferenz der Anti-IS-Koalition
Der flexible und erfolgreiche "Islamische Staat"

Vertreter der Koalition gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" wollen in Paris beraten, wie sie weiter im Irak und in Syrien vorgehen. Immer wieder konnte der IS zuletzt Erfolge melden - auch weil die Extremisten ihre Taktik änderten.

Von Anne Allmeling, ARD-Hörfunkstudio Kairo |
    Rauch nach Kämpfen zwischen irakischen Truppen und der Terrormiliz IS südlich von Tikrit.
    Der internationalen Gemeinschaft fehlt ein Konzept gegen den Islamischen Staat. (picture alliance / dpa / Str)
    Es gibt nicht viele Bilder von al Baghdadi, dem Anführer der Terrormiliz "Islamischer Staat". Die bekanntesten stammen aus einem Video, das der IS im vergangenen Juli verbreitet hat. Darin schreitet er zur Kanzel einer Moschee in Mossul und hält die Freitagspredigt. Einer der wenigen Momente, in denen sich al Baghadi der Öffentlichkeit gezeigt hat.
    Die Botschaft des Videos ist klar: Hier predigt einer, der die Herrschaft über alle Muslime beansprucht. Abu Bakr al- Baghdadi nennt sich selbst "Kalif" und verspricht seinen Anhängern ein islamisches Großreich. Die Grenzen der Nationalstaaten interessieren ihn nicht.
    In den vergangenen Monaten haben die Extremisten der Terrororganisation "Islamischer Staat" ein Drittel des Irak überrannt und etwa die Hälfte Syriens eingenommen. Ihr Ziel: Einen Staat aufbauen, in dem die Scharia gilt, die Regierungen in der Region stürzen, Amerika bekämpfen und Jerusalem befreien.
    In vielem gleicht die Organisation dem Terrornetzwerk Al Kaida. Aber sie verfolgt eine andere Strategie. Die Kämpfer des IS ermorden jeden, der sich ihnen in den Weg stellt. Enthemmte Gewalt, gerade auch gegen Schiiten, gehört zum mörderischen Plan der sunnitischen Extremisten. Die Stärke, die sie demonstrieren, liege vor allem an der Schwäche ihrer Gegner - und an deren Unfähigkeit, sich zu einigen, sagt der irakische Polititikberater Ahmed al Abied:
    "Die andauernden Streitigkeiten sind der Hauptgrund für den politischen Dissens und die instabile Situation im Irak. Das ist die Ursache für das, was gerade geschehen ist. Ich glaube, das hat den Extremisten ermöglicht, Ramadi zu besetzen."
    "Die aktuelle Strategie ist nicht sehr effektiv"
    Seit gut zwei Wochen beherrscht der IS Ramadi, die Hauptstadt der irakischen Provinz Anbar. Vorher war Ramadi lange umkämpft. In einer Region, die als Hochburg der Sunniten gilt, war Ramadi die letzte Bastion der schiitisch dominierten Regierung. Diese will die Stadt nun zurückerobern - mit Hilfe von schiitischen Milizen und einigen sunnitischen Stämmen.
    Unterstützung bekommen die IS-Gegner auch von einer internationalen Allianz unter amerikanischer Führung: Sie bekämpft die Terroristen aus der Luft. Doch das habe bislang nicht viel bewirkt, meint Politik-Berater Al-Abied:
    "Die aktuelle Strategie gegen die militante Gruppe ist nicht sehr effektiv. Das gilt vor allem für die Luftschläge unter US-Führung. Es gibt keine Zusammenarbeit mit den Bodentruppen und auch keinen strategischen Informationsaustausch."
    Immer wieder können die Extremisten daher Erfolge melden, denn sie sind militärisch flexibel. Vor Monaten rückten sie noch in großen Konvois aus Panzern und Pick-Ups vor. Mittlerweile sind die Kämpfer unauffälliger unterwegs: in Taxis und Privatwagen beispielsweise.
    Der Erfolg ist ihre Legitimation
    Wo die Extremisten wüten, hinterlassen sie verbrannte Erde. Sie verüben Massaker an der Bevölkerung, versklaven Frauen, ermorden Kinder. Ihr brutales Vorgehen halten sie in Videos fest - und werben damit neue Dschihadisten. Aus der ganzen Welt reisen die Kämpfer nach Syrien und in den Irak und schließen sich der Terrororganisation an. In einer Audio-Botschaft, die von Abu Bakr al Baghdadi stammen soll, heißt es, das sei Gottes Wunsch:
    "Für keinen Moslem, der dem Islamischen Staat beitreten oder eine Waffe tragen kann, gibt es eine Entschuldigung - egal, wo er sich befindet. Denn Allah hat ihm befohlen, sich auf den Weg zu machen und in den Heiligen Krieg zu ziehen, und er hat den Kampf zur Pflicht erklärt."
    Mit der Beute, die den Extremisten in die Hände fällt, finanzieren sie ihren weiteren Vormarsch: Ölraffinerien, Militärfahrzeuge, Waffen, Weizensilos, Antiquitäten. Der Erfolg ist ihre Legitimation - mehr brauchen die Extremisten in ihren Augen nicht, um ihre Macht zu untermauern.