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Konferenz "Macht Strukturen"
Wie divers ist die Filmbranche?

Die Quote der von Regisseurinnen gedrehten Kinofilme stagniert bei 22 Prozent. "Es gibt aus verschiedenen Gründen weniger Vertrauen in die Projekte von Frauen", sagte Bloggerin Sophie Charlotte Rieger im Dlf. Auf der Konferenz "Macht Strukturen" möchte sie deshalb auch eigene Vorurteile hinterfragen.

Sophie Charlotte Rieger im Corsogespräch mit Sigrid Fischer |
    Enge Freunde: Robert Lebeck (Charly Hübner) gelingen berührende Aufnahmen von Romy Schneider (Marie Bäumer), Szenenbild aus "3 Tage in Quiberon" von Emily Atef
    Im Film "3 Tage in Quiberon" steht das Leiden und Scheitern der Heldin Romy Schneider im Mittelpunkt - mit möglicherweise negativen Folgen für das Frauenbild der Zuschauer (© 2018 Prokino Filmverleih GmbH)
    Dass unendlich mehr Frauen Filmfächer studieren und Filmhandwerk lernen als schließlich Filme drehen, ist bekannt. Dass es hierarchische Strukturen und Machtmissbrauch gegenüber Frauen im Film- und Fernsehgeschäft gibt, das ist auch bekannt - und seit es die Bewegungen Time's up und #MeToo gibt, wird auch öffentlich darüber gesprochen. Aber ändert sich auch was? Der 5. Diversitätsbericht des Bundesverbandes Regie stellt fest: nein. Danach stagniert der Anteil frauengemachter Kinofilme seit 2010 bei 22 Prozent. Danach haben auch die öffentlich-rechtlichen Sender ihr Versprechen auf Gleichstellung von Regisseurinnen nicht eingelöst.
    Auf die Strukturen hinter dem Problem schauen ab Donnerstag das Filmnetzwerk LaDOC und die Kunsthochschule für Medien Köln – auf der Konferenz "Macht Strukturen". Sophie Charlotte Rieger wird dort einen Workshop abhalten zur Genderdiversität in Film und Fernsehen. Als freie Kritikerin betreibt sie den Blog "Filmlöwin".
    Viele Zusagen, wenig Umsetzungen
    Die meistdiskutierte Maßnahme zur Veränderung von Sturkturen sei die Quote, besonders im Fach Regie, weil sich die Absolventenzahl zwischen Männern und Frauen ziemlich genau aufteile, so Sophie Charlotte Rieger im Dlf. Es werde aber zu wenig über die Strukturen reflektiert. Es gebe zwar viele Zusagen und Versprechungen, aber wenig Umsetzungen.
    Die Bloggerin und Filmkritikerin bewertet Filme unter anderem unter dem Aspekt "emanzipatorisch wertvoll". "Ich glaube, dass man jede Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln und mit unterschiedlichen Schwerpunkten erzählen kann", so Rieger. Und auch Frauen würden sexistische Filme drehen. Sexistische Strukturen würden in der Gesellschaft von vielen Faktoren aufrechterhalten und fortgeschrieben - Filme, Bücher und Computerspiele seien ein Teil davon.
    Mutter Beimer darf bleiben
    In ihrem Workshop bei der Konferenz "Macht Strukturen" in Köln will sie Impulse geben, sich selbst und die eigenen Vorurteile zu hinterfragen und zu schauen, welche Stereotype man selbst immer wieder reproduziert in den Geschichten, die man erzählt. Es gehe stark darum, an der eigenen beruflichen Praxis zu arbeiten. Das Leiden der Frau sei zum Beispiel ein sehr beliebtes Motiv in Filmen. Und grundsätzlich gebe es wenige Biopics über Frauen. Allerdings gehe es immer um Vielfalt, deshalb dürften auch "Mutter Beimers" vorkommen, aber es sollte auch Gegenstücke dazu geben.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.